Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Bauprojekt Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz – Dienstsitz Berlin

Erweiterung

Das Rendering zeigt einen modernen Gebäudekomplex von der anliegenden Straße aus gesehen. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Der Standort des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in Berlin-Mitte wird nach dem Entwurf von C.F. Møller Architects erweitert.

Projektdaten

  • Nutzer Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, weitere Bundesministerien, Abgeordnetenhaus von Berlin
  • Adresse Stresemann-, Erna-Berger-, Niederkirchner Straße, 10117 Berlin, Deutschland
  • Architektur C.F. Møller Architects
  • Landschafts­architektur C.F. Møller Landscape
  • Projektleitung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat V 3
  • Wettbewerb 2019, zweiphasiger interdisziplinärer, nichtoffener Wettbewerb nach RPW mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren
  • Planungsbeginn September 2020
  • Baubeginn geplant 2025
  • Fertigstellung geplant 2029
  • Brutto-Grundfläche rund 53.100 Quadratmeter
  • Nutzungsfläche rund 31.500 Quadratmeter

Projektbeschreibung

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung – Referat V 3 – realisiert im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) einen Erweiterungsbau für das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). In dem 2019 durchgeführten interdisziplinären Planungswettbewerb wurde das dänische Büro C.F. Møller Architects mit einem von zwei 1. Preisen ausgezeichnet und konnte sich im anschließenden Vergabeverfahren durchsetzen. An seinem künftigen Standort in unmittelbarer Nachbarschaft des Bundesrates und des Berliner Abgeordnetenhauses wird der geplante Neubau in Holzhybrid-Bauweise hohe städtebauliche sowie gestalterische Ansprüche erfüllen und gleichzeitig als beispielhaftes Projekt die Vorbildrolle des Bundes beim nachhaltigen Bauen unterstreichen.

Zu den definierten Projektzielen zählt unter anderem, die bestmögliche Zertifizierung – nämlich Gold – nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zu erreichen. Dabei soll das Gebäude dem Niedrigstenergiestandard gerecht werden, wobei ein möglichst großer Anteil an Energie regenerativ vor Ort gewonnen werden soll, unter anderem über fassadenintegrierte Photovoltaik-Paneele. Zudem wird der als Projektziel definierte Lowtech-Ansatz zur Nachhaltigkeit beitragen. Hierbei wird, wo es möglich ist, auf Technik zugunsten baulicher Lösungen verzichtet.

Projektverlauf

Ausgangssituation

Bislang ist das Bundesumweltministerium mit rund 1.240 Beschäftigten auf vier Standorte in Berlin und einen Standort in Bonn verteilt. Durch die Neubaumaßnahme sollen nun alle Berliner Beschäftigten des Ministeriums gemeinsam an einem zentralen Standort arbeiten können. Um das zur Verfügung stehende Baufeld effizient zu nutzen, sollen in dem Neubau möglichst viele Arbeitsplätze und Funktionen untergebracht werden.

Wettbewerb

Für die Erweiterung des Bundesumweltministeriums wurde nach einem Konzept gesucht, das neben gestalterischer und funktioneller Qualität insbesondere in wirtschaftlicher, ökologischer und energetischer Hinsicht überzeugt. Um ein geeignetes Planungsteam aus Architektinnen und Architekten sowie Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten zu finden sowie das beste Vorentwurfskonzept für die Bauaufgabe zu ermitteln, führte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung einen interdisziplinären, nichtoffenen Planungswettbewerb durch.

Der Planungswettbewerb wurde nach einer zweitägigen Preisgerichtssitzung am 6. Dezember 2019 entschieden. Es wurden drei Preise und vier Anerkennungen vergeben. Das Preisgericht unter Vorsitz der Architektin Anett-Maud Joppien zeichnete den Wettbewerbsentwurf von C.F. Møller Architects mit C.F. Møller Landscape aus Aarhus, Dänemark sowie von JSWD Architekten aus Köln mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten mit je einem 1. Preis aus. Im anschließenden Vergabeverfahren konnte sich das überarbeitete Konzept von C.F. Møller Architects durchsetzen.

Entwurf

Der Entwurf von C.F. Møller Architects sieht zwei unterschiedlich gestaltete Baukörper vor, die teilweise über Brückenbauwerke untereinander und mit dem Bestandsgebäude des Bundesumweltministeriums verbunden sind.

Während der eine Baukörper zur Ecke Stresemannstraße / Niederkirchnerstraße eine geschlossene Fassade bildet, öffnet sich der andere Gebäudeteil mit mehreren begrünten Freiräumen zur Umgebung. Der repräsentative Eingangsbereich mit einem verglasten, zweigeschossigen Foyer entsteht an der Niederkirchnerstraße.

Es entsteht Raum für rund 1.300 Arbeitsplätze, die zur Deckung des Berliner Bedarfs des BMUV sowie zur Unterbringung von Büroflächen für weitere Bundesministerien und für das benachbarte Abgeordnetenhaus von Berlin genutzt werden sollen.

Das Konzept berücksichtigt in besonderem Maße Aspekte des nachhaltigen Bauens sowie der flexiblen, damit ebenfalls nachhaltigen Nutzbarkeit des Gebäudes (siehe Abschnitt Projektdetails).

Nächste Schritte: Planung

Im Rahmen der sogenannten Vorentwurfsplanung wurden durch das BBR alle wichtigen Planungsthemen in Form von Variantenuntersuchungen und Entscheidungsvorlagen bearbeitet. Damit sind die Aufgaben für die Anfang 2022 begonnene Entwurfsplanung definiert. Gleichzeitig starteten vorbereitende Maßnahmen zur Herrichtung des Baugrundstücks, darunter der Rückbau der bestehenden Außenanlagen des Bundesumweltministeriums.

Mit der Ausführungsplanung und der Baufeldfreimachung (Bodenaustausch) wurde Ende 2023 begonnen. Die Fertigstellung der Baugrube wird Ende 2025 erwartet, sodass im vierten Quartal 2025 mit dem Rohbau begonnen werden kann.

Projektdetails

Lebenszyklusbetrachtung

Für nachhaltige Architektur ist die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus notwendig. Das bedeutet, dass bei diesem Projekt sowohl die Herstellung und Nutzungsphase als auch das Lebensende des Bauwerkes in den Blick genommen wird.

Diese umfassende Sicht auf Nachhaltigkeitsaspekte wird durch das Zertifizierungssystem BNB unterstützt. Hierbei werden die Kosten im ganzen Lebenszyklus, der ökologische Fußabdruck des Gebäudes und auch die Rückbaubarkeit quantifiziert und bewertet. Auch Themen wie Flexibilität und Nutzungskomfort gehen in die Bewertung ein, um ein bei seinen Nutzern möglichst gut akzeptiertes Gebäude zu schaffen, das seinen Zweck langfristig erfüllen und bei Bedarf an neue Anforderungen angepasst werden kann.

Insgesamt geht es darum, ein möglichst langlebiges Gebäude zu erstellen und dabei möglichst wenig Ressourcen (ökonomische und ökologische) einzusetzen.

Nachwachsende Rohstoffe

Bei der Auswahl der Baustoffe wird bei diesem Projekt Wert auf nachwachsende und wiederverwendbare Rohstoffe gelegt. Wo dies bautechnisch nicht möglich ist, wird ein größtmöglicher Anteil an wiederverwerteten Materialien, zum Beispiel durch die Verwendung von Recycling-Beton angestrebt. Holz, ein nicht zuletzt aufgrund seiner Eigenschaft als Kohlenstoffdioxidspeicher sehr vorteilhafter Baustoff, kommt größtmöglich zum Einsatz. Die geplante Holzhybridbauweise – also einer Kombination aus Holz- und Stahlbetonbauweise – und die Verwendung von Holzfassadenelementen bringen die Nachhaltigkeit auch nach außen hin zum Ausdruck.

Grundsätzlich wird auf eine einfache Konstruktionsweise (siehe Lowtech) und einen geringen Anteil an Verbindungsmitteln Wert gelegt, um am Ende des Lebenszyklus' des Gebäudes eine einfache, sortenreine Wiederverwendung der Baustoffe zu ermöglichen.

Lowtech

Der sogenannte Low-Tech-Ansatz ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Konzeptes für den Neubau. Das bedeutet, dass baulichen Lösungen gegenüber technischen, oft energieintensiven und wartungsbedürftigen Anlagen der Vorzug gegeben wird. Beispiele hierfür sind beim Erweiterungsbau des Bundesumweltministeriums ein feststehender Sonnenschutz und variable Fenstergrößen, die sich nach dem jeweiligen Wärmeeintrag richten: An den Gebäudeseiten, die stärker der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, sieht der Entwurf kleinere Fenster vor. Um die im Gebäude zu schaffenden Komfortbedingungen auf natürlichem Wege zu erreichen, helfen unter anderem auch die Ausrichtung des Baukörpers zur Sonne, die Konzeption der Gebäudehülle und die Grundrissorganisation.

Ein anderes Beispiel ist der Einsatz speicherwirksamer Materialien in Kombination mit einem Niedertemperatursystem oder einfacher, schichtenarmer Bauteile für ein langlebiges und robustes Gebäude.

Erneuerbare Energien

Neben einer großen Photovoltaikanlage auf dem Dach der gesamten Erweiterung ist eine Fassadenverkleidung mit Photovoltaikmodulen beim Neubauteil an der Stresemannstraße geplant. Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit die anliegende Versorgung durch Fernwärme/-kälte nachhaltiger gestaltet werden kann und ob weitere erneuerbare Energien sinnvoll genutzt werden können. Zwischenzeitlich wurde auch der Einsatz von Geothermie beschlossen.

Flexible Nutzung

Auf den rund 31.500 Quadratmetern Nutzungsfläche des Erweiterungsbaus sollen neben Büros auch eine Kantine, ein Konferenzzentrum und eine Bibliothek entstehen. Dank eines Konzeptes zur nachhaltigen Büroorganisation wird es künftig möglich sein, flexibel auf organisatorische Veränderungen zu reagieren. Insbesondere die Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie haben den Wunsch des Bundesumweltministeriums nach einer hohen Flexibilität verstärkt: Da die herkömmlichen Einzelzellstrukturen nicht mehr den heutigen agilen Arbeitsabläufen und rückläufigen Präsenzzahlen entsprechen, soll ein Teil der Fächen als sogenannter Open Space gestaltet werden.

Städtebaulicher Kontext

Das Grundstück im Dreieck zwischen Stresemannstraße, Erna-Berger-Straße und Niederkirchnerstraße ist eng verknüpft mit der deutschen Geschichte.

Das Areal mit dem nahegelegenen Leipziger Platz gehört zur barocken Stadterweiterung Berlins im 18. Jahrhundert. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts siedelten sich im Block auf der Südseite des Leipziger Platzes das Landwirtschaftsministerium, das Ministerium für Handel und Gewerbe, das Preußische Herrenhaus, das Abgeordnetenhaus und das Kriegsministerium als Teil des historischen Regierungsviertels an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet Schauplatz historischer Ereignisse: von 1961 bis 1989 verlief hier die Hinterlandmauer der Grenzanlagen der DDR. Die Mauer schloss direkt an das einzige im Block erhaltene Bauwerk an – das 1916 errichtete Gebäude des Landwirtschaftsministeriums, das heute vom Bundesumweltministerium genutzt wird. Die Grenzanlagen sind heute noch mit einzelnen Relikten erkennbar.

Außenanlagen

Die Außenanlagenplanung sieht öffentliche Garten- und Stadtplätze auf der Erdgeschossebene und eine in Teilbereichen begrünte Fassade vor. Ein großer Teil des Dachs wird für die Erzeugung regenerativer Energie durch eine Photovoltaikanlage und ein Teilereich als begehbarer Garten genutzt werden. Als Leitmotiv der Gestaltung für die einzelnen Teilbereiche dienen natürliche Lebensräume wie Auenlandschaften, Mittelgebirge oder auch die Vegetation städtischer Brachflächen. Die Außenanlagen übernehmen ökologisch wichtige Funktionen wie Vogelschutz, Regenwasserrückhaltung und mikroklimatischen Ausgleich. Materialauswahl und Bauweisen folgen dem Leitfaden „Nachhaltig geplante Außenanlagen“ im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB).

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