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Neubau eines Bürogebäudes als Erweiterung des Hauptgebäudes
Der neue Erweiterungsbau des BMAS fügt sich in das städtebauliche Umfeld ein und wirkt gleichzeitig eigenständig.
Im November 2019 fand die offizielle Übergabe des Neubaus an das Bundesministerium für Arbeit und Soziales an den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil statt. Seit März 2020 ist das Gebäude in Nutzung.
Der Neubau in der Wilhelmstraße 50 ist der dritte Bauabschnitt für den Berliner Dienstsitz des Ministeriums. Im ersten Bauabschnitt wurden 1997 das Gebäude Wilhelmstraße 49 und das über hundert Jahre alte Kleisthaus in der Mauerstraße 53 hergerichtet. Der Entwurf dafür stammt vom Berliner Architekturbüro Kleihues. Erbaut worden war die Wilhelmstraße 49 zur NS-Zeit als Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung. Von 2004 bis 2008 wurde der Gebäudekomplex um die Süderweiterung und das Gebäude der früheren Ritterschaftsbank erweitert.
Der sechsgeschossige Neubau in der Wilhelmstraße 50 wurde nun nach Plänen des Freiburger Büros K9 Architekten errichtet. Dessen Entwurf war 2013 aus einem anonymen, offenen Realisierungswettbewerb als Sieger hervorgegangen. Neben 95 zusätzlichen Büroarbeitsplätzen finden sich im Erdgeschoss des Gebäudes eine Kindertagesstätte und ein Ausstellungsbereich.
Verschiedene Atrien verbinden die Bürogeschosse optisch miteinander. Der vom Architektenteam entworfene Stehtisch lädt zum Austausch ein.
Das Haus nimmt die Gebäudeflucht der benachbarten Schule auf. Gleichzeitig orientiert es sich mit seiner Materialität und mit seinen Proportionen an der Natursteinfassade des Hauptgebäudes und der Süderweiterung. Somit stärkt es den Ensemblecharakter des Ministeriums. Der Zugang zum Bürobereich erfolgt über die gemeinsame Hauptpforte. Ein gläserner Verbindungsgang ermöglicht eine direkte, interne Erschließung. Die beiden öffentlichen Nutzungen werden über eigene, in die Fassade eingerückte Windfänge erschlossen. Hinterleuchtete Paneele sowie die Gehweggestaltung unterstützen die Auffindbarkeit der beiden Eingänge und erzeugen eine einladende Atmosphäre.
Die Obergeschosse sind ausschließlich der Büronutzung vorbehalten und dreizügig gegliedert. Die Büros sind mehrheitlich nach Norden und Süden ausgerichtet und um eine Kernzone mit Nebenräumen und den Sanitärbereichen angeordnet. An den Stirnseiten des Kernbereiches ermöglichen alternierende Atrien eine geschossübergreifende Kommunikation. Die ebenfalls vom K9-Team entworfene Möblierung lädt zu kleinen Besprechungen und spontanen Treffen ein.
Eines der Atrien ist mit Sitzmöbeln aus Faserzement und schwarzen Polstern als Wartebereich konzipiert. Kunst am Bau unterstreicht den hochwertigen Raumeindruck.
Vor den Teeküchen und zwei Besprechungsräumen befindet sich ein Aufenthaltsbereich, der mit einem barrierefreien Stehtisch ausgestattet ist.
Der Erweiterungsbau wird nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude „BNB“ bewertet und strebt eine Gold-Zertifizierung an (zurzeit in Fertigstellung). Die zu erreichenden Ziele wurden mit dem Nutzer BMAS abgestimmt und haben folgende Schwerpunkte: Die ökologischen, ökonomischen, technischen und die Prozess-Qualitäten sollen sehr hoch sein. Der zweite Fokus liegt auf den soziokulturellen Werten des Gebäudes, insbesondere der Barrierefreiheit. Das BMAS als federführendes Ressort für dieses Thema möchte in seinen Gebäuden allen Menschen die volle Teilhabe und Inklusion ermöglichen.
Im gesamten Gebäude wurde auf eine inklusive barrierefreie Gestaltung geachtet. Die Teeküchen verfügen beispielsweise über höhenverstellbaren Spültische.
Bei diesem Neubau wurde die Barrierefreiheit mustergültig umgesetzt und ein Nachweis gemäß dem Leitfaden für barrierefreies Bauen erstellt.
Aus den vereinbarten Nachhaltigkeitszielen resultierten zudem hohe Anforderungen an die energetische Qualität des Gebäudes. Die Mindestanforderung bestand darin, die Energieeinsparverordnung (EnEV) 2009 um mindestens 40 Prozent zu unterschreiten. Dies lässt sich dauerhaft und auf Basis der thermischen Simulation zum sommerlichen Wärmeschutz nur mit einer mechanischen Belüftung des Gebäudes in Kombination mit einer Nachtauskühlung erreichen.
Die ökologische Qualität wurde durch einen über alle Leistungsphasen erstellten und fortgeführten Bauteilkatalog und ein Materialkataster sichergestellt. Daran mussten alle Planerinnen und Planer sowie Firmen und das Team der Objektüberwachung aktiv mitarbeiten.
Die Außenanlagen wurden im Zuge der Baumaßnahme mit qualitativen Aufenthaltsbereichen sowie einer direkten Zuwegung zur Außenterrasse der bestehenden Kantine neugestaltet. Die nördliche Außenfläche zur benachbarten Schule hin wurde für die Kindertagesstätte als Außenspielfläche angelegt.
Im Oktober 2015 wurde im Zustimmungsverfahren gemäß § 77 Bauordnung Berlin die Genehmigung zur Ausführung erteilt. Nach Abschluss der Planungen wurde Anfang 2016 zunächst das vorhandene Verwaltungsgebäude aus DDR-Zeiten abgerissen. Die Rohbauarbeiten zum neuen Erweiterungsbau begannen im ersten Quartal 2017, die Grundsteinlegung fand im darauffolgenden Quartal statt. Nach nur knapp acht Monaten Bauzeit wurde im Dezember 2017 das Richtfest gefeiert.
Aufgrund von Vergabe-, Planungs- und Ausführungsproblemen im weiteren Projektverlauf verzögerte sich nach der zügigen Fertigstellung des Rohbaus die Fertigstellung des Bauvorhabens um acht Monate. Die symbolische Schlüsselübergabe an das BMAS fand dann am 26. November 2019 statt, die Inbetriebnahme durch den Nutzer erfolgte am 9. März 2020.
Am 24. Februar 2020 wurde das Gebäude offiziell als Regine-Hildebrandt-Haus durch den Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil eingeweiht. Die Ehrung der früheren brandenburgischen Arbeits- und Sozialministerin erfolgte aufgrund ihres Engagement als Politikerin. Dazu zählen insbesondere der Einsatz für die innere Einheit Deutschlands, gegen Rechtsextremismus und Gewalt, für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Die Feier fand in Anwesenheit einiger Familienangehöriger der Familie Hildebrandt statt. Ein von der Künstlerin Yana Yo angefertigtes Portrait im Eingangsfoyer des Hauses wurde gemeinsam enthüllt.
Für die Planung und Ausführung wurden hohe Qualitätsstandards zur Nachhaltigkeit und für Barrierefreiheit als Zielvorgaben definiert und umgesetzt:
Der Leitfaden „Kunst am Bau“ soll die Vorbildfunktion von Bundesbauten in Bezug auf die Baukultur fördern. So wurden bei dem Projekt 1,5 Prozent der Herstellungskosten für die Kunst am Bau berücksichtigt und investiert. Nach einem zweistufigen Wettbewerb wurde die Arbeitsgemeinschaft der Künstlerinnen Francisca Gómez & Alexandra Spiegel aus Berlin mit der Umsetzung beauftragt. Ihre Arbeit „Ornaments of Social Living“ reflektiert mit fotografischen Leuchtkasteninstallation die Entwicklung sozialer Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts. Fragmentarisch zeigen die Leuchtkästen an den Rückwänden der zweigeschossigen Atrien Formen abstrahierter Fassaden. Belebt werden diese mit medial verfremdeten Fotografien privater, häuslicher Interieurs, die von Individualität und den für ihre Zeit typischen, rationalisierten Einrichtungselementen geprägt sind. Die leuchtenden Foto-Objekte werden als Zeitschichten und Ornamente lesbar. Außerdem laden sie in den Aufenthaltsbereichen des Regine-Hildebrandt-Hauses dazu ein, nachzudenken, zu assoziieren und sich zu erinnern.