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Neu- und Umbau bestehender Gebäude für den Deutschen Bundestag
Das Bürogebäude wird nach wechselvoller Nutzungsgeschichte nun für den Deutschen Bundestag hergerichtet.
Unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) wird das ehemals von der Botschaft der USA genutzte Gebäude in der Neustädtischen Kirchstraße 4–5 als Bürogebäude für den Deutschen Bundestag hergerichtet. Das Projekt umfasst die Sanierung des Bestandsgebäudes sowie den Rückbau und anschließenden Neubau des angrenzenden Hauses in der Mittelstraße 25. Mit der Bauausführung wurde im Sommer 2017 begonnen.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein in die Denkmalliste des Landes Berlin eingetragenes Baudenkmal, welches zwischen 1886 und 1887 durch die Architektensozietät Hermann von der Hude und Julius Hennicke im Stil der französischen Neorenaissance errichtet wurde. Das als Warenhaus für Armee und Marine konzipierte Gebäude wurde 1937 zum „Haus des Deutschen Handwerks“ umgebaut. Von 1951 an war es der Sitz der Volksbank Berlin und später Sitz der Handwerkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Ab 1977 diente das Haus den Vereinigten Staaten von Amerika zunächst als diplomatische Vertretung in der DDR. Nach der Wiedervereinigung wurde der Komplex zum Botschaftsstandort der USA in der Bundesrepublik Deutschland, bis die US-Botschaft 2008 in den Neubau am Pariser Platz zog.
In einem Architektenwettbewerb wurde 2013 die vollständige Herrichtung des denkmalgeschützten Bestandsgebäudes ausgelobt. Auch Rückbau und Neubau der angrenzenden Mittelstraße 25 waren Teil der Auslobung. Ziel des Wettbewerbs war es, einen ganzheitlich und nachhaltig orientierten Entwurf zu erhalten, der neben architektonischer und funktioneller Qualität auch in energetischer und wirtschaftlicher Hinsicht überzeugende Lösungen im Umgang mit dem Bestand und seiner Erweiterung aufweist.
Modell des Siegerentwurfs von huber staudt architekten
Mit einem Entwurf, der die Grundidee des ursprünglichen Gebäudeentwurfs übernimmt und den Erweiterungsbau klar als Neubau gestaltet, konnte das Berliner Architekturbüro huber staudt architekten den Wettbewerb für sich entscheiden. Besonders erhaltenswerte Bauteile sollen im Zuge der Sanierung nach Möglichkeit denkmalgerecht aufbereitet oder wenn nötig wiederhergestellt werden (siehe „Besonderheiten des Bauprojektes“).
Zu den besonderen Details des Altbaus zählen historische Türornamente wie dieses.
Die historischen Wellblechkappendecken wie hier im Erdgeschoss wurden durch den Rückbau abgehängter Decken im Bestandsgebäude sichtbar.
Bereits im Jahr 2013 wurde eine sogenannte vorgezogene Schadstoffsanierung durchgeführt, um schadstoffbedingte Mehraufwendungen während der Gebäudesanierung zu vermeiden. Außerdem konnten so risikominimierende Erkenntnisse für den weiteren Projektverlauf gewonnen werden: Durch den mit der Schadstoffsanierung verbundenen Rückbau der vorhandenen Einbauten wurden auch die gesamten historischen Baukonstruktionen sichtbar, was zu einer größeren Planungs- und Kostensicherheit der anschließenden Entwurfsplanung beitrug.
Ornamentdetail der bauzeitlichen Wellblechkappendecken, die im Zuge der Gebäudesanierung instandgesetzt werden sollen.
Eine Besonderheit des Bestandsgebäudes bilden bogenförmige Wellblechkappendecken, die auf Stahlunterzügen und Gusseisenstützen mit teils dekorativen Farbüberfassungen lagern und in Teilen vom Kellergeschoss bis zum zweiten Obergeschoss vorhanden sind.
Von Oktober 2017 bis März 2018 fanden Arbeiten am Fundament des Altbaus statt. Hier hatten Erkundungen ergeben, dass die vorhandenen historischen Fundamente für die sichere Statik des Gebäudes nicht mehr genügen. Daher werden diese nun mittels Gründungskörpern im sogenannten Düsenstrahlverfahren (DSV) verstärkt.
Im Untergeschoss des Altbaus wird das Fundament mittels Düsenstrahlverfahren verstärkt.
Dabei wird eine zementhaltige Lösung unter hohem Druck mit einer Düse in das Erdreich gepresst. In Verbindung mit dem natürlichen Boden entstehen im Untergrund betonartige Gründungskörper, welche das ursprüngliche Fundament ergänzen und unterstützen.
Im Februar 2018 wurde mit den Rückbauarbeiten am Erweiterungsgebäude in der Mittelstraße 25 begonnen. Das Gebäude wird komplett abgerissen und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt.
Abbrucharbeiten am Wassertank der Sprinkleranlage des Erweiterungsbaus in der Mittelstraße 25.
Nach Abriss des Erweiterungsbaus in der Mittelstraße erfolgt im nächsten Schritt der Rohbau. In diesem Zusammenhang werden auch weitere Rückbaumaßnahmen im Altbaubereich durchgeführt. Unter anderem werden die Stahlbetondecken entfernt, die in den 1970er-Jahren im Zuge einer Sanierung oberhalb der historischen Wellblechkappendecken eingebaut wurden. Diese Arbeiten sind mit erheblichem Aufwand und Abstimmungsbedarf zwischen unterschiedlichen Beteiligten verbunden und werden im sogenannten Pilgerschrittverfahren durchgeführt. Denn aufgrund der Gebäudestatik können immer nur maximal drei Deckenfelder je Geschoss gleichzeitig zurückgebaut und instandgesetzt werden. Ein Metallrestaurator prüft jeweils nach dem Rückbau, ob die vorhandenen Wellblechkappendecken erhalten werden können. Bei zu starken Schäden werden sie denkmalgerecht ersetzt. Bauhilfskonstruktionen sorgen während dieser Arbeiten übergangsweise für die Standsicherheit des Gebäudes.