Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Planungswettbewerb Empfangsgebäude für Staatsgäste am Flughafen Berlin-Brandenburg-International

Nicht offener, einphasiger Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren

  • Status Abgeschlossen
  • Veröffentlichung 15.03.2013
  • Entscheidung 04.09.2009

Entscheidung des Preisgerichts

Der Wettbewerb für den Neubau des Empfangsgebäudes für Staatsgäste im Protokollbereich des Bundes am Flughafen Berlin-Brandenburg-International (BBI) ist entschieden. Einstimmig hat das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Christoph Ingenhoven am 4. September 2009 den Entwurf des Berliner Architekturbüros von Busmann + Haberer mit dem Berliner Tragwerksplaner Arup GmbH Deutschland zum Sieger bestimmt. In dem Gebäude sollen Staatsgäste empfangen und der protokollarische Flugbetrieb der Bundesregierung abgewickelt werden.

Preisträger

Auszüge aus dem Protokoll des Preisgerichts:

1. Preis
Busmann + Haberer Gesellschaft von Architekten mbh; Berlin
Stefan Tebroke, Bruno Vennes
mit Arup GmbH Deutschland, Berlin (Tragwerksplanung)



Ein Entwurf aus Landschaft und Architektur: Das Konzept eines lichten und im positiven Sinne einfachen Gebäudes aus Holz und Glas in einem Hain aus heimischen Kiefern kann in seiner Haltung und Maßstäblichkeit überzeugen. Ein übergroßes Dach überspannt das klar strukturierte und in seiner Grundstruktur sehr funktionale und flexible Gebäude. Es ruht auf vielen schlanken Stützen, im Osten und Westen eingerahmt von hochstämmigen Kiefern. Die Vorfahrts- und Aufstellbereiche der Wagenkolonne sind folgerichtig nördlich der Gebäudekante angeordnet und geben so die seitlichen Flächen frei, so dass das Grün einen Vorhang vor die rückwärtige Bebauung von der Luftseite aus legen kann. Die Fassaden sind strukturiert und gegliedert durch Holzlamellen. Das Motiv des natürlich nachwachsenden Materials Holz wird konsequent weitergeführt bis in die Konstruktion dieses Holz-Massivbaus und bestimmt grundsätzlich den Charakter des Empfangsgebäudes. Die Funktionen werden gut abgebildet: Ein abgeschlossener VIP-Bereich mit räumlicher Nähe zum Pressebereich, die klare Abfertigung der übrigen Mitreisenden etc. Die Fassaden aus Holz und Glas mit vorgestellten festen Lamellen erscheinen der Aufgabe angemessen. Zur Landseite können die Büroräume natürlich be- und entlüftet werden. Insgesamt stellt der Entwurf ein angemessenes und eigenständiges Angebot für die Repräsentanz der Bundesrepublik Deutschland dar: Grün und licht, freundlich und einladend, und dabei auch nachhaltig, repräsentativ und mit einem guten Maß an Selbstvertrauen.


2. Preis
Holger Kleine GmbH und Jens Metz, Berlin
Holger Kleine, Jens Metz
mit Norbert Müller, PIN Ing.
Professor Christoph Gengnagel, AKA Ing.



Tragende Idee des Konzeptes ist ein weit gespanntes Dach mit eingestelltem Baukörper aus polierter Eiche. Durch die Dachkonstruktion, die sich über die gesamte Länge der drei Flugzeugparkpositionen erstreckt, wird das eigentlich kleine Volumen des Empfangsgebäudes, zur Erfüllung der Visitenkartenfunktion und des Repräsentationsanspruchs, überspielt. So wird dem Empfangsgebäude Größe und Leichtigkeit zugleich verliehen, was durch die Wahl der Materialien von Dachkonstruktion und Empfangsgebäude zusätzlich verstärkt wird. Die Dachkonstruktion mit variierend angeordneten Solar- und Glaselementen und offen gelassenen Feldern wird mit Ihrem Schattenspiel als überzeugender Hintergrund für das protokollarische Geschehen gesehen. Positiv wird die Fassade aus elementierten Holz- und Glasflächen im Bezug auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz bewertet. Die nach Norden geschlossene und nach Süden geöffnete Fassade ist energetisch schlüssig und resultiert aus der Aufteilung des Raumprogramms. Die Nutzungsbereiche sind sinnvoll abgebildet. Der werkstückartige Solitär entwickelt sich aus mehreren Einzelformen, die untereinander Sichtbeziehungen ermöglichen. Beim Betreten der Halle wird so eine Sichtverbindung zwischen Eingangshalle und Vorfeld ermöglicht. Eine Ausweitung dieser Sichtbeziehung wäre wünschenswert gewesen. Durch die kompakte Gesamtstruktur wird der Baukörper hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit positiv bewertet, allerdings werden die Baunutzungskosten in Bezug auf die Dachkonstruktion kritisch hinterfragt. Die Organisation des Freibereichs ist gelungen. Aufstellflächen und Vorfahrtszonen für Kolonnen sowie die Umfahrbarkeit des Empfangsgebäudes sind gegeben.

3. Preis
Wulf & Partner freie Architekten, Stuttgart
Professor Tobias Wulf
Weischede, Herrmann & Partner (Tragwerksplanung)
Transsolar Energietechnik, Stuttgart
D. Boikov (Visualisierung)
Bela Bérec (Modellbau)



Die Arbeit setzt ihren hohen Anspruch an Repräsentanz und Leichtigkeit in einem klar umfassten, eigenständigen Baukörper um, der sich langgestreckt zur Luftseite öffnet. Das Gebäude erscheint voluminös, wobei sein inneres Raumvolumen auf circa zwei Drittel der Gesamthöhe reduziert wird, während das oberste Drittel für eine klar strukturierte, fünfte Fassade zur Verfügung steht. Der Grundriss ist linear organisiert und schafft durch eine sehr großzügig dimensionierte Eingangshalle einen beeindruckenden Sichtbezug zwischen Entrée und Luftseite. Die Funktionalität der nebeneinander angeordneten Abfertigungsfunktionen ist allerdings zu hinterfragen. Die Innenraumqualität des Gebäudes wird durch Glasbänder unterstrichen. Die langgestreckte Halle entlang der Luftseite scheint auch unter Berücksichtigung noch fehlender Nutzflächen sehr groß, ermöglicht dadurch jedoch Flexibilität für spätere Veränderungen. Die Qualität der Südfassade sowohl unter energetischen Gesichtspunkten als auch unter Aspekten der Realisierbarkeit wird von der Jury hinterfragt. Zudem werden das Volumen und die angebotene Grundfläche als zu groß für den vorgesehenen Kostenrahmen erachtet. Insgesamt überzeugt das Gebäude durch seine Anmutung.

4. Preis
Henchion Reuter Architekten, Berlin
Klaus Reuter
mit Achim Sattler, Eisat GmbH Berlin (Tragwerksplanung)
Lange Fassadenplaner Ing.GmbH
Peter Voit, Transsolar Energietechnik, Stuttgart



Die Grundhaltung des Verfassers, das Empfangsgebäude als ruhigen, zurückhaltenden, im Kontext des Flughafens eher einem Pavillon gleichenden Baukörper vorzuschlagen, wird grundsätzlich positiv beurteilt. Ob allein über die architektonische Gliederung des Gebäudes in Dachscheibe und Glasfassaden ein repräsentatives Erscheinungsbild erzeugt werden kann, wird kontrovers beurteilt. Zudem wirkt die Freiraumgestaltung nicht stringent genug, um das vom Verfasser beabsichtigte Bild eines das Gebäude umgebenden Kiefernwalds zu erzeugen. In der äußeren Erscheinung ist das Gebäude schlüssig und konsequent durchgestaltet. Die innenräumlichen Qualitäten werden jedoch durch eine zerklüftete Dachlandschaft erkauft. Zudem werden für die Auffüllung des Gebäudevolumens zwingend Technikräume im Obergeschoss gebraucht, die nur umständlich erschlossen werden können. Das Tragwerk erscheint aufgrund der Staffelung der Dachebenen kompliziert und aufwändig. Die Nachhaltigkeitskriterien sind prinzipiell erfüllt. Die vorgeschlagene Doppelfassade wird kritisch beurteilt hinsichtlich Betriebs- und Wartungsaufwand und es wird angezweifelt, ob die natürliche Belüftung der Büros über die Doppelfassade realisierbar ist. Der Entwurf weist zwar durchschnittliche Planungskennwerte auf, jedoch überproportional hohe Kosten, was vor allem auf den hohen Fassadenanteil von Doppelfassaden und seitlichen Oberlichtern in den Wartehallen zurückzuführen ist. Die Arbeit stellt einen interessanten Beitrag dar, dessen Stärke in der guten Funktionalität liegt.

Preisrichter
Christoph Ingenhoven, Architekt
Ramsi Kusus, Architekt
Professor Ulrike Lauber, Architektin
Benedikt Schulz, Architekt
Professor Gisela Glass, Architektin
Wolfgang Hermann Dold, Auswärtiges Amt
Professor Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
Hermann Simons, Bundesministerium der Verteidigung
Andreas Wosnik, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Weitere Informationen

Kontakt

  • Referat A2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
    Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau 
    Straße des 17. Juni 112
    10623 Berlin

    Tel.: +49 30 18401-9202
    Fax: +49 30 18401-9209
    E-Mail: architektur@bbr.bund.de

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