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Rückbau von Bestandsgebäuden und Neubau eines Büro- und Verwaltungsgebäudes
Wettbewerbsentwurf des Neubaus für den Deutschen Bundestag in der Schadowstraße 4
Unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) wird auf dem Eckgrundstück Schadowstraße / Dorotheenstraße in Berlin-Mitte ein Neubauprojekt für den Deutschen Bundestag errichtet. Nach Abschluss des 2017 begonnenen Abrisses der bisherigen Bebauung entsteht ein neues Verwaltungsgebäude, in dem unter anderem eine Kantine mit Cafeteria sowie eine betriebsärztliche Praxis untergebracht werden.
Die Liegenschaft für dieses Bauprojekt befindet sich in der historischen Dorotheenstadt im Berliner Bezirk Mitte als nord-östliche Eckbebauung des Stadtblockes Wilhelmstraße, Dorotheenstraße, Schadowstraße und Unter den Linden. Sie wird von zwei bedeutenden Baudenkmälern eingefasst:
Bisher befand sich auf dem Grundstück ein Fertigteilbau aus DDR-Zeiten des Konstruktionssystems „SK Berlin 1972“ (SK steht hier für Skelettbauweise), der 1973 bis 1974 als Verwaltungsgebäude für ausländische Vertretungen vom Architekten Roland Korn erbaut wurde. Das sechsgeschossige Bürogebäude war unterkellert und der gesamte Innenhof mit einer eingeschossigen Tiefgarage überbaut. Das Gebäude wurde nach der Wende als Bürogebäude für verschiedene Behörden des Bundes und des Landes Berlin genutzt.
In dem 2014 ausgelobten Architektenwettbewerb für die neue Bebauung des Eckgrundstücks Schadowstraße / Dorotheenstraße konnte sich das Dresdener Büro CODE UNIQUE Architekten mit seinem Entwurf durchsetzen. Das Preisgericht hob in seinen Erläuterungen zu der einstimmigen Entscheidung insbesondere den respektvollen Umgang mit den an den Neubau angrenzenden denkmalgeschützten Gebäuden, die logische Gliederung und die Schaffung eines großen, gut nutzbaren Innenhofes hervor.
Zum Ende des Jahres 2017 wurden die Vorbereitungen für den Abbruch des Bestandsgebäudes aus der DDR-Zeit getroffen. Der oberirdische Abbruch wurde Mitte 2019 abgeschlossen.
Im Zuge der Rückbaumaßnahmen wurde in dem Innenhof der Liegenschaft in der Schadowstraße 4 auch die alte Tiefgarage abgebrochen.
An den Rückbau des Bestandsgebäudes schlossen sich nahtlos die Spezialtiefbauarbeiten an. Für die Errichtung der Untergeschosse wird die Baugrube aufgrund des anstehenden Grundwassers als wasserdichter Trog hergestellt.
Die Rohbauarbeiten des Neubaus beginnen voraussichtlich im Sommer 2020.
Für die Neubebauung des Areals wurde in einem Architekturwettbewerb im August 2014 das Dresdener Architekturbüro CODE UNIQUE als erster Preisträger ermittelt.
Modell des Siegerentwurfs aus dem Architektenwettbewerb für die Schadowstraße 4
Der städtebauliche Entwurf von CODE UNIQUE Architekten orientiert sich in der Dorotheenstraße sowohl an der Bauflucht als auch in der Traufhöhe am ursprünglichen Bestand und dem Eckgebäude an der Dorotheenstraße / Wilhelmstraße. In der Schadowstraße wird auf das historische Schadowhaus mit einem seitlichen Abstand und einer differenzierten Höhenabwicklung reagiert – die Bauflucht des Schadowhauses wird mit einem fünfgeschossigen Neubauteil aufgenommen, um dann im Bereich der Ecke Dorotheenstraße auf die durchgehende sechsgeschossige Flucht des Gesamtgebäudes zurückzuspringen. Dadurch entsteht in der Schadowstraße ein Vorplatz, welcher die Lage des Haupteingangs unterstreicht. An der Brandwand des Schadowhauses wird ein neuer sechsgeschossiger Seitenflügel errichtet, der den Innenhof mit einer weiteren Bürofassade fasst.
Der Neubau ist über eine Pforte mit Personenschleuse direkt vom Vorplatz in der Schadowstraße zugänglich. Das zentrale Foyer erschließt die Kantine mit Cafeteria und die Arztpraxis des Betriebsärztlichen Dienstes. Die Büros und Besprechungsräume der Obergeschosse sind vom Foyer aus über Aufzüge und eine große Treppenanlage zu erreichen. Die Büroräume in den beiden Straßenflügeln sind als dreibündige Anlage angeordnet, um den Anteil tagesbelichteter Nutzfläche bestmöglich auszunutzen. Das einheitliche Büroraster von 3,75 Metern gewährleistet die hohe Flexibilität, die der Deutsche Bundestag als Nutzer benötigt.
Die Fassade ist in die drei Bereiche Sockel (Erdgeschoss), Regelgeschosse (1. – 5. Obergeschoss) und Staffelgeschoss gegliedert. Das Erdgeschoss mit seinen zentralen Nutzungen wirkt durch seine größtenteils raumhohe Verglasung sehr offen und transparent und erlaubt Durchblicke in den begrünten Innenhof. Die Fassade der Obergeschosse mit den Büroräumen orientiert sich an der ruhigen und homogenen Fassadengliederung des Vorgängerbaus. Sie wird durch eine plastisch ausgebildete Doppelfensterkonstruktion als Kastenfenster neu interpretiert.
Der Neubau ist als Stahlbetonskelettbau mit Stützen, Stahlbetonflachdecken und aussteifenden Stahlbetonwänden und -kernen konzipiert. Er gründet auf einer fugenlosen Bodenplatte. Entsprechend den einwirkenden Lasten wird diese in Teilbereichen verdickt ausgeführt. Bodenplatte und Kelleraußenwände werden als sogenannte WU-Konstruktion ausgeführt. Das heißt konkret, dass für diese Bereiche wasserundurchlässiger Beton zum Einsatz kommt. Wegen des heterogenen Baugrundes mit teils wenig bis nicht tragfähigen Auffüllungen und einer quer über das Baugrundstück verlaufenden organischen Rinne haben die angrenzenden Bestandsbauten differenzierte Gründungen wie Flach-/Pfahlgründung oder Einzelfundamente, die bei der Ausführung des Neubaus berücksichtigt werden müssen: Es gilt daher beim Abbruch, bei der Herstellung der Baugrube und bei der Gründung des Neubaus, Setzungen und Erschütterungen aus der Bautätigkeit auf ein Minimum zu reduzieren.
Entwurf des Schweizer Büros Tremp Landschaftsarchitekten, das als Sieger aus dem Wettbewerb für die Gestaltung der Freianlagen hervorging.
Die Hofeinfahrt für die Anlieferung von Küche und Verwaltung sowie die rückseitige Vorfahrt für Fahrdienste des Deutschen Bundestags wird sich beim Neubau wie schon beim Bestandsgebäude in der Dorotheenstraße befinden. Für die Gestaltung des großzügigen Innenhofes wurde ein offener Wettbewerb für Freianlagen durchgeführt, aus dem das Schweizer Büro Tremp Landschaftsarchitekten im September 2016 als erster Preisträger hervorging. Das Freiraumkonzept sieht grüne Inseln mit einer Bepflanzung aus Traubeneichen und Kiefern sowie waldtypischem Untergehölz vor.