Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Kunst-am-Bau-Wettbewerb Umbau und Erweiterung Auswärtiges Amt – Kurstraße 33, Kunststandort Kreuzstraße

Offener, zweiphasiger Wettbewerb

  • Status Abgeschlossen
  • Veröffentlichung 13.07.2021
  • Entscheidung 26.04.2022

Bauprojekt

  • Adresse Auswärtiges Amt, Kurstraße 33–35, Kleine Kurstraße 1–2, 10117 Berlin
  • Kunststandort(e) Im Rahmen des Umbaus und der Erweiterung der Bestandsgebäude Kurstraße 33–35 und Kleine Kurstraße 1–2 für Zwecke des Auswärtigen Amtes wird die historische Kreuzstraße wieder erlebbar gestaltet. Sie verbindet die Kurstraße mit der Oberwasserstraße und ist von beiden Seiten öffentlich einsehbar sein. Für die Klinkerfassade und -decke der angrenzenden Oberflächen soll eine künstlerische Intervention entwickelt werden.

    Realisierungssumme: 160.000 Euro brutto

Entscheidung des Preisgerichts

Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Stephan Berg, Kurator des Kunstmuseums Bonn, tagte am 26. April 2022 im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und hat für den Kunststandort Kreuzstraße im neuen Erweiterungsbau einen 1. und einen 2. Preis vergeben.

Preisträger

1289 – 1. Preis Josefine Günschel, Berlin

"same here ..."

1289 - 1. Preis "same here..."

Bild / Video 1 von 2

Das Bild zeigt die Perspektivansicht des künstlerischen Entwurfes, ein abstraktes olivgelbes Schriftobjekt auf dem Gitter der Zaunanlage. 1289 - 1. Preis "same here..." Perspektivansicht des künstlerischen Entwurfes

Beurteilungstext der Jury

Der Entwurf „same here…“ zeigt einen komplexen gelben Schriftzug, der dies- und jenseits des Gitters angebracht ist und dabei in seiner Spiegelung ein auf den ersten Blick nicht lesbares, symmetrisches Zeichen bildet.

Tritt man näher, erkennt man allerdings in den spiegelverkehrten Objekten Schriftzüge, die jeweils aus den Worten „same here but different“ gebildet sind.

Der Entwurf überzeugt dadurch, dass er das Trennende des Gitters einerseits betont und andererseits partiell wieder aufhebt. Die Sprache, die sich eines universell gebräuchlichen Slogans bedient, schafft mit ihrer horizontalen Ausrichtung eine Durchlässigkeit gegenüber der vertikalen Gitterstruktur. Je mehr sich der Betrachter dem zunächst rätselhaften Schriftzug nähert, umso mehr entpuppt sich die Schrift, die einer fremden Kultur zu entspringen, oder einem Graffiti-Zeichen zu ähneln scheint, als mehrdeutige Botschaft aus dem vertrauten englischen Sprachraum. Die tatsächliche Spannung liegt im Unerhörten eines an sich verbotenen Graffiti-Tags auf einem hochoffiziellen Gebäude, dem Auswärtigen Amt.

Die gesamte Arbeit lebt von einer auf verschiedenen Ebenen formulierten Dualität: Zum einen in Bezug auf den innen und außen angebrachten Schriftzug. Zum anderen mit Blick auf den Satz „Same here but different“, der das Verbindende im Trennenden und umgekehrt artikuliert. Zudem entsteht auf den ersten Blick durch den hieroglyphischen Charakter des Textes der Eindruck einer babylonischen Sprachverwirrung, die sich aber nur scheinbar auflöst. So gesehen problematisiert der Entwurf die Entzifferung, die er anbietet und provoziert beim Betrachter eine produktive Enttäuschung.

1293 – 2. Preis Mannstein Mannstein + Vill, Berlin

"EINERSEITS ANDERERSEITS"

1293 2. Preis EINERSEITS ANDERERSEITS

Bild / Video 1 von 2

Das Bild zeigt die Perspektivansicht des künstlerischen Entwurfes, einer Installation aus Leuchtbuchstaben. Die Worte einerseits und andererseits stehen sich an den Wänden gegenüber. 1293 2. Preis EINERSEITS ANDERERSEITS Perspektivansicht des künstlerischen Entwurfes direkt vor der Zaunanlage

Beurteilungstext der Jury

Die Arbeit „Einerseits Andererseits“ trifft die tägliche dialektische Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Auswärtigen Amt mit der einfachen und sprichwortartigen Wortmarke im Kern. Der durch die sich gegenüber stehenden Begriffe gebildete Zwischenraum wird zum Abbild des Prozesses eines ständigen Abwägens auf allen Ebenen. Durch die Einbettung in die tunnelartige Kreuzstraße mit lichten Punkten an beiden Enden wird aber auch deutlich, dass jede Abwägung auf ein Ziel, eine Entscheidung hin ausgerichtet ist.
Ambivalent gesehen wird die Ästhetik der Schriftzüge, die in Ihrer glatten, kühlen und produkthaften Art und Weise der Werbe- und Signage-Industrie entnommen sind und global zu den gängigen Formen der repräsentativen und/oder kommerziellen Gebäudebeschriftung genutzt werden. Die Schlichtheit der Schriftzüge lässt nicht erkennen, dass die zu politischen Entscheidungen führenden Abwägungsprozesse oft unbequem und konfliktreich sind.
Der Maßstab und die vorgeschlagene Be- bzw. Hinterleuchtung der Begriffe überzeugt dadurch, die im nicht zugänglichen Hof platzierte Arbeit auch für Passanten im Vorbeigehen erleben zu können.

Informationen zum Wettbewerb

Auslober, Koordination und Durchführung

Eigentümerin, Bauherrin und Ausloberin

Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)

Nutzer

Auswärtiges Amt

Koordination und Durchführung des Wettbewerbs

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Referat A 2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau, Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin

Beate Hückelheim-Kaune (Referatsleitung)
Ken Koch (Projektleitung Wettbewerb)

Verantwortlich für die Durchführung der Baumaßnahme

Referat BB V 4 – Projektmanagement,
Andrea Koller-Ayrilmaz (Referatsleitung)
Ulrich Wons (Projektleitung)

im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI)

Wettbewerbsaufgabe

Für das Auswärtige Amt werden die Bestandsgebäude Kurstraße 33–35 und Kleine Kurstraße 1–2 hergerichtet und es entsteht ein Neubau als Hofbebauung innerhalb des Blocks entlang der ehemaligen Kreuzstraße. Es sollen hier weitere Verwaltungsflächen mit einer neuen Post- und Kurierstelle, eine Erweiterung des Konferenzzentrums sowie der amtlichen Unterkunft untergebracht werden.

Für die Planung wurde 2016 ein Realisierungswettbewerb durchgeführt, den die Architekten Harris + Kurrle Architekten aus Stuttgart für sich entscheiden konnten.

Aufgabe dieses offenen Kunst-am-Bau-Wettbewerbes K33-Kreuzstraße war die Entwicklung einer überzeugenden künstlerischen Intervention für die Kreuzstraße, eine teils überdachte, teils offene Verbindung zwischen Kurstraße und Oberwasserstraße. Diese kann von Besucherinnen und Besuchern, von den Beschäftigten sowie Passantinnen und Passanten erlebt werden, ohne dass diese den Kunstraum tatsächlich betreten können. Die Kunst am Bau soll Bezug auf den Ort, die Funktionen des Hauses oder auch zur Architektur nehmen. Es wurde erwartet, dass die Arbeit eigens für diesen Ort und diese Aufgabe entwickelt wird. Die Wahl des künstlerischen Mediums wurde den Künstlerinnen und Künstlern freigestellt.

Wünschenswert wäre, wenn die zu entwickelnde Kunst am Bau unter Erfüllung der technischen, baulichen sowie funktionalen Anforderungen auch in den Straßenraum hinein wirken würde, um die Präsenz des Auswärtigen Amtes im städtischen Umfeld zu unterstreichen. Dabei wäre eine künstlerische Gestaltung von Teilbereichen oder des gesamten Abschnittes des zuvor beschriebenen Standortes zwischen den Zaunanlagen, also der Fassade und Decke unter Einbezug des Ziegels, sowie die Gestaltung der Bodenbeläge denkbar.

Wettbewerbsverfahren

Wettbewerbsart

Anonymer, offener zweiphasiger Kunst-am-Bau-Wettbewerb. In der 1. Phase des Wettbewerbes für den Kunststandort Kreuzstraße hatten 30 Künstlerinnen und Künstler eine Arbeit eingereicht, 13 wurden für die 2. Phase zugelassen. Das 2. Preisgericht fand zusammen mit dem Preisgericht des Bewerberverfahrens zum Standort Sprengturm statt.

Das Wettbewerbsverfahren erfolgte gemäß Leitfaden Kunst am Bau (2012) und in Anlehnung an die Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW 2013). Die Wettbewerbssprache war Deutsch.

Preisgericht

Fachpreisrichterinnen und Fachpreisrichter:

  • Prof. Dr. Stephan Berg, Kurator des Kunstmuseums Bonn
  • Nicola Kuhn, Kunstkritikerin, Berlin
  • Jan Edler, Künstler, Berlin
  • Prof. Gunda Förster, Künstlerin, Berlin
  • Juliane von Herz, Kunsthistorikerin, Frankfurt am Main
  • Prof. Dr. Henry Keazor, Kunsthistoriker, Heidelberg

Stellvertretende Fachpreisrichterin und Fachpreisrichter:

  • Roswitha Josephine Pape, Künstlerin, Heidelberg
  • Hans-Peter Kuhn, Berlin

 Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter:

  • Brigitte Bourscheidt, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
  • Dagmar Streich, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
  • Michael Kindsgrab, Auswärtiges Amt
  • Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung
  • Volker Kurrle, Harris + Kurrle Architekten

Stellvertretende Sachpreisrichterinnen und Sachpreisrichter:

  • Dr. Sylvia Haida, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben
  • Isabelle Jordans, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
  • Stephan Evers, Auswärtiges Amt
  • Andrea Koller-Ayrilmaz, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
  • Christina Wüseke, Harris + Kurrle Architekten

Aufwandsentschädigung und Preisgelder

Honorar: Für die ausgewählten Teilnehmenden der 2. Phase ist eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 2.000 Euro (inkl. MwSt.) vorgesehen. Bearbeitungshonorare insgesamt: 30.000 Euro (inkl. MwSt.).

Preisgeld: Es sind zwei Preise vorgesehen: 1. Preis: 3.000 Euro (inkl. MwSt.) und 2. Preis: 2.000 Euro (inkl. MwSt.). Preisgelder insgesamt: 5.000 Euro (inkl. MwSt.).

Downloads

Weitere Informationen

Kontakt

  • Referat A2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
    Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau 
    Straße des 17. Juni 112
    10623 Berlin

    Tel.: +49 30 18401-9202
    Fax: +49 30 18401-9209
    E-Mail: architektur@bbr.bund.de

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