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Nicht offener, einphasiger Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren
Das Preisgericht tagte am 22. Januar 2015 unter dem Vorsitz von Ulrike Kremeier, Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus.
Mitarbeit: Simone Michalko
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Jury beurteilt als sehr positiv die „Entgrenzung“ und „Durchsichtigkeit“, die der Entwurf in den gebauten Raum einführt. Das gelingt, indem die historische Fotovorlage in zweifacher Form transformiert wird. Die Bildfläche wird geteilt auf zwei Wandflächen, die sich im rechten Winkel zueinander befinden. Diese Entscheidung erzwingt eine perspektivische Verzerrung der Bildteile und definiert einen Betrachterstandort im Eingangsbereich für die Projektion.
Die Aktivierung des Betrachters wird durch die zeichnerische Umsetzung als „Strich-Ellipsen-Raster“ noch verstärkt. Je näher man dem Bild kommt, desto abstrakter wird es.
Diese doppelte Referenzialität, Großloge einerseits, aktivierte Betrachterstandorte andererseits, erzeugt einen Bedeutungsraum, der historische und gegenwärtige Interessenpolitik und Lobbyismus zu bedenken gibt, ohne deterministisch zu werden. Der Betrachter wird eingeladen, diesen Raum, den man auch als Politischen verstehen kann, zu durchmessen. Die handwerklich-sachliche Wandzeichnung dynamisiert durch das wellenförmige Strichraster nicht nur den optisch aus der Wandebene geklappten Bildraum, sondern auch den Wahrnehmungsprozess des Betrachters und verleiht dadurch der historischen Bildvorlage unmittelbare Präsenz.
und vollführe man täglich aufs Neue ein gänzlich Unerwartetes
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit nimmt spielerisch und humorvoll Bezug auf den sich wiederholenden Alltag einer Verwaltungsbehörde und fordert bereits im Titel zur Reflektion darüber auf. Die Andeutung eines Ballettübungssaals lädt zu einer Vielzahl von Assoziationen ein: handelt es sich hier um eine Aufforderung tatsächlich körperlich aktiv zu werden? Oder hält der Spiegel mit Übungsstange viel mehr dazu an, die eigene Haltung korrigierend zu überprüfen?
Die geplante Spiegelwand lässt das Vestibül offener, größer erscheinen und wirft gleichzeitig den Betrachter auf sich selbst zurück. Der hölzerne Handlauf wirkt an dieser Stelle überraschend und irritiert und lädt sowohl zum Gebrauch als auch zum Gedankenspiel ein. Den mittels Sandstrahlung auf den Spiegel aufgebrachten Schriftzug bzw. Titel bewertet die Jury als zu offensichtlich. Durch die Inklusion des Titels im Kunstwerk selbst und die daraus entstehenden Festschreibungen, scheint es, als habe der Künstler dem eigenen Konzept letztlich nicht ganz getraut. Insgesamt überzeugte die originelle Leitidee des Entwurfs.
Berater: Axel Ludolf (Architekt)
Musa Trogl odytarum
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Jurymitglieder beurteilen diesen sehr originellen Vorschlag, welcher sich auf einer unerwarteten, frischen und poetischen Weise mit dem Ort des Atriums auseinandersetzt, sehr positiv. Diese vielschichtige Arbeit eröffnet einen Reichtum von Assoziationen. Die Fragen der Kontextualisierung und Ortsbezogenheit werden auf einer spielerischen und spannenden Weise durch die Verschiebung des Kontexts in einem neuen Zeit-Raum Verhältnis untersucht. Die Jury kann sich vorstellen, dass diese im ersten Augenschein relativ diskrete aber ständig wechselnde Arbeit sich im Rahmen der täglichen Nutzung des Atriums und des Gebäudes gut integrieren wird – indem sie immer wieder den Betrachter einladen wird, einen anderen Blick auf seine Umgebung zu werfen. Es handelt sich insgesamt um eine sehr überzeugende Arbeit.
Die Liegenschaft des Deutschen Bundestags - Neustädtische Kirchstraße 14 - liegt im historischen Stadtviertel Dorotheenstadt im Bezirk Mitte. Das Gebäude wurde 1880-81 als Familienhotel errichtet. Nachdem es die Kriegs- und Nachkriegsereignisse nahezu unbeschädigt überstanden hatte, wurden dort bis 1989 verschiedene Institutionen des DDR-Kulturministeriums untergebracht.
Um es zukünftig für die parlamentarische Arbeit nutzen zu können, erhält das Gebäude eine Generalsanierung. Die Planung der Architekten BHBVT sieht vor, die erste Gebäudeachse der straßenseitigen Räume und somit auch die Klinker-/Putzfassade in Neo-Renaissance-Formen zu erhalten, andere Teile des Gebäudes dagegen zugunsten einer Erweiterung zurückzubauen. Eine Mauer am rückseitigen Grundstücksende ist das einzige Relikt aus der Zeit, als sich hier ein ausgedehntes Areal einer Freimauerer-Großloge befand. Sie wird nunmehr in die Neubaufassade sichtbar integriert. Das Bestandsgebäude und der Erweiterungsbau werden als Einheit begriffen. Brüche zwischen Alt- und Neubau sollen nicht betont, sondern im Sinne des Gedanken des „Weiterbauens“ zu einem monolithischen Baukörper zusammengeführt werden.
Das zentrale Atrium im 1. Obergeschoss bildet das Herzstück der inneren Erschließung. Es umfasst einen viergeschossigen Luftraum mit umlaufenden Galerien. Von oben werden das Atrium und die Galerieetage durch ein Oberlicht natürlich belichtet. Gewünscht war eine künstlerische Intervention für das Atrium. Dabei war es möglich, Wände, Brüstungen, Boden oder das Dach zu bespielen.
Der historische Eingang bildet weiterhin den Haupteingang des Gebäudes auf Straßenniveau. Nach dem Passieren der Sicherheitsschleuse gelangt man über ein offene Treppenverbindung in eine neue Eingangshalle im Hochparterre, die den Übergang zum Haupttreppenraum darstellt. Der Blick wird hier direkt auf eine Wandfläche gerichtet, die als exponierter Standort künstlerisch gestaltet werden sollte.
Für die Umsetzung von Kunst am Bau wurden für zwei Kunststandorte im Gebäude – Vestibül und Atrium – nichtoffene Wettbewerbe mit einem vorgeschalteten Bewerberverfahren ausgelobt. Aus 114 Bewerbungen wurden die Wettbewerbsteilnehmer durch ein vom Preisgericht unabhängiges Auswahlgremium ausgewählt, die am 10.09.2014 vom Kunstbeirat des Deutschen Bundestags bestätigt wurden.
Referat A2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau
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