Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Planungswettbewerb Neubau des Laborgebäudes Haus 7 für das Robert-Koch-Institut (RKI) an der Seestraße in Berlin

Nicht offener, einphasiger Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren

  • Status Abgeschlossen
  • Veröffentlichung 22.11.2022
  • Entscheidung 30.06.2023

Entscheidung des Preisgerichts

Das Preisgericht tagte am 30. Juni 2023 unter dem Vorsitz von Herrn Professor Markus Allmann im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Berlin-Charlottenburg. Es wurden ein erster, ein zweiter, ein dritter Preis sowie drei Anerkennungen vergeben. Das Preisgericht empfiehlt einstimmig die Arbeit 1721 des 1. Preisträgers zur Realisierung.
Die Koordination und Durchführung des Wettbewerbsverfahren erfolgte durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).

Das Preisgericht tagte in folgender Zusammensetzung:

Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter:

  • Prof. Markus Allmann, Architekt, München
  • Liza Heilmeyer, Architektin, Stuttgart
  • Alexander Koblitz, Architekt, Berlin
  • Elise Pischetsrieder, Architektin, Zürich/Berlin

Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter:

  • Johannes Heyne, Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Ref. Z 33
  • Dr. Anke Engelbert, RKI, Abteilungsleiterin Zentrale Verwaltung
  • Philipp Dittrich, BBR, Referatsleiter IV 6 – Projektmanagement RKI, Europa-, Deutschlandhaus

Stellvertretende Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter:

  • Josef Hämmerl, Architekt, Stuttgart
  • Birgit Rudacs, Architektin, München

Sachverständige

  • Marko Markovic, Hitzler Ingenieure Projektmanagement, Kosten
  • Achim Maier, Max-Delbrück-Centrum, Laborplanung
  • Sabine Kleeberg, BBR, Ref. IV S 3, Bau- und Planungsrecht
  • Eberhard Kurzke, BBR, Ref. IV S 2, Techn. Ausrüstung und Energie
  • René Wauer, BBR, Ref. IV S 2, Techn. Ausrüstung und Energie
  • Julia Zimmermann, BBR, Ref. A2, Nachhaltigkeit

Verfahrensberaterinnen

  • Antje Kotlan, Architektenkammer Berlin (bis 13 Uhr)
  • Susanne Scharabi, Ausschuss für Vergabe und Wettbewerbe der Architektenkammer Berlin (ab 12:30 Uhr)

Koordination und Durchführung des Wettbewerbs, Protokoll

  • Gesa Petersen, BBR, Referatsleitung A 2
  • Michael Kasiske, Ken Koch, BBR, Ref. A 2, Projektleitung Wettbewerb

Vorprüfung

  • Katja Pfeiffer, Architektin
  • Juliane Zach, Architektin

Preisträger

1. Preis - 1721

SWAP Architekten ZT GmbH, Wien

Entwurf: Georg Unterhohenwarter, Rainer Maria Froehlich

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Aleksandra Maričić, Georg Wilhelm, Gerfried Hinteregger

Fachberatung: Bollinger+Grohmann (Statik & Brandschutz)

1. Preis - 1721 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, einen quadratischen Baukörper. 1. Preis - 1721 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Der quadratische Baukörper ist vom Hof aus gesehen exakt mittig zwischen Gebäude 5 und 6 positioniert. Dadurch wird trotz der engen Verhältnisse eine lockere und respektvolle Distanz zu den Bestandsgebäuden geschaffen. Folgerichtig ist der Eingang zur gemeinsamen Mitte ausgerichtet. Hierdurch entsteht eine kommunikative Beziehung der Eingänge aller Häuser zueinander, die den Hof bestimmen. Durch das Angebot eines Nebeneinganges von Osten sind die barrierefreien Stellplätze und die Anlieferung optimal angebunden. Der neue Baustein wird zu einem neuen Mitspieler auf dem Campus, der sich selbstbewusst und im Zusammenspiel mit den anderen Gebäuden sehr gut einfügt.

Die auf Kommunikation ausgelegte Eingangssituation wird im Inneren konsequent fortgeführt. Angelagert an das Foyer befinden sich öffentliche Bereiche wie der Schulungsraum sowie Pausen- und Kommunikationsflächen, die sich für eine Belebung des Innenhofes anbieten. Dieses Prinzip setzt sich dann in den Obergeschossen fort. Die großzügigen Treppenelemente laden zum Treppensteigen ein und münden in den gut belichteten Kommunikationszonen der Obergeschosse. Im Norden liegen die Büroräume, im Süden U-förmig um einen Kern von Nebenräumen organisiert die Laborräume mit den
Dokumentationszonen. Dies erlaubt fast beiläufig eine optimale Trennung der Wege von Personen und Laborlogistik. Einzig die längsseitige Öffnung des Lastenaufzuges ist suboptimal. Ebenfalls wird der direkte Zugang aus den Laboren in die beiden südlichen Treppenhäuser kritisch gesehen und muss überdacht werden.
Die innenräumliche Qualität ist überzeugend. Die Kommunikationsflächen und die Wegeführung ergänzen sich optimal und versprechen eine lebendige und kommunikative Atmosphäre im Haus mit hervorragender Funktionalität aus technischer Sicht.

Ähnlich leichtfüßig wie die innere Organisation zeigt sich das äußere Erscheinungsbild. Das Gebäude umgibt eine großzügige, rationale und schlanke Struktur, die der Kubatur ihr Gewicht nimmt. Einzig die Fassadenbegrünung wird kritisch gesehen.

Der Entwurf wirkt konstruktiv durchdacht und korreliert mit dem äußeren Erscheinungsbild. Sein robustes Gerüst ist aus Beton, das durch Holzelemente sinnvoll ergänzt wird. Die dadurch entstehenden flachen Decken lassen eine flexible Nutzung und Installation zu. Ein spannender und vielversprechender Ansatz, der in der Realisierung überprüft werden muss. Der hohe Grad an Vorfertigung ist auch hinsichtlich der komplexen Baustellensituation zu begrüßen.

Die Lebenszykluskosten sind gut angesetzt, insgesamt sind Anpassungen zur Einsparung möglich und sollten in Betracht gezogen werden. Die Flächeneffizienz liegt unter dem Effizienzziel, aber in einem akzeptablen Bereich. Anpassungen sind anzustreben.
Insgesamt stellt die Arbeit eine in Funktionalität, Gestaltung und Qualität der Aufenthaltsräume sehr überzeugende Lösung dar. Struktur und Gestaltung bilden eine wohltuende und konsequente Einheit, die einem modernen Laborgebäude gerecht werden.

2. Preis - 1710

Burckhardt Architektur, Berlin

Entwurf: Carsten Krafft, Daria Grouhi

Mitarbeiter: Luka Witalinkski, Kohli Dhruv

2. Preis - 1710 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, einen quadratischen Baukörper. 2. Preis - 1710 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Selbstbewusst, eigenständig und freistehend sitzt der 5-geschossige Solitär in der Lücke zw. Haus 5 und Haus 6 und arrondiert so die Liegenschaft. Die Bauflucht im Süden wird aufgenommen, die Anbindung an Haus 5 erfolgt im 1. OG über eine zurückliegende Verbindungsbrücke und im Untergeschoss.

Sein volumetrisch klein gehaltener Auftritt zeigt einen sensiblen Umgang bei der Setzung zugunsten des wertvollen Campusparks. Der relativ kleine Fußabdruck sowie die ausgebildete Form des Baukörpers mit zurückgesetztem Technikgeschoss wird vom Preisgericht positiv bewertet.
Die Gelassenheit der Arbeit setzt sich im strukturell stringenten Aufbau des Hauses fort. Der Eingang liegt angenehm asymmetrisch angeordnet an der Längsseite zum Innenhof und mündet in einem 2-geschossigen Raum. Das Ausformulieren einer Adresse im Sinne der eindeutigen Erkennbarkeit des Eingangs wird vermisst.
Der zweigeschossige Raum wird prägendes Element bei der Strukturierung des Aufbaus. Er findet sich gespiegelt und in der Höhe verschoben im 3. und 4. Geschoss wieder. Diese Räume nehmen die informellen Kommunikationsflächen, die ein zukunftsorientiertes Forschungsgebäude zum Ideenaustausch benötigt, sehr schön auf.
Hier liegen an West- und Ostseite auch die Besprechungsräume. Über die Lage dieser Räume an der Fassade kann Tageslicht tief ins Gebäudeinnere fallen. Vermisst wird eine nach oben führende offene Treppe. Die Laborzonen liegen gegeneinander versetzt und über einen sekundären Laborkern getrennt an den Längsseiten. Der so entstehende windmühlenartige Grundriss wird stringent durchdekliniert.

Eine Stahlbetonskelettkonstruktion im Raster von 7,20 m verspricht auch die mögliche Umsetzung der gewünschten Flexibilität. Der Wandel von Büro- zu Laborfläche und umgekehrt ist in den Gebäudeecken möglich.

Der Baukörper wird über die vorspringenden Gesimse horizontal akzentuiert. Das Konstruktionsraster bildet sich in der leicht zurückliegenden Fassade ab. Das so entstehende großzügige und strukturierende „Fassadengrid“ wird mit opaken Brüstungselementen und darauf sitzenden Glasfassaden mit öffenbaren Fenstern gefüllt.
Die Fassadenbekleidung von Stützen, Stürzen und Brüstungen erfolgt mit profilierten Betonformteilen mit Abbruchklinkerzuschlag.

Im Technikbereich wird das Fehlen des geforderten Durchreicheautoklavs kritisiert.

Die Investitionskosten werden als niedrig bewertet die Instandhaltungskosten als hoch.

Die klassische Laborfassadenausbildung unterstreicht die positive Gelassenheit des Entwurfs und zeigt, dass weniger oft mehr sein kann. Insgesamt stellt der Entwurf eine angemessene Lösung dar, die sich auf die Aufgabenstellung sensibel und sympathisch einlässt.

3. Preis - 1722

RIEHLE KOETH, Stuttgart
(vormals Riehle + Assoziierte, Reutlingen)

Entwurf: Hannes Riehle, Maximilian Koeth

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Shuhui Wang, Johannes Pojtinger, Mario Walker, Hao Liang

Fachberatung: Konrad Merz - Merz Kley Partner (Tragwerksplanung), Leypoldt - ZWP (TGA), Scherbening - Dekra (Brandschutz), Luc Monsigny - Levin Monsigny (Landschaftsarchitektur)

3. Preis - 1722 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, einen quadratischen Baukörper. 3. Preis - 1722 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau ist als großer 6-geschossiger Baukörper mit einer differenzierten, quaderförmigen Kubatur konzipiert. Mit der Nord-Süd-Ausrichtung und leicht außermittigen Platzierung schafft er zwei besondere stadträumliche Qualitäten: zum einen entsteht ein angenehm proportionierter Zwischenraum zum Haus 6 und mit der Annäherung zum Haus 5 kann der bisherige zu schmale Tiefhof mit einer Erweiterung am Neubau räumlich aufgewertet werden. Der neue Tiefhof fügt sich angenehm in das bestehende Wegegeflecht des Innenhofs ein.

Mit der Ausbildung eines 2-geschossigen Vorbaus, erhält der Neubau eine eindeutig lesbare Adresse. In dessen Mitte, gut sichtbar, befindet sich der zentrale Eingang.

Das Gebäude weist eine klare Struktur mit einer Drittelung aller Raumzonen von jeweils 11,50 m auf. Dabei wird eine mittige, flexible Nebenraum- Schacht- und Kernzone von den stützenfreien Hauptnutzflächen flankiert. Diese zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität aus, so dass je nach Bedarf die Laborspangen flexibel erweitert oder verkürzt werden können. Der Regelfall sieht hierbei übersichtlich organisierte Nutzungsbereiche mit einer nach Norden orientierten Bürozone und einer nach Süden anschließenden Laborzone vor. Die klare innenräumliche Struktur, bei der die notwendigen, einläufigen Treppen die Kopfseiten der Servicespange aufnehmen, prägen das Fassadenbild. Im Innern befinden sich allerdings nur sparsam eingesetzte Kommunikationsflächen, die den kopfseitigen Büros vorgelagert sind. So schön die Treppenräume in den Stadtraum leuchten, so wenig innenräumliche Qualität haben sie als „Außenborder“ für den Geschossübergriff im Innenraum. Anders verhält es sich mit den Aufenthaltsflächen im Außenraum, die dem Entwurf eine besondere Qualität verleihen.
Neben dem erwähnten Tiefhof wird das Dach des Vorbaus als große Außenterrasse qualifiziert und die Büros erhalten so einen vorgelagerten Balkon.

Das Gebäude ist als Holz-Beton Hybridbau konzipiert. Dabei ist die mittige Servicespange als Stahlbetonkern gedacht, von dem aus Hohldielen die sehr große Spannweite von 11,50 m zur Fassade überbrücken. Ob die Fassade mit einem vorgesetzten Tragwerk aus Baubuche den statischen und brandschutzrechtlichen Anforderungen genügt, bleibt dabei fraglich. Die Konstruktion eines Hohlbodens stellt keinen Laborstandard dar.
Die rote, differenzierte Aluminiumfassade, zeichnet sich durch horizontale Gesimse und vertikalen Streben, die das Konstruktionsraster nachzeichnen, aus. Mit dem roten Ton aller Fassadenelemente fügt sich der Neubau gut in das bestehende Backsteinensemble ein. Die individuelle Begrünung erscheint fragwürdig und überflüssig. Die großflächige Belegung der Südfassade mit Photovoltaikpaneelen bildet eine angenehme Varianz des Fassadenbilds.

Der Entwurf kann durch seine klare Grundrissstruktur überzeugen, die ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität zulässt. Die differenzierte Baukörperkubatur ermöglicht dabei unterschiedlich bespielbare Außenräume, die einen hohen Gebrauchswert versprechen. Dies betrifft den besagten Tiefhof oder die zum großen Innenhof orientierte Außenterrasse. Die Qualität der gemeinschaftsstiftenden Kommunikationsflächen in den Innenräumen, hat dabei leider nicht die vergleichbare Qualität wie die Außenräume. Lageplan und Modell sind ca. 2 m in Nord-Süd-Richtung verkürzt dargestellt worden. Dies stellt ein weiteres Defizit der Arbeit dar, weil der ohnehin große Fußabdruck des Neubaus das bestehende Geviert noch weitflächiger versiegeln würde.
Der hohe Grad der Ausarbeitung des Entwurfs hinterlässt einen positiven Eindruck.

Anerkennung - 1704

Schulz und Schulz Architekten, Leipzig

Entwurf: Prof. Ansgar Schulz, Prof. Benedikt Schulz, Dominik Schuermann

Mitarbeiter: Tobias Krautwig, Roman Stamborski, Felix Sonnenberg

Anerkennung - 1704 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes. Anerkennung - 1704 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf schlägt ein sechsgeschossiges Laborgebäude mit einem natürlich belichteten Atrium vor. Der Haupteingang orientiert sich konsequent zum Hof und bietet einen großzügigen Zugang mit Blick in den Innenhof. Die vertikale Haupterschließung sämtlicher Geschosse erfolgt über eine im Atrium angeordnete Wendeltreppe. Halbkreisförmige Aufweitungen der Galerien bilden Kommunikationsbereiche und bieten abwechslungsreiche Blickbeziehungen zwischen den Geschossen.

Strukturell setzen sich die Grundrisse aus zwei parallelen Labor- und Bürospangen mit dazwischen liegenden Funktionsblöcken, welche das Atrium räumlich begrenzen, zusammen. Die Begrünung des Atriums mit großen Bäumen erscheint nicht plausibel. Städtebaulich zu
hinterfragen ist der Grundflächenbedarf des Neubaus, welcher den Hof des RKI signifikant verkleinert.

Die konsequente Stapelung der Regelgeschosse formt einen kräftigen vertikalen Innenraum, welcher fast schon beiläufig die inneren Laborzonen belichtet und damit eine willkommene Variation des klassischen Laborbaus darstellt. Inwieweit die Verglasungen zum Innenbereich bei einer Realisierung wirtschaftlich umgesetzt werden könnten, wäre in der weiteren Ausarbeitung zu prüfen. Die dienenden Räume zwischen den Laborspangen trennen diese Funktionsbereiche und können zukünftig zu einer mangelnden Flexibilität der Labornutzung führen. Die Grundhaltung erscheint großzügig, ist jedoch durch die strenge Struktur in seiner Entwicklungsfähigkeit begrenzt.

Räumlich und gestalterisch wird das architektonische Konzept in den unterschiedlichen Konstruktionsweisen ablesbar umgesetzt. Die beiden vertikalen Erschließungselemente mit Fluchttreppen und Schächten werden als Stahlbetonkonstruktion vorgeschlagen, an denen die beide Labor- und Büroflächen als Holzkonstruktion angebunden sind. Die vorgeschlagene Konstruktion erscheint plausibel. Die Realisierbarkeit der Fassaden mit vorgehängten Elementen ist in Bezug auf die Genehmigungsfähigkeit zu verifizieren.
Die vorgehängten Holzfassaden entwickeln sich folgerichtig aus der Gebäudestruktur und vermitteln mit den niedrigen Brüstungen ein angenehmes horizontal gegliedertes Fassadenbild. Die geschlossenen Stirnseiten bzw. Treppenhäuser werden durch gestalterisch fragwürdige Fenster belichtet.
Das vorgeschlagene Brandschutzkonzept berücksichtigt die Ausbildung von bis zu vier Nutzungsbereichen und erscheint plausibel.

Hervorzuheben sind die gut angeordneten Kommunikationsflächen im Atrium. Die Konstruktion der Fassade erfolgt in Holzrahmenbauweise mit einer Dämmung in Holzfaser.
Die intensive Dachbegrünung erfordert einen hohen Pflegeaufwand in Kombination mit der PV-Anlage. Besonderen Augenmerk sollte einer möglichen Verschattung des Atriums gewidmet werden.
Der gewählte Fensterflächenanteil der Fassade lässt ein gutes Klima in den Arbeitsräumen erwarten.

Die dargestellten Schächte sind zu klein dimensioniert und ohne Platzreserven geplant. Insgesamt sind die Anforderung an die Lüftung erfüllt, der S3* Autoklav allerdings nicht dargestellt.

Der Entwurf ist konsequent strukturiert und in allen Belangen gut durchgearbeitet. Er besticht durch die Entwicklung eines neuen Typus des Laborbaus mit dem Angebot eines zentralen Kommunikationsraums mit einer Belichtung der Laborbereiche. Allerdings geht diese Entwurfsentscheidung zulasten des Freiraums des Hofs des RKI.

Anerkennung - 1708

wulf architekten, Stuttgart

Entwurf: Tobias Wulf, Steffen Vogt, Gabriel Wulf

Mitarbeiterinnen: Urta Halili, Sofia Odintsova

Fachberatung: Bela Berec, Architektur-Modellbau-Gestaltung (Modell), Mathias Lenz, Edgar Fink - Mayer Ludescher Partner (Tragwerksplaner), Christian Luft, Kai Babetzki - Drees + Sommer (Fassadenplanung), Christian Heinekamp, Hermann Zeltner - dr. heinekamp (Laborbau)

Anerkennung - 1708 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, einen quadratischen Baukörper. Anerkennung - 1708 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Neubau arrondiert das bestehende Gebäudeensemble mit einem freistehenden Baukörper. Ein 2-geschossiger Sockel mit Klinkerfassade trägt eine 3-geschossige „Laterne“, welche durch eine grüne Fuge als Zwischengeschoss zu schweben scheint. Die Komposition bietet eine originär für den Ort entwickelte architektonische Antwort und fügt das große bauliche Volumen stadträumlich sowie gestalterisch gelungen ein. Durch den parallel zur Straße entwickelten Gebäudegrundriss wird der Freiraum im Hof so weit wie möglich erhalten. Die Verteilung der Baumasse wird als gelungen beurteilt. Der Versiegelungsgrad und der Anteil an UG-Flächen ist durchschnittlich.

Der Sockelbereich mit Klinkerfassade des Neubaus orientiert sich in der Höhe am Bestand und führt die Traufkante von Haus 6 fort. Die Klinkerfassade im Sockelbereich hat eine lange Lebensdauer, welche länger als der Betrachtungszeitraum des Gebäudes ist (d.h. > 50 Jahre). Es sind allerdings keine Recycling-Klinker vorgesehen, wodurch ein großes Maß an Treibhausgasemissionen verursacht wird und viel graue Energie für die Erstellung der Fassade notwendig ist. Die Fassadenbekleidung der „Laterne“ ist als gefaltete Glas- sowie PV-Panel-Hülle vorgesehen, welche eine leichte filigrane Wirkung entfalten soll. Die graue Energie und die verursachten CO2-Emissionen werden für diese vollflächige Fassadenkonstruktion als hoch eingeschätzt. Beim oberen Gebäudeteil ist kein außenliegender Sonnenschutz geplant. Daher wird der sommerliche Wärmeschutz kritisch beurteilt. Im Zwischengeschoss sind neben einer umlaufenden begrünten Terrasse mit Get-to-gether-Zone die Technikflächen verortet. Die Terrassen haben eine hohe Aufenthaltsqualität. Es sind allerdings keine Sanitärräume auf der Zwischenetage vorgesehen, wodurch die Nutzbarkeit einschränkt ist. Ein großes
Potenzial dieses Geschosses wären auch Kommunikationsflächen im Innenraum.

Die Adressbildung erfolgt über zwei Eingänge vom Hof an den Gebäudeecken sowie jeweils an der SW- sowie NO-Fassade. Die Anbindung an Haus 5 erfolgt im UG über eine Rampe sowie über ein Brückenbauwerk im 1. OG in der Raumschicht der bestehenden Büroräume.
Die beiden notwendigen Treppenräume liegen gegenüber der Testplanung eingerückt im Grundriss, wodurch weitere Büroflächen an der Fassade möglich werden. Diese Büros weisen eine sehr geringe Raumtiefe auf, was sowohl in der Nutzbarkeit sowie der Kosten-Nutzen-Betrachtung nachteilig beurteilt wird.

Das Raumprogramm ist erfüllt, die geforderten Funktionsabläufe werden nachgewiesen.
Die Bezüge zwischen den Funktionsbereichen sind überzeugend. Die Anforderungen an Barrierefreiheit werden erfüllt.

Im Bereich ZBS6 fehlt ein Kühlraum und es ist kein Durchreiche-Autoklav vorgesehen. Die hohe Flexibilität der Laborgrundrisse wird positiv bewertet.

Die gewählte Skelettbauweise mit zweiachsig gespannten BSH-Massivholzdecken und mit Auskragungen von ca. 2,50 m im Bereich der Fassade ist zu prüfen. Die Kombination aus BSP-Wänden im Erdgeschoss und 1. OG mit vorgehängter hinterlüfteter Klinkerfassade sind hinsichtlich Konstruktion, Klima- und Ressourcenschutz kritisch zu bewerten.

Die Treppenhäuser sind innenliegend, haben keine natürliche Belichtung und bieten dadurch keine attraktive vertikale Erschließung. Die beiden Treppenräume haben im Erdgeschoss keinen direkten Zugang ins Freie.
Es bedarf einer Treppenraumerweiterung zur Außenwand.

Es wird eine Regenwassernutzung über eine Zisterne vorgeschlagen, dies wird positiv bewertet und ist im weiteren Verlauf zu prüfen. Die Orientierung der PV-Flächen im oberen Gebäudeteil wurde mittels digitaler Simulation für den Wettbewerb entwickelt, was positiv bewertet wird. Der Anteil an solaraktiven Flächen ist überdurchschnittlich und entspricht hohen Zielen eines klimagerechten Gebäudebetriebs.

Die Abstandsflächenüberdeckung zu Haus 6 ist im weiteren Planungsverlauf zu begründen.

Die Flächeneffizienz ist unter dem Zielwert, aber über dem Mindestwert. Die Kosten sind durchschnittlich, dabei müssen die KG 310 Baugrube und Logistik besonders beachtet werden.
Die Lebenszykluskosten werden als niedrig prognostiziert.

Die Anforderungen an das Technikkonzept sind grundsätzlich erfüllt. Kurze Trassen- und Leitungsführungen werden als positiv beurteilt. Um die Nutzung des Zwischengeschosses als Technikflächen zu plausibilisieren, ist ein Nachweis für Technik-Einbringöffnungen notwendig. Die Erreichbarkeit der Technikflächen sind nachzuweisen.

Die kontextuelle Einordnung des Entwurfs wird als originärer Vorschlag positiv gewürdigt.

Anerkennung - 1720

BAYER & STROBEL ARCHITEKTEN, Kaiserslautern

Entwurf: Gunther Bayer, Peter Strobel

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen: Lena Wagner, Janina Hüther, Jaqueline Gregorius, Joschua Deimling

Fachberatung: Hans-Georg Averdunk - Hospitaltechnik Planungsgesellschaft mbH Krefeld (Medizin- und Labortechnik), Alexander Oertel - S.I.G. Schroll Consult GmbH Saarbrücken (TGA)

Anerkennung - 1720 Perspektive

Bild / Video 1 von 5

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, einen quadratischen Baukörper. Anerkennung - 1720 Perspektive Perspektive

Beurteilung durch das Preisgericht

Der 6-geschossige Baukörper nimmt die südliche Bauflucht von Haus 5 und Haus 6 auf und fügt sich „selbstverständlich“ in die Bestandssituation ein. Auch die vorhandene horizontale Fassadengliederung der Bestandsbauten wird in den Brüstungsbändern aufgenommen, ebenso die Farbigkeit bei neuer Materialität.

Durch die gewählte Fassadenkonstruktion aus vorgefertigten Holzelementen führt der Entwurf mit Lisenen ein neues Element ein. Resultierend aus der Konstruktion erfolgt eine durchdachte Auflösung der Ecke.

Die Erschließung des Gebäudes über die Ecke bei Haus 5 ergibt sich weder aus der Wegeführung im Außenbereich noch aus der strengen geometrischen Ordnung der Fassade. Auch die verwinkelte Wegeführung vom Haupteingang zur inneren Gebäudeerschließung überzeugt nicht. Zwar machen die Verfasser ein repräsentatives Angebot zur Erschließung des 1. OG über eine im Atrium liegende einläufige Treppe, diese endet jedoch indifferent. Zur vertikalen Erschließung müssen die beiden Fluchttreppenhäuser, eines davon innenliegend und nicht an den Außenraum angebunden, genutzt werden.

Im Süden des Gebäudes bieten die Verfasser einen attraktiven Pausenraum an, der sich über 2 Geschosse erstreckt und mit einer Spindeltreppe erschlossen wird.

Die Labore sind L-förmig an der Nord- und Ostseite des Gebäudes angeordnet und natürlich belichtet. Die Bürospange liegt an der Südfassade. Die Anordnung der Nutzflächen überzeugt. Kritisch wird die Größe der zentralen Gebäudeschächte, insbesondere für Nachinstallationen und/oder Arbeiten im Schacht gesehen.

Die Verkehrsflächen wirken unübersichtlich und verhältnismäßig groß, teilweise sind Kommunikationszonen in den Verkehrsflächen gekennzeichnet.

Das Konstruktionsraster von 7,20x7,20 m ist für einen Holzbau unverhältnismäßig groß gewählt und korrespondiert nicht mit dem Laborraster. Es kommt im Innenraum zu einer Vielzahl von ungünstigen Stützenstellungen.

Das Montagekonzept erscheint schlüssig und ermöglicht im Rückbaufall eine saubere Materialtrennung.

Die Kennzahlen lassen eine wirtschaftliche Bauweise sowie durchschnittliche Lebenszykluskosten erwarten.

Die konstruktive Stringenz, die die Fassade verspricht, wird innenräumlich nur bedingt eingelöst.

Informationen zum Wettbewerb

Auslober, Koordination und Durchführung

Maßnahmenträger und Auslober

Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

vertreten durch

Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)

vertreten durch

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Bauherrin

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)

Nutzer

Robert-Koch-Institut (RKI)

Auslobung, Koordination und Durchführung des Wettbewerbs

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Referat A 2
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin

Gesa Petersen (Referatsleitung)
Michael Kasiske (Projektleitung)
Ken Koch

Verantwortlich für die Durchführung der Baumaßnahme

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Referat IV 6
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin
Philipp Dittrich (Referatsleiter)
Maximilian Steinbächer (Projektleiter)

Wettbewerbsaufgabe

Auf der bundeseigenen Liegenschaft Seestraße 10 in Berlin-Wedding soll ein weiteres Laborgebäude, Haus 7, für das Robert-Koch-Institut (RKI) realisiert werden. Die Berliner Labore des RKI sollen aus betrieblichen Gründen an diesem Standort zusammengezogen werden.

Der gestalterischen Ausformulierung des Baukörpers kommt aufgrund der städtebaulichen Position und der Einbeziehung in den Gebäudebestand eine besondere Bedeutung zu.

Eine effiziente und flexible Gebäudebelegung sowie das Bereitstellen von optimalen Laborstrukturen mit sehr guter technischer Ausstattung stehen im Vordergrund. Gemäß Raumprogramm umfasst der Flächenbedarf rd. 5.075 qm (NUF), von denen 35 % reine Laborflächen sind.

Auf den Lebenszyklus des Neubaus bezogen sollen die Planungsansätze wirtschaftlich und ökologisch tragfähig sein und auf die Minimierung der späteren Herstellungs-, Nutzungs-, Rückbau- und Entsorgungs- bzw. Verwertungskosten unter Berücksichtigung der Umweltkosten abzielen. Das Gebäude soll ressourcenschonend und bevorzugt mit Baustoffen mit geringen Treibhausgas-Emissionen in Produktion und Entsorgung geplant und errichtet werden; zum Abschluss der Baumaßnahme soll u.a. ein Mindesterfüllungsgrad in Höhe von 65 % des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen „BNB Silber“ nachgewiesen werden. Darüber hinaus gilt die Vorgabe den EGB 40-Standard der Energieeffizienz zu erreichen.

Um die Labore aus Haus 4 vom Dienstsitz am Nordufer baldmöglichst umziehen zu können, wird eine zügige Fertigstellung angestrebt.

Ziel des Wettbewerbs ist es, ein geeignetes Architektenteam sowie das beste Vorentwurfskonzept für die Bauaufgabe zu ermitteln. Die Fachplanungsleistungen werden in separaten VgV-Verfahren vergeben. In Hinblick auf die Planungsziele der Nachhaltigkeit wird eine enge und kooperative Zusammenarbeit angestrebt. Es wird dringend empfohlen, sich bei der Bearbeitung der Wettbewerbsaufgabe durch einen Fachplaner für technische Gebäudeausrüstung beraten zulassen. Die Kostenobergrenze liegt im Wettbewerb bei rd. 53,7 Mio. EUR brutto für die Kostengruppen 300 bis 500.

Weitere Beauftragung im Anschluss an den Wettbewerb:
Die Ausloberin beabsichtigt, der Empfehlung des Preisgerichts folgend mit dem ersten Preisträgerteam Verhandlungen aufzunehmen mit dem Ziel, die Leistungsphasen 2 (Vervollständigung) bis mindestens 5 nach HOAI § 34 (Honorarzone IV) zu beauftragen, sofern kein wichtiger Grund der Beauftragung entgegensteht und der Auftragnehmer ein wirtschaftliches Angebot einreicht. Die Ausloberin behält sich eine stufenweise Beauftragung sowie die Beauftragung weiterer Leistungsphasen vor; ein Rechtsanspruch auf eine Beauftragung der weiteren Leistungsphasen besteht nicht.
Sollten die Verhandlungen mit dem ersten Preisträger aus wichtigen Gründen scheitern, wird die Ausloberin unter den verbliebenen Preisträgern ein Verhandlungsverfahren nach VgV (Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge) durchführen.

Wettbewerbsverfahren

Nichtoffener, einphasiger anonymer Planungswettbewerb für Architekten nach den RPW 2013 mit vorgeschaltetem offenen Bewerberverfahren.

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Kontakt

  • Referat A 2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
    Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau
    Straße des 17. Juni 112
    10623 Berlin

    Tel.: +49 30 18401-9201
    E-Mail: architektur@bbr.bund.de

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