Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Kunst-am-Bau-Wettbewerb Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - Erweiterungsneubau

Einladungswettbewerb

  • Status Abgeschlossen
  • Veröffentlichung 17.06.2010
  • Entscheidung 17.09.2010

Bauprojekt

  • Kunststandort(e) Erdgeschoss und 2. - 5. Obergeschoss

Entscheidung des Preisgerichts

Das Preisgericht tagte am 17. September 2010 im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Gregor Jansen und empfahl für das Erdgeschoss die Arbeit 1639 sowie für die Obergeschosse die Arbeiten 1631, 1628, 1632 und 1633 unter Beachtung der in der Beurteilung festgelegten Empfehlungen zur Realisierung.

Preisträger

Erdgeschoss

1. Preis - Prof. Katharina Hinsberg, Neuss

Diskrete Stetigkeit

Prof. Katharina Hinsberg, Neuss Prof. Katharina Hinsberg, Neuss

Prof. Katharina Hinsberg, Neuss Prof. Katharina Hinsberg, Neuss

Erläuterung der Künstlerin

"Die vorgeschlagenen Werke sollen sich dem Ort nicht anlagern, sondern inkorporieren, indem die künstlerische Arbeit während der Realisierung von der architektonischen Situation mitgeprägt wird."
Dem Ort wird nichts hinzugefügt. Die Arbeit schreibt sich in den Baukörper ein. Dabei werden vor Ort Vorzeichnungen mit Graphitstiften auf Papier angefertigt. Die Linien werden anschließend mit verschieden dicken Bohrern in den Putz 2 bis10 mm tief übertragen. Je dunkler die Linien, desto dichter werden die Lochabstände (5 bis 50 mm) und je breiter die Linien, desto stärker werden die Bohrdurchmesser. Die Zeichnungen reagieren jeweils auf den Ort, die Maße des Raums, die Sichtachsen, mögliche Bewegungen im Raum und auf verschiedene Durchblicke.
"Das Verfahren folgt einer Kopiertechnik der Renaissance." Die Bereiche A.) und B.) werden gleich bearbeitet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Für das Erdgeschoss (Konferenzbereich) entschied sich das Preisgericht für die Arbeit "Diskrete Stetigkeit". In situ angefertigte, vertikale Graphit-Zeichnungen auf Papier verlaufen von Decke zum Boden und werden je nach Dicke mit einem Schlagbohrer punktuell in die Wand übertragen. Das Papier wird entfernt.
Die Arbeit überzeugt durch ihren performativen Herstellungsakt der kraftvollen Einschreibung in die Architektur bei gleichzeitiger sensibler, zarter und leicht wirkender Erscheinung wie ein Schleier oder Wassertropfen. Nichts wird hinzugefügt, eine symbiotische Einheit von Kunst und Architektur, die der Passage zur Caféteria eine optische Lebendigkeit zwischen Licht und Schatten gibt. Die Setzung löst zahlreiche Assoziationen aus, die mannigfaltige Verbindungen in die Natur und den benachbarten Rankengewächsen bereit hält.



Obergeschosse

2. Obergeschoss

1. Preis - 1631 Werner Huthmacher, Berlin

Werner Huthmacher, Berlin Werner Huthmacher, Berlin

Erläuterung des Künstlers

"Ausgehend von den Inhalten des Ministeriums und der von Farben und Formen dominierten Architektur, stelle ich mir eine Fotoinstallation vor, die den Raum aufnimmt, diesen erweitert und ihn mit den Inhalten des Ministeriums erfüllt." Fotos kultivierter Nutzpanzen und Tiere beziehungsweise tierische Produkte sollen den Bezug zu den Aufgaben des Ministeriums herstellen. Diese sollen vor Ort fotografiert werden, vor den Wänden an denen später die Arbeiten montiert werden. Dies führt zu einer optischen Irritation und zugleich zu einer Raumerweiterung. Die Mitarbeiter werden angeregt durch die Bewegungen im Raum verschiedene Bildperspektiven zu erfahren. Das Zuchtferkel wird vor Ort in verschiedenen Positionen fotografiert. In der Fotomontage wird dann der Eindruck erweckt, dass viele Ferkel vor Ort waren. " Man kann das mehrfache Kopieren des Schweines und/oder der Pflanzen auf das Klonen und Genmanipulieren" beziehen. Die Fotoinstallationen, bestehend jeweils aus 3 raumhohen 90 cm breiten Elementen, sollen sich dem Raum farblich anpassen und möglichst putzbündig eingefügt werden.

Auszug aus der Beurteilung durch das Preisgericht

Im 2. Obergeschoss nimmt eine wandfüllende Fotografie Bezug auf die vorhandene Architektur und spielt mit der Räumlichkeit dieser in einer vermeintlichen Spiegelung und Fortführung des Raumes. Abgebildet werden Tiere und Zimmerpflanzen. Sind erstere aus der Tierhaltung außerhalb problematisiert, stehen zweitere als Zuchtpflanzen für eine künstliche Natur innerhalb des Ministeriums. Das Preisgericht überzeugte die Ironie der Zusammenstellung disparater Elemente, der damit erzielte Überraschungseffekt in der Raumillusion, der direkte Bezug zur Kultivierung der Natur.
Das Preisgericht schlägt vor, dass nur eine von beiden Arbeiten realisiert wird. Die Verdopplung wird als nicht zwingend angesehen, jedoch ist bei vorliegendem Entwurf definitiv eine präzise Umsetzung der Fotografie und Realisierung vor Ort erforderlich.


3. Obergeschoss

1. Preis - 1628 Claudia Fährenkemper, Werne

Pflanzensamen

Claudia Fährenkemper Claudia Fährenkemper

Erläuterung der Künstlerin

"Pflanzensamen bilden die Grundlage unserer Ernährung und prägen die Vielfalt unserer Kulturlandschaft."
Der Gestaltungsvorschlag bezieht sich sowohl auf die Funktion als auch auf die Architektur des Ministeriums. Die kleinen, ruhigen Bilder, die organische Formen darstellen, werden der großzügigen, dynamischen Architektur gegenübergestellt.
Die im Rastermikroskop entstandenen Mikrofotografien von Pflanzensamen sollen einen Einblick in die Vielfalt und Schönheit des pflanzlichen Lebens geben.
Die Bilder zeigen Samen von Nutzpflanzen, Wildpflanzen, Kräutern, Gewürzen und Heilpflanzen in einer 20 100 fachen Vergrößerung. An vier Standorten werden jeweils mehrere Bilder in Tableauform präsentiert.
Aus unmittelbarer Nähe betrachtet erkennt man feinste Binnenstrukturen der Pflanzensamen. Die am Rasterelektronenmikroskop entstandenen analogen schwarz-weißen Fotografien werden auf klassischem, altersbeständigem Barytpapier im Format 40 x 50 mit einem weißen Passepartout gezeigt.

Auszug aus der Beurteilung durch das Preisgericht

Im 3. Obergeschoss finden sich 21 mikroskopische Aufnahmen von Samen. Wie ein Einblick in unbekannte Galaxien schauen wir auf mit dem menschlichen Auge so nicht sichtbare Gebilde, auf "Urformen der Natur". Die Keimzelle des Lebens fasziniert über die Anmutung des wissenschaftlichen Bildes mit ihren Strukturen. Die s/w-Fotografien auf Barytpapier stehen in der Tradition einer Natur-Fotografie in der Zeit der klassischen Moderne und überzeugen durch die faszinierende Formenvielfalt einer erlebbaren Mikrowelt, die das Geheimnis des Lebens birgt.
Das Preisgericht empfiehlt dringend eine klassische schwarze Holzrahmung und zweireihige Blockhängung im Sinne einer alten "Neuen Sachlichkeit".


4. Obergeschoss

1. Preis - 1632 Frank Stürmer, München

Frank Stürmer, München Frank Stürmer, München

Frank Stürmer, München Frank Stürmer, München

Erläuterung des Künstlers

"Die fotografische Serie, die ich für das BMELV zusammengestellt habe, sind im bayrischen Wald in der Glashütte der Familie Eisch in Frauenau entstanden."
In einer Serie von 6 Bildern (106,5 x 71 cm) und einem Großfoto (161 x 107 cm) werden der Arbeitsalltag in der Glasbläserei und die Landschaft dieses Ortes dargestellt.
Die Fotos werden als Spiegelglanzabzüge auf 4mm Alu-Dibond aufgezogen. Das große Foto wird im Cromasec-Glas-Verfahren hergestellt (Glas und Bildträger werden verklebt) und die sechs kleineren Fotos werden hinter Glas mit einem Abstand von 5 mm zwischen Glas und Bild präsentiert und in Eichenholzrahmen gefasst.

Auszug aus der Beurteilung durch das Preisgericht

Im 4. Obergeschoss werden eine große und sechs kleinere Farbfotografien aus einer Serie einander gegenübergestellt. Stellt das große Bild einen unspektakulären Ausschnitt aus einem Bachlauf dar, zeigen die kleineren Natur und Menschen unter dem Thema des traditionellen Handwerks der Glasbläserei. Im Dialog von Natur und Mensch öffnet die Bildreihe ein Moment, welches narrative Elemente enthält ohne (heroisch) pathetisch oder kitschig zu sein, sondern allein auf die Grundelemente der Natur (Wasser) und menschliche Kultur (Feuer) zurückführt. Die Qualität liegt unter anderem der auf den ersten Blick profan erscheinenden Bildmotive, in der fortlaufenden Verknüpfung einzelner Bildelemente. Trotz ihrer Geschlossenheit werden vielschichtige Deutungsmöglichkeiten eröffnet.

5. Obergeschoss

1. Preis - 1633 Thomas Wrede, Münster

Real Landscapes

Thomas Wrede, Münster Thomas Wrede, Münster

Erläuterung des Künstlers

Wüstenartige Einöde auf dem einen Bild steht der frischen grünen Wiesen auf dem zweiten Bild gegenüber.
Die im Kreuzungspunkt der Flure am Standort D und E präsentierten großformatigen Fotos beziehen sich formal auf das Gebäude und inhaltlich auf das Ministerium. Sie sollen Akzente setzen und den Blick nach draußen öffnen. Die dargestellten Bilder greifen das Erdhafte des glatten Lehmputzes auf und setzen dem eine zerfurchte Erde gegenüber.
Die Bilder lassen beim näheren Betrachten die Frage offen, wo die reale Welt endet und die künstliche beginnt.
"In der Real Landscapes setze ich kleine Requisiten aus der Welt der Modelleisenbahn in die reale Welt. Sand und Lehmhaufen werden zu Bergen, aus Pfützen werden Seen. Nähe und Ferne werden untrennbar miteinander verwoben. Spielerisch bewege ich mich zwischen Idylle und Katastrophe." Hier ist der inhaltliche Bezug zu den Aufgaben des Ministeriums zu erkennen: die Frage nach dem Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen.

Auszug aus der Beurteilung durch das Preisgericht

Im 5. Obergeschoss hängen sich zwei großformatige farbige Landschaftsdarstellungen gegenüber. Die wüstenartig kargen Einöden entstanden in dem stillgelegten Kohletagebau in der Lausitz. Dominiert auf einem Bild die zerfurchte Landschaft, steht eine frische grüne Wiese in der unteren Bildhälfte auf dem zweiten Bild dieser gegenüber.
Die bewusste angelegte Künstlichkeit entsteht durch die Verzerrung der Dimensionen, das Einbringen von Requisiten aus der Modelleisenbahnwelt und die Diskrepanz von Ödnis und künstlichem Grün. Glaubt man sich einer gewaltigen Landschaft gegenüber, wird man bei Studium der Bilder irritiert und desillusioniert.

Informationen zum Wettbewerb

Auslober, Koordination und Durchführung

Bauherr / Auslober

Bundesrepublik Deutschland
vertreten durch das
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
vertreten durch das
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Koordination und Durchführung

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
Referat A 2 - Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau, Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau
Beate Hückelheim-Kaune (Referatsleitung)
Karin Mayer (Projektleitung)
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin

Wettbewerbsverfahren

Aufgabe und Art des Wettbewerbs

Der Neubau des BMELV an der Französischen Str. 1 und der Umbau des Altbaus der Wilhelmstraße 53 (ehemals Hochschule für Musik „Hanns Eisler“) wurde nach einem Entwurf des Architekturbüros Anderhalten, Berlin errichtet.
Der Neubau an der Französischen Straße folgt der städtebaulichen Grundstruktur der Friedrichstadt und besetzt das leicht konische Grundstück als gebrochen orthogonaler Baukörper. Die äußere dynamische Schwingung setzt sich als amorphe innere Gebäudestruktur im fort. Das lang gestrecktes Atrium, welches glasüberdacht das Tageslicht in die Gebäudestruktur dringen lässt, bestimmt und gestaltet den Innenraum. Es verbindet sämtliche Geschosse miteinander und wird so zum zentralen Raumereignis.
Im Erdgeschoss übernimmt das verglaste Atrium eine räumlich trennende Aufgabe und dient zudem auch als optisch verbindendes Element. Es flankiert die Besucher- und Konferenzzone sowie die Cafeteria.

2 Kunststandorte wurden für den Erweiterungsneubau ausgewählt. Ein Kunst-am-Bau-Einladungswettbewerb für 6 Künstler und 8 Fotokünstler wurde ausgelobt:

Im Erdgeschoss war für die Flurwände, die den Konferenzbereich umschließen und optional für den Konferenzbereich, eine künstlerische Wandgestaltung zu entwerfen, die die Struktur und die Funktion des Raumes berücksichtigen und eigens für diesen Ort und diese Aufgabe entwickelt werden sollten. Eine thematische Auseinandersetzung mit der Funktion und der Geschichte des Hauses, aber auch mit dem umgebenden Raum und dessen Materialien konnte erfolgen. Die Wahl des künstlerischen Mediums wurde in Abhängigkeit des Konzeptes den Künstlern überlassen, gewünscht wurde eine zweidimensionale flächige Gestaltung. Für die Realisierung der künstlerischen Arbeit stehen insgesamt 60.000 € brutto zur Verfügung.

In den Obergeschossen erweitert sich das Atrium zur Erschließungs- und Kommunikationszone der angrenzenden Büroräume. Als vorrangig zu bearbeitender Kunstbereich in den Obergeschossen vorgesehen waren jeweils zwei schräg gegenüberliegende Wände an den Kreuzungspunkten der Flure. Im Rahmen des Wettbewerbs wurde Fotokunst für 4 Geschosse ausgewählt, dabei war das Ziel jeweils einen Künstler mit der Gestaltung eines Flurbereiches zu beauftragen. Der künstlerische Beitrag sollte sich räumlich mit den vorgegebenen Randbedingungen (Raum, Material) auseinandersetzen. Eine thematische Auseinandersetzung mit der Funktion des Ministeriums konnte erfolgen. Für die Realisierung der Fotoarbeiten stehen insgesamt 60.000 € brutto (15.000 € /Geschoss) zur Verfügung.

Downloads

Weitere Informationen

Kontakt

  • Referat A2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
    Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau 
    Straße des 17. Juni 112
    10623 Berlin

    Tel.: +49 30 18401-9202
    Fax: +49 30 18401-9209
    E-Mail: architektur@bbr.bund.de

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