Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Planungswettbewerb Julius Kühn-Institut FORUM in Berlin Dahlem

Nichtoffener, einphasiger Wettbewerb für die Disziplinen Landschaftsarchitektur (federführend), Architektur und Kunst mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

  • Status Entschieden
  • Veröffentlichung 11.11.2022
  • Entscheidung 19.09.2023

Bauprojekt

  • Nutzer Julius Kühn-Institut

Entscheidung des Preisgerichts

Das Preisgericht tagte am 19. September 2023 unter dem Vorsitz von Franz Reschke im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Berlin-Charlottenburg. Es wurden ein erster, ein zweiter, ein dritter Preis sowie drei Anerkennungen vergeben. Das Preisgericht empfiehlt einstimmig die Arbeit 1193 der 1. Preisträger unter Berücksichtigung der Empfehlungen und der Hinweise in der schriftlichen Beurteilung der Realisierung zugrunde zu legen.
Die Koordination und Durchführung des Wettbewerbsverfahren erfolgte durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.

Preisträger

1. Preis - 1193

LA.BAR Landschaftsarchitekten, Berlin mit LANKES KOENGETER Architekten GmbH, Berlin und nachbars garten // Elisabeth Howey, Leipzig

Entwurf
Landschaftsarchitektur: Rüdiger Amend, Eike Richter
Architektur: Hans Josef Lankes, Per Köngeter, Jean-Benoit Houyet
Kunst: Elisabeth Howey, Enne Haehnle, Kay Zimmermann

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Karen Veit (BNB Koordination für Nachhaltigkeit), Violetta Zilbersher, Georgia Gkliati, Ivo Brand, Ayman Saadeldin

Fachplanung | Beratung
Statik: Axel Kästner

1. Preis 1193 - Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, in der Mitte befindet sich das Gebäude mit einem Gründach, links befindet sich ein Bestandsgebäude, der Außenbereich ist begrünt. Vor dem Gebäude befinden sich Skulpturen aus Beton. 1. Preis 1193 - Rendering Perspektive - Blick von der Königin-Luise-Straße auf das neue Forum

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Campus des Julius Kühn-Instituts wird durch die vorgeschlagene bauliche Ergänzung sowie die umfassende Neustrukturierung der Freiräume wohltuend neugeordnet. Der Entwurf sieht dabei eine einheitlich ausgestaltete Rundwegeführung sowie eine kleinteilig durchgrünte Freiraumstruktur vor. Die notwendigen Verkehrsflächen werden selbstverständlich integriert.
Das ehemalige Arboretum bleibt dabei weitgehend unangetastet, was von der Jury positiv bewertet wird.
Rund um das ergänzte und umgebaute Bestandsgebäude wird eine analog zum Bestand leicht erhabene Grünfläche ausgebildet, Treppen und Wegerampen führen zum zentral gelegenen Eingang des Gebäudes.

Die südliche Entréesituation zum Grundstück des JKI wird dabei visuell über den offenen Speisesaal bis zur Terrasse im Garten nördlich des umgebauten Kantinengebäudes fortgeführt. Die Jury diskutiert diese Geste hinsichtlich ihrer Ausgestaltung teils kontrovers, scheint diese doch nicht bis zuletzt konsequent und ausreichend großzügig ausformuliert.

Die Verortung der Nutzungen im Gebäude als auch die Bezüge zwischen Innen- und Außenraum werden als gelungen bewertet. Der vorgeschlagene weite Dachüberstand trägt sehr gut zur Nutzbarkeit der Räume im Übergang zum Freiraum bei. Die attraktiven Synergien zwischen Speise- und Lesesaal überzeugen noch nicht bis zuletzt - eine selbstverständlichere Verbindung zwischen den Nutzungen wäre wünschenswert. Die Aussagen zur Freiraumgestaltung im Umfeld des Gebäudes bleiben noch schematisch, Qualitäten von Teilflächen- oder bereichen bleiben teils vage. Die den beiden
Bestandsgebäuden A und B vorgelagerten Pflanzflächen werden begrüßt und tragen zur Einbindung der zentralen Grünfläche auf dem Hof bei. Das visuell sehr präsente Gründach wird grundsätzlich begrüßt, stellt jedoch ebenfalls eine gestalterische Herausforderung dar. Im Ensemble aus mächtigen Altbauten, den neueren Forschungsgebäuden und verschiedenen Gewächshäusern wird das begrünte Satteldach zu einem wohltuend eigenständigen Charakter des umgebauten Kantinengebäudes beitragen.

Positiv bewertet wird der ökologische Wert des Gründachs, hinsichtlich Biodiversität und der Option zur Wasserspeicherung auf der südlichen Dachseite. Die filigrane Gestaltung der Fassaden in Holz wird als gelungen beurteilt, jedoch scheint das Gebäude durch das ‚mächtige Dach‘ etwas niedrig. Die Verortung der Nutzungen im Gebäude ist plausibel und verspricht grundsätzlich attraktive Büro- und Leseräume. Die Arbeit zeugt von einer hohen ökologischen Qualität hinsichtlich der vorgeschlagenen Baustoffe für das Tragwerk und die Fassadenverkleidung. Die umfassenden Aussagen zu
raumklimatischen Aspekten, wie z.B. Nachtlüftung und Querlüftung des Speisesaals werden positiv wertgeschätzt.

Förmlich organisch aus dem Grund - und zugleich aus der Idee von Architektur, Landschaftsarchitektur und Ort heraus - wachsen „Fruiting Bodies“ - 10 bis 12 Skulpturen in vielfältiger organischer Formensprache. Spielerisch angeordnet führen sie über das Gelände wie sie auch thematisch auf allgemeingültiges Organisch-Geformtes verweisen und sehr reflektiert auf das Thema des JKI Bezug nehmen. Das Preisgericht lobt darüber hinaus die Perspektive auf eine angemessene Alterung der Beton-Objekte durch Sedimentanlagerungen sowie Bewuchs durch Moose und Flechten.

Die Arbeit stellt einen in allen Bereichen und Disziplinen wertvollen Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Hervorzuheben ist das sehr gute und harmonische Zusammenspiel der verschiedenen Disziplinen.

2. Preis - 1197

friedburg & HHVH Landschaftsarchitektur mit FORMATION A und Anna Talens, Berlin

Entwurf
Landschaftsarchitektur: Inga Hahn, Susanne Friedburg
Architektur: Lina Müller, Torsten Lockl
Kunst: Anna Talens

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Roxane Kell, Linda Reiners
Architektur: Esra Kahveci, Nicola Gilbert, Jan Malecek

Fachplanung | Beratung
Tragwerk: StudioC, Nicole Zahner, Johannes Winter
Visualisierung: Nightnurse Images
Visual Artist: Sebastian Schlunk

2. Preis 1197 - Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes. In der Mitte befindet sich ein kreisrunder, verglaster Flachdach-Pavillion. Vor dem Gebäude befinden sich eine Außenterrasse mit Sitzmöglichkeiten. 2. Preis 1197 - Rendering Perspektive - Blick auf das Forum

Beurteilung durch das Preisgericht

Die selbstbewusste Setzung des kreisförmigen Solitärs in den Innenhof, eröffnet neue funktionale Bezüge zwischen Hauptzugang, Gebäude A und B und dem Campus mit Laborgebäuden, Gewächshäusern und Technikgebäuden. Aufgrund der kreisförmigen offenen Kontur richtet sich das Gebäude nach allen Seiten aus und verbindet so die einzelnen Bereiche des Campus.
Das Forumsgebäude wird Blickfang für Besucher und öffnet gleichzeitig den Blick auf das Laborgebäude, auf das es in seiner Modernität reagiert.

Die rückwärtige Grünfläche wird gestalterisch zugunsten der städtebaulichen Geste zurückgenommen, dafür öffnet sich vor dem Gebäude westlich eine großzügige Platzfläche als Begegnungsort und neue Mitte.

Die starke Begrünung an Haus A wird als Schattenspender und zusätzliche differenzierte Raumkante als positiv gesehen, die im Kontrast zur Aufenthaltsqualität des Forumsplatzes steht. Gelobt wird der behutsame Umgang mit dem Arboretum.Die gesamte Gestaltung der Freianlagen erscheint nicht in allen Teilen konsequent weitergeführt und verliert zum Teil die Stringenz. Der südlich dem Pavillon angelagerte Grünbereich erscheint gestalterisch unmotiviert und überspielt nicht die schwierige topografische Situation in diesem Bereich.

Der barrierefreie Zugang im Westen bedingt eine relativ starke Neigung der Platzflächen im Übergangsbereich zum Haupteingang, die durch eine Rampenanlage am Haus A aufgefangen wird.

Der leichte Pavilloncharakter wirkt sehr freundlich und einladend. Die Grundrissorganisation mit zentralem Funktionskern des Altbaus, der in den Erweiterungsbau integriert wurde, und die offenen vielfältigen Flächen werden als hohe Qualität angesehen.
Die Lage von Speiseraum und Lesesaal bilden einen multifunktional nutzbaren Raum, der sich großzügig zum Außenraum öffnet und vom Besucher schnell auffindbar ist. Büroräume sind schlüssig angeordnet. Der Charakter lebt von der umlaufenden Glasfassade, die in Hinblick auf die Raumklimatisierung kritisch gesehen wird. Eine
Nachtauskühlung ist jedoch vorgesehen.

Die Wahl des Baustoffs Holz wird positiv gesehen. Eine Wiederverwendung der alten Gewächshausverglasungen für die äußere Glasschicht der Fassade zeugt von einem bewussten Umgang mit Recycling Materialien, jedoch erscheint es fraglich, ob die erforderlichen energetischen
Werte damit erreicht werden können.

Dass sich der künstlerische Beitrag aus „Triticum“ und „Makro“, sowohl im Außenraum als auch im Innenraum darstellt, wurde sehr positiv wahrgenommen. Auch die zur Architektur wohl proportionierten filigranen Edelstahl-Skulpturen von Weizenähren im Außenraum fanden
wohlwollendes Echo. Die fotografische Wandarbeit im Innenraum fand großes Beachten, mit Potential nach oben, was Farbigkeit und Sujetnachvollziehbarkeit angeht. Kritisch wurden die geschichtlichen Bezüge die die skulpturalen goldenen Weizenähren aufwerfen betrachtet. Dennoch ist eine intensive Zusammenarbeit des Verfasserteams spürbar.

3. Preis - 1182

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH mit kleyer.koblitz.letzel.freivogel architekten gmbh und Inges Idee, Berlin

Entwurf
Landschaftsarchitektur: Tobias Micke
Architektur: Alexander Koblitz
Kunst: Georg Zey

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Mathias Werner, Julis Jaroschinsky
Architektur: Maria Neumeier, Philipp Posth

3. Preis 1182 - Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, in der Mitte befindet sich das Gebäude. Der Außenbereich ist begrünt. Es befinden sich Personen vor dem Gebäude. 3. Preis 1182 - Rendering Perspektive - Blick auf den Haupteingang Forum

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit geht detailliert auf die Aufgabenstellung ein und versucht die Aspekte des Masterplans in eine zusammenhängende Gestaltung zu überführen.

Bauwerk und Außenanlagen bilden ein stimmiges Gesamtbild. Die vorgeschlagenen Kunstobjekte nördlich des Gebäudes und auf der Dachfläche fokussieren zusätzlich auf das Zentrum der Liegenschaft.

Die Bestandsvegetation wird umfassend zurückgenommen, so dass eindeutige und strukturierte Grünflächen entstehen. Die befestigten Flächen um das erweiterte und umgebaute Bestandsgebäude fächern sich sternförmig nach außen hin auf und ermöglichen so gelungen die Anbindungen in alle Bereiche der Liegenschaft. Kritisch gesehen werden die aufwändigen Einfassungen entlang der Wegeflächen sowie die schwierige Auffindbarkeit der barrierefreien Rampe zum Haupteingang des Gebäudes.
Der Anteil an schattenspendenden Bäumen im Umfeld des Bauwerks scheint zu gering. Das östlich gelegene Arboretum bleibt klar abgegrenzt und wird selbstverständlich an die umgebende Durchwegung der Liegenschaft angebunden und so erlebbar.

Das Gebäude setzt sich als Riegel in die Blickachse der Zuwegung, nimmt sich jedoch in der Nachbarschaft der historischen Ensembles stark zurück. Durch das Abschrägen der westlichen Gebäudekante nimmt der Erweiterungsbau die Gebäudekante des Altbaus auf und
löst die kritisch diskutierte Riegelwirkung auf und begleitet den Weg zum nordwestlichen Campus.

In der Blickachse zwischen Haus A und B empfängt ein verglaster Eingang die Ankommenden und offeriert einen Durchblick in den hinteren Teil des Forums, der durch das Aufklappen des Daches betont wird. Den Entwurfsgedanken, möglichst viel Gebäudesubstanz zu erhalten und diese aufzuwerten, kann die Jury gut nachvollziehen. Der bestehende Kantinenraum wird zum Herzstück des Gebäudes und öffnet sich im Norden zu einer Terrasse mit hoher Aufenthaltsqualität. Auch die Funktionsflächen im Mittelteil bleiben erhalten, separieren jedoch das im Westen angebaute Informationszentrum mit den Lesebereichen und Büroflächen, was kritisch hinterfragt wird. Der vom Denkmalschutz gewünschte Erhalt des Wandreliefs wird positiv gewertet.

Die Kubatur ist als Strukturbau in Holz mit einer Holzlamellenfassade mit einem ausgewogenem Anteil an offenen und festen Elementen konzipiert. Raumklimatische Aspekte erscheinen durch einen geringen Fensterflächenanteil gut gelöst. Die Dacheindeckung aus Zink ist jedoch hinsichtlich einer Regenwassernutzung problematisch. Insgesamt fügt sich das Gebäude bescheiden und zurücknehmend in den Freiraum ein und überzeugt als Ort der Kommunikation und des Austausches.

Der Kunstbeitrag „Wachsen und Wässern“ sucht einen „humorvollen Beitrag zu Architektur und zur Geschichte des Ortes“. Die Installation bestehend aus zwei Außenskulpturen bildet eine Brücke zwischen Architektur, Landschaftsarchitektur und Nutzung. Während der „Halm“ als Landmarke in der Zuwegungsachse über den Gebäudefirst ragt, markiert die „Laufende Gießkanne“ denselben. Das Preisgericht diskutiert Dimensionierung und ikonographische Gesamtwirkung kritisch.

Anerkennung - 1185

100Landschaftsarchitektur mit Gruppe 030, Kartenbeck und Lang Architekten und Ute Vauk-Ogawa, Berlin

Entwurf
Landschaftsarchitektur: Thilo Folkerts
Architektur: Lion Schreiber, Benedikt Breitenhuber, Sergey Kolesov, Franziska Käuferle, Andreas Lang
Kunst: Ute Vauk-Ogawa

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Zdenka Stulic, Jannis Schiefer

Anerkennung - 1185 Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, in der Mitte befindet sich das Gebäude, links befindet sich ein Bestandsgebäude, der Außenbereich ist begrünt. Anerkennung - 1185 Rendering Perspektive - Blick von der Königin-Luise-Straße auf das neue Forum

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt einen dem Ort und Ensemble angemessenen Pavillon vor, der den Wettbewerbsbereich nachvollziehbar in einen harten, öffentlichen Hofraum und einen weichen, grünen, das Arboretum weiterführenden Parkbereich gliedert. Von der Königin-Luise-Straße wird man gut orientiert und entlang eines von Bäumen flankierten Entréeplatzes auf das in der Achse verglaste Forum geführt. Der Höhenversprung wird durch eine Freitreppe überwunden, die Rampe liegt seitlich. Diese willkommen heißende Geste und klare Führung wird positiv gewertet. Die Lenkung zu den Neubauten im
Norden entlang eines breiten Erschließungsweges ist jedoch räumlich zu wenig prägnant ausgebildet.

Der Freiraum ist in drei Bereiche geliefert. Der Hofraum erhält mit einem "Gartenfeld" ein neues Element, dies wird positiv gesehen, allerdings wird die Bespielung und der nötige Pflegeaufwand der Hochbeete kritisch gesehen. Das Arboretum wird mit wenigen Eingriffen adäquat weiterentwickelt. Im Parkbereich befinden sich ein Pavillon mit Pergola, der aus einem Bestandsgewächshaus entwickelt wurde sowie weitere Elemente, die zwar Aufenthaltsqualitäten anbieten wollen, aber den Raum zergliedern und dem Parkraum seine potentielle Kraft nehmen. Leider bleibt der Freiraum und die Wegeführung ingesamt schematisch.

Das Gebäude ist ein klar gegliederter, langgestreckter, geklinkerter niedriger Baukörper mit einem leicht geneigten, die Dachform des Bestandsgebäudes C aufgreifenden, Satteldach. Unter diesem Dach wird das Bestandsgebäude zurückschnitten und punktsymmetrisch über einen offenen durchgesteckten Kantinen- und Leseraum gspiegelt. Dieses einfache architektonische Mittel dynamisiert den Raum unter dem Dach und verknüpft Hofraum und Parkraum mit dem Gebäude zu unterschiedlichen Seiten diagonal mit überdachten Außenbereichen. In die geschlossenen Wände sind
Bänke integriert. Die Grundrissorganisation überzeugt in Funktion, Übergangsbereichen und Raumbildung aus offenen und geschlossenen Bereichen. Die Arbeitsplätze im UG werden kritisch hinterfragt.

Die raumklimatische Qualität des Gebäudes wird aufgrund des geringen Fensteranteils positiv gewertet. Die Fassade aus recycelnden Klinker lässt eine gute Dauerhaftigheit über den betrachteten Lebenszyklus von 50 Jahren hinaus erwarten. Die Kupferdeckung des Dachs ist jedoch hinsichtlich einer Regenwassernutzung problematisch.

Ingesamt liegt hier eine schlichte, feinprofilierte und gleichzeitig starke Architektur vor, die sich angemessen und präzise in das Ensemble einpasst.

Die mehrteilige Steinskulptur Big Beans / Favas setzt in ihrer Konzeption stimmig mit der weltweit 6500 Jahre alten Kulturpflanze der Bohne an. Die überdimensional vergrösserten Bohnensamen, umgesetzt in unterschiedlich farbige Natursteine, aus roten, schwarzen und weißen Granit, wirken geheimnisvoll und klassisch zugleich. Kritisch wurde die etwas geringe Anzahl wahrgenommen. Aber ein dem Ort inhaltlich und ästhetisch sehr zugewandter Beitrag.

Die Arbeit stellt insgesamt einen wohlproportionierten leisen Dreiklang von Architektur, Landschaftsarchitektur und Kunst dar.

Anerkennung 1195

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH mit Winkelmüller Architekten GmbH und stoebo - Bogman & Störmer, Berlin

Entwurf
Landschaftsarchitektur: A. W. Faust
Architektur: Henner Winkelmüller
Kunst: Cisca Bogmann, Oliver Störmer

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Sophie Holz, Camillé Regimbart, Theresa Balogh, Carolina Damwerth, Leoni Layer
Architektur: Simon Kiefer, Alina Jahn

Fachplanung | Beratung
Visualisierung: LINDENKREUZ EGGERT GbR

Anerkennung - 1195 Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, in der Mitte befindet sich das Gebäude, links befindet sich ein Bestandsgebäude, der Außenbereich ist begrünt. Anerkennung - 1195 Rendering Perspektive - Blick von der Königin-Luise-Straße auf das neue Forum

Beurteilung durch das Preisgericht

Der nach Nord-Westen aufgeweitete Baukörper teilt das Forum in einen städtischen und einen landschaftlichen Bereich. Das Arboretum wird auf nördlicher Seite gestalterisch bis an das Gebäude fortgesetzt und mit Wegen und Platzbereichen aufgewertet.

Während der Freiraum in nordöstlicher Richtung eine hohe Aufenthaltsqualität und Begegnungsräume verspricht, verbleibt der südliche Bereich der Freifläche als urbaner und steinerner Wegraum. Die klare Gliederung wird von der Jury gelobt, der hohe Versiegelungsgrad verbunden mit zahlreichen Baumfällungen jedoch wird kritisch betrachtet.

Die Freiflächengestaltung konzentriert sich weitgehend auf den Kernbereich des Areals. Die Bestandsgebäude werden wenig einbezogen, und lediglich durch einen Saum aus Stauden und Kleinsträuchern gefasst.

Der erhöhte „Platzrahmen“ vor dem Eingang bildet eine einladende Geste und dient zugleich als Terrasse der Kantine. Die barrierefreie Erschließung auf westlicher Seite schafft dabei lange Wege. Die Positionierung der Terrassenbereiche der Kantine im Eingangsbereich verspricht eine gute Adressbildung, zugleich wird eine Verschattung durch Bäume und Vegetation vermisst.

Der Entwurf schreibt das Bestandsgebäude in westlicher Richtung fort und bildet ein pavillonartiges Gebäude, das sensibel auf die dreiseitig gefasste räumliche Situation der Bestandsgebäude (Haus A und B) reagiert. Die Anmutung des Gebäudes ist einladend und großzügig.
Auch die Kubatur fügt sich gut in den vorhandenen Kontext. Die Transparenz der Fassade wird auf südlicher Seite geschickt durch Schotten aus Recycling-Ziegel des Schornsteins kontrastiert und aufgelockert.
Die komplexe Grundrissfigur bildet einen offenen Bereich im Zentrum und gliedert die andienenden Räume geschickt ringförmig um einen Social-Hub. Der Küchenbereich verbleibt dabei ohne größere Eingriffe im östlichen Teil des Bestandsgebäudes. Die Arbeitsräume sind nach
Nordosten Richtung Arboretum orientiert und versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität.

Die Arbeit zeugt von einer hohen ökologischen Qualität hinsichtlich der vorgeschlagenen Baustoffe für das Tragwerk und die Fassadenverkleidung. Raumklimatische Aspekte werden aufgrund eines geringen Fensterflächenanteils positiv gewertet.

Die künstlerische Intervention „Spektrum“ manifestiert sich in einer wandgebundenen Arbeit an der Frontfassade. Sie besteht aus vier parallelen Wänden aus wiederverwendeten Ziegeln mit einem eingelassenen zunächst abstrakt scheinenden Relief. Dabei wird die im künstlerischen Konzept formulierte Prozesshaftigkeit besonders lobend hervorgehoben. Die Erstellung des Kunstwerks gliedert sich in zwei Phasen und bezieht das Bestandsmaterial ein. Das pflanzliche Motiv, welches im ersten Schritt in die Ziegelfassade des Schornsteins eingefräst
werden soll, überzeugt inhaltlich und formal. Die Sicht-barkeit des Entstehungsprozesses während der Bauzeit wird ebenfalls als sehr positiv bewertet. Auch die Integra-tion des Bestandsmaterials und zugleich dekonstruierten Bildmotivs wird grundsätzlich als gelungen eingeschätzt.
Kritisch wird jedoch diskutiert, inwiefern sich das prozessuale Konzept nach Fertigstellung dem:der Betrachtenden vermittelt.

Bei der genauen Position des künstlerischen Elements wird die Belichtung des dahinterliegenden Raums in der Diskussion in Frage gestellt. Das Kunstwerk befindet sich
an der Eingangsseite des Geländes und bildet den Hintergrund der Terrasse, welche im architektonischen Entwurf vom nördlichen Gelände auf die Südwestseite
verlegt wurde.

Das Ensemble kreiert so einen urban anmutenden Raum, der einen Gegenpol zum begrünten Bereich hinter dem Gebäude darstellt. Insgesamt wird der Entwurf als wertvoller und sensibler Beitrag gewertet.

Anerkennung 1196

Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden mit CODE UNIQUE Architekten GmbH, Dresden und Lucia Dellefant, München

Entwurf
Landschaftsarchitektur: Till Rehwaldt
Architektur: Volker Giezek, Martin Boden-Peroche
Kunst: Lucia Dellefant

Mitarbeit
Landschaftsarchitektur: Martin Mengs, Julia von Vietinghoff, Michal Michalski, Nic Züchner
Architektur: Dominic Geppert, Amelie Langkutsch, Michael Klemm, Anne Eschrich

Fachplanung | Beratung
Kunst: Glasteam München
Stahlbau: Otto Rainer

Anerkennung - 1196 Rendering

Bild / Video 1 von 6

Das Bild zeigt die Perspektive des Entwurfes, in der Mitte befindet sich das Gebäude, links befindet sich ein Bestandsgebäude, der Außenbereich ist begrünt. Anerkennung - 1196 Rendering Perspektive - Blick von der Königin-Luise-Straße auf das neue Forum


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Freiraum ist passend zum Gebäude ruhig und funktional gestaltet. Es wird jedoch kontrovers diskutiert, ob die einfach gehaltene Freiraumqualität ausreicht, einen angemessen repräsentativen und identitätsstiftenden Ort zu definieren. Die befestigten Flächen, durchgängig aus Granitpflaster, wirken etwas formell, der Befestigungsgrad ist hoch. Die rückseitige Caféterrasse „Kantinenfreisitz“ ist richtig angeordnet, ob ihre Größe ausreicht, wird debattiert.

Die zurückhaltende Gestaltung des Arboretums, das perspektivisch zum Klimawald entwickelt werden soll, wird begrüßt. Die Wegeanbindung Richtung Technikum und Laborgebäude ist nicht klar genug ausgearbeitet.
Die Zugänglichkeit der Sitzstufen über die Rasenflächen ist nicht optimal gelöst. Die seitliche Anordnung des Rampenzugangs wird im Sinne von design for all hinter-fragt. Die Fällung von 47 Bäumen wird ebenfalls kritisch gesehen.

Die Fassade strahlt nord- und südseitig eine große Ruhe und Klarheit aus, wirkt hier jedoch durch ihren weitgehend geschlossenen Charakter bis auf die fast monumentale Eingangsgeste etwas verschlossen. Die große Freitreppe und die aufgestaffelte „Dachlaterne“ bilden eine klare Geste in Richtung des öffentlichen Straßenraums und bieten Orientierung. Die Grundrisse sind bestandsorientiert, funktional gehalten und entsprechen den Anforderungen des JKI. Der vom Denkmalschutz gewünschte Erhalt des Wandreliefs ist gut und plausibel inszeniert. Es bildet einleuchtend die symetrische
Mittelachse der nahezu gespiegelten Grundrissstruktur.
Der durchgesteckte großzügige und transparente Durchgangsraum in der Mitte überzeugt und verbindet logisch den Vorplatz mit der nordseitigen Gartenpartie.

Die seitlichen Raumqualitäten und geschlossenen Fassaden lassen das Gebäude insgesamt recht introvertiert wirken und werden kritisch beurteilt, weil sie sich bis auf die Arbeitsräume auf der Westseite mit dem umgebenden Raum -nutzungsbedingt- nicht verzahnen. Das Gründach wird positiv bewertet.

Die raumklimatische Qualität wird u.a. aufgrund der Speichermasse der geplanten Holz-Beton-Verbunddecke positiv beurteilt, jedoch ist der Fensterflächenanteil
West hoch.

Die vielteilige Skulpturengruppe Biotopia aus Stahlkonstruktionen und farbigem Glas versucht einerseits das Gelände in seiner Gesamtheit zu erfassen und andererseits auf spielerische Art und Weise Bezüge zum Ort
herzustellen. Dabei wurde jedoch die genaue Positionierung kontrovers diskutiert. Positiv wurde insbesondere die Farbigkeit bewertet.

Diskutiert wurde über konzeptuelle Stringenz in der Verwendung von lateinischen Fantasiebegriffen für Pflanzenarten in Anlehnung an Fachbegriffe als aufgesetzte Ornamente auf die farbigen Gläser. Der spielerische Ansatz wurde in der Diskussion hervorgehoben.

Zudem wurde kontrovers über die skulpturale Anlehnung an Gewächshäuser diskutiert, die einen Ortsbezug zu den Einrichtungen auf dem Gelände herstellen sollen. Die farbigen Elemente kontrastieren die farblich schlicht gehaltene Materialität der Architektur und bilden Anker-
punkte in dem eher ruhig gehaltenen Freiraum.

Bei den unterschiedlichen architektonischen Elementen wurde in der Diskussion der Pavillon als neugeschaffener Aufenthaltsort hervorgehoben, jedoch auch kritisch hinsichtlich des Standorts der der Nutzung und der Realisierbarkeit betrachtet.

Informationen zum Wettbewerb

Auslober, Koordination und Durchführung

Ausloberin

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
Ellerstraße 56, 53119 Bonn

vertreten durch das
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin

Koordination und Durchführung des Wettbewerbs

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Referat A 2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau, Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau

Gesa Petersen ( Referatsleiterin)
Angela L. Kauls (Projektleiterin)
Karin Mayer (Projektleiterin Architektur)

Projektleitung Baumaßnahme

Verantwortlich für die Durchführung der Baumaßnahme, des Verhandlungsverfahrens nach VgV

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Referat BB VI 1
Brigitta Wurst (Referatsleiterin)

Vorprüfung

Philipp Sattler, Landschaftsarchitekt, Berlin
Stefan Mathey, Architekt und Künstler, Berlin

Sachverständige

Elzbieta Stumpf, BBR, Referat B 1 (KG 300)
Jens Henningsen, Landschaftsarchitekt, Berlin (KG 500)
Dagmar Schmid, Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (Kunst)
Björn Schmidt, Landesdenkmalamt Berlin, Gebietsreferent Bau- und Kunstdenkmalpflege (Denkmalschutz)
Julia Zimmermann, BBR, Referat A 2 (Nachhaltigkeit)


Umgebungsmodell: ARCHITEKTUR + MODELL, Henrik Hilsbos, Berlin
Modellfotos: Michael Lindner, Berlin
Faltblatt Wettbewerbsergebnisse: Karsten Drebert, BBR, Referat A 2

Wettbewerbsaufgabe

Für das Julius-Kühn-Institut in Berlin-Dahlem wurde ein Masterplan erarbeitet, der einen Ausbau bei laufendem Betrieb über die nächsten 10 bis 12 Jahre vorsieht. Auf dieser Grundlage soll im Zentrum der Liegenschaft ein gemeinschaftlich nutzbares 'Forum‘ entstehen.

Hierzu sollen hochwertige Außenanlagen (ca. 6.000 qm) geschaffen werden, die sowohl dem Aufenthalt dienen als auch zu einem repräsentativen Entree zur Liegenschaft beitragen. Das darin eingebettete eingeschossige Gebäude soll saniert und erweitert werden (Gesamtnutzungsfläche - NUF - ca. 1.000 qm-Quadratmeter, davon ca. 500 qm im UG) und zukünftig als Kantine, institutseigene Bibliothek sowie Informationszentrum dienen. Im Außenraum und optional im/am Gebäude sollen ein-oder mehrteilige Kunstinterventionen in die Planung integriert werden.

Der Wettbewerbsbereich umfasst neben dem o.g. Kernbereich weitere Außenanlagen des Denkmalensembles. Angesichts des großen Einflusses von Baumaßnahmen auf den Klima- und Ressourcenschutz sollen Außenanlagen und Gebäude die gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen an Nachhaltiges Bauen erfüllen. Für die Außenanlagen soll ein Mindesterfüllungsgrad in Höhe von 65 % (Silberstandard) des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB_AA) nachgewiesen werden. Für das Gebäude soll das Bewertungssystem sinngemäß angewandt werden.

Die Kostenobergrenze für die Kostengruppen 300-500 sowie 620 und 752 liegt bei rd. 8,1 Mio. € brutto.

Ziel des Wettbewerbs ist es, geeignetes Team mit den Disziplinen Landschaftsarchitektur (Federführung), Architektur und Kunst zu finden sowie das beste Vorentwurfskonzept für die Bauaufgabe zu ermitteln. Es wird ein Vorschlag, erwartet, der neben gestalterischer und funktionaler Qualität auch aus Sicht der Nachhaltigkeit überzeugt.

Nach Abschluss des Wettbewerbs wird die Ausloberin ein Verhandlungsverfahren nach VgV unter allen Preisträgern durchführen. Die Wettbewerbssprache ist Deutsch.

Wettbewerbsverfahren

Nichtoffener einphasiger interdisziplinärer Wettbewerb für die Disziplinen Landschaftsarchitektur (Federführung), Architektur und Kunst mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren nach den RPW 2013

Downloads

Weitere Informationen

Kontakt

  • Angela L. Kauls (Projektteam Wettbewerb | Landschaftsarchitektin)
    Karin Mayer (Projektteam Wettbewerb | Architektin)
    Referat A 2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
    Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau
    Straße des 17. Juni 112
    10623 Berlin

    Tel.: +49 30 18401-9202
    E-Mail: jki-forum.wbw@bbr.bund.de

Diese Seite