Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Bauprojekt Staatsbibliothek zu Berlin – Haus Potsdamer Straße

Grundinstandsetzung

Die Fotografie zeigt in der Mitte ein Gebäude mit gelber Fassade, das von weiteren mehrgeschossigen Gebäuden einer Großstadt umgeben ist. Grundinstandsetzung Staatsbibliothek Potsdamer Straße Das Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek mit seinem markanten „Bücherschiff“ wurde von Hans Scharoun entworfen und 1978 eröffnet.

Projektdaten

  • Nutzer Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  • Adresse Potsdamer Straße 33, 10785 Berlin, Deutschland
  • Architektur gmp Generalplanungsgesellschaft mbH
  • Architektur des Bestandsgebäudes Hans Scharoun
  • Baujahr des Bestandsgebäudes 1978
  • Projektleitung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat IV 3
  • Gesamtkosten Die Kosten des Bauvorhabens können erst nach den Bestandsuntersuchungen, dem dabei ermittelten Sanierungsumfang und der auf dieser Grundlage erstellten Entwurfsplanung berechnet beziehungsweise prognostiziert werden.
  • Wettbewerb nicht offener, einphasiger Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren
  • Planungsbeginn 2020
  • Baubeginn geplant 2025 (1. Bauabschnitt)
  • Fertigstellung abschnittsweise (je nach Ergebnis der Bestandsuntersuchungen, dem dabei festgestellten Sanierungsumfang und der Bauabschnittsbildung zur Aufrechterhaltung eines Teilbetriebes)
  • Brutto-Grundfläche rund 110.000 Quadratmeter, inklusive dreier Untergeschosse
  • Nutzungsfläche rund 67.000 Quadratmeter

Projektbeschreibung

Unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung – Referat IV 3 – wird das Haus Potsdamer Straße der Staatsbibliothek zu Berlin in den kommenden Jahren von Grund auf instandgesetzt. Die nach Plänen von Hans Scharoun gebaute Architekturikone entstand zwischen 1967 und 1978, nach Scharouns Tod im Jahr 1972 mit maßgeblicher Unterstützung seines langjährigen Mitarbeiters Edgar Wisniewski, und ist ein wesentliches Element des Kulturforums in Berlin-Mitte. 2005 wurde sie in die Berliner Denkmalliste aufgenommen.

Nach über 40 Jahren intensiver Nutzung muss die Bausubstanz nun dringend saniert werden, insbesondere nahezu alle technischen Anlagen. Eine weitere wichtige Aufgabe ist eine vollständige Schadstoffsanierung. Dies betrifft unter anderem die abgehängten Decken, die überall in diesem großen Raumkontinuum eingebaut wurden. Um diese Arbeiten ausführen zu können, muss das Haus geschlossen werden. Im Zuge dieser umfangreichen Arbeiten soll das Gebäude außerdem an einigen Stellen an den heutigen Bedarf angepasst werden. Künftig werden Besucherinnen und Besucher das Haus auch vom Marlene-Dietrich-Platz aus betreten können. Einige öffentliche Nutzungen, wie eine Cafeteria und ein Bibliotheksladen im Foyer, kommen ergänzend hinzu. Diese öffentlichen Räume im Erdgeschoss werden strikt von den darüberliegenden Bibliotheksbereichen getrennt. Der Planungswettbewerb für das gesamte Bauprojekt wurde im September 2019 entschieden.

Die geplanten Nutzungsänderungen im Haus Potsdamer Straße bilden den letzten Baustein in der Umsetzung des „Drei-Häuser-Modells“ der Staatsbibliothek. Der Neubau des Speichermagazins in Friedrichshagen wurde 2014 abgeschlossen, die Grundinstandsetzung und Erweiterung des Hauses Unter den Linden folgte fünf Jahre später. Zusammen bilden diese Bauten die sogenannten Drei Häuser der Staatsbibliothek zu Berlin.

Projektverlauf

Ausgangssituation

In der Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße ist nach Jahrzehnten der intensiven Nutzung nicht nur die Sanierung der Bausubstanz, sondern auch die Erneuerung der technischen Anlagen erforderlich geworden. Letztere betrifft unter anderem die Klimatechnik, die Elektrotechnik und die Buchtransportanlage, weiterhin die Beleuchtung, Datentechnik, alle sicherheitstechnischen Anlagen und sämtliche Aufzüge.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Grundinstandsetzung ist eine umfassende Schadstoffsanierung. Der in den Jahren 2004 bis 2016 erfolgte Ausbau asbesthaltiger Baustoffe umfasste lediglich die asbestkontaminierten Bauteile der höchsten Gefährdungsklassen. In vielen verhältnismäßig kleinen Bauabschnitten konnten diese Bauteile damals bei laufendem Bibliotheksbetrieb entfernt werden. Es gibt damit noch immer asbesthaltige Baustoffe im Gebäude, die bei Instandhaltungs- oder Erneuerungsmaßnahmen oder durch vergleichbare physische Einwirkungen gesundheitsgefährdende Fasern freisetzen würden. Daher muss die Grundinstandsetzung zwangsläufig von einer nunmehr vollständigen Beseitigung von Schadstoffen begleitet sein.

Die geplanten Untersuchungen der Bausubstanz betreffen nicht zuletzt die tragenden Bauteile, unter anderem Spannbetonträger und weit gespannte Dachkonstruktionen. Anspruchsvoll werden sich voraussichtlich die erforderlichen Maßnahmen zum Erhalt oder zur Instandsetzung der denkmalgeschützten Bauteile, Oberflächen und Einbauten gestalten.

Vorab sind bereits zwischen 2010 und 2016 Teile der Bauwerksabdichtung und einige Außenanlagen saniert worden. Aufgrund des schlechten Zustandes der Natursteinfassaden findet aktuell, ebenfalls der Maßnahme zur Grundinstandsetzung vorgezogen, eine Fassadensanierung statt.

Nicht zuletzt soll die nun geplante Grundinstandsetzung für einige weitere sinnvolle Ergänzungen und Korrekturen am Gebäude genutzt werden:

  • Barrierefreiheit: Die Bibliothek soll möglichst auf allen Ebenen barrierefrei zugänglich werden. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, da der nachträgliche Einbau von Aufzügen konstruktiv problematisch zu werden verspricht und einige Kompromisse mit denkmalpflegerischen Belangen gefunden werden müssen. Dennoch ist es erklärtes Ziel der Staatsbibliothek und des BBR, das Gebäude für alle potentiellen Besucherinnen und Besucher möglichst angenehm nutzbar zu gestalten.
  • Buchrückgabe: Künftig soll es rund um die Uhr zugängliche Rückgabeautomaten geben.
  • Nutzung: Im internen Bereich wird sich das Iberoamerikanische Institut erweitern, und auch die Hauptverwaltung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird einige bei der Erweiterung vorgesehene Räume nutzen.
  • Denkmalpflege: Im Zuge der Grundinstandsetzung werden auch einige nachträgliche Änderungen denkmalgerecht korrigiert. Das betrifft vor allem den Rückbau störender Einbauten im Foyer und die Wiederinbetriebnahme der Südtreppe.

Wettbewerb

Der Sanierungsbedarf bietet über die bloße Instandsetzung des Gebäudes hinaus die Gelegenheit, auf inzwischen geänderte Anforderungen einzugehen und einige denkmalpflegerische Korrekturen früherer provisorischer Veränderungen vorzunehmen. Im Jahre 2019 wurde daher ein nicht offener anonymer Wettbewerb für Architektinnen und Architekten mit vorgeschaltetem offenem Auswahlverfahren durchgeführt. Aus 26 zugelassenen Bewerbungen wurden die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer ausgewählt, von denen 14 Arbeiten eingingen.

Grundinstandsetzung Staatsbibliothek Potsdamer Straße

Bild / Video 1 von 3

Das Bild zeigt die Alte Potsdamer Straße mit dem Marlene-Dietrich-Platz und der Staatsbibliothek im Hintergrund. Grundinstandsetzung Staatsbibliothek Potsdamer Straße Die Alte Potsdamer Straße, an deren Ende, am Marlene-Dietrich-Platz, der neue Eingang zur Staatsbibliothek entstehen soll

Das Preisgericht tagte am 5. September 2019 und zeichnete die Arbeit der gmp Generalplanungsgesellschaft mbH mit dem ersten Preis aus. Das Preisgericht würdigte insbesondere die Umgestaltung und Öffnung des Foyers zum Kulturforum und zum Marlene-Dietrich-Platz. Die Staatsbibliothek erhält hiermit die Möglichkeit sich mit ihren Angeboten und Veranstaltungen zur Stadtgesellschaft hin zu öffnen und sich in dieser zu verankern.

Planungen und nächste Schritte

Ende 2021 konnten die Vorentwurfsplanung abgeschlossen werden. Diese umfasst die Planungen für die Grundinstandsetzung und die Untersuchungen alternativer Bauablaufkonzepte mit Standortuntersuchungen zur temporären Unterbringung der Bibliotheksmitarbeiterinnen und Bibliotheksmitarbeiter und der Bibliotheksbestände. Außerdem wurden Lagerflächen für denkmalgeschützte Bauteile und Möbel während der Bauzeit bestimmt.

Auf Grundlage der vom Bauherren ausgewählten Bauablaufplanung erstellt das Projektteam in den Jahren 2022 und 2023 die Entwurfsunterlage mit Kostenberechnung und Terminplanung.

Projektdetails

Das Gebäude

Das 1978 fertiggestellte Gebäude der Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße gilt in der Baugeschichte als gesellschaftspolitischer, architektonischer und städtebaulicher Meilenstein. Es ist wesentlicher Bestandteil des in den 1960er-Jahren als Ort der Begegnung von Kunst und Wissenschaft konzipierten Kulturforums. Im Verbund mit dem Standort Unter den Linden gehört die sie zu den bedeutendsten Bibliotheken der Welt.

Das Gebäude erstreckt sich über 229 Meter Länge und ist an seinem markanten goldglänzenden Bücherturm 42 Meter hoch. Mit zwölf Stockwerken und zwei, teilweise drei Untergeschossen beherbergt das Haus mehr als fünf Millionen Bände und ist Arbeitsplatz für etwa 580 Beschäftigte. Den Lesesaal nutzen täglich etwa 800 Leser. Das Gebäude ist zugleich Sitz des Iberoamerikanische Institutes.

Seine städtebauliche Gestalt ist Zeugnis der Nähe zur damaligen Berliner Mauer und damit ein wichtiges Denkmal der Stadtgeschichte. Gleichzeitig ist das Haus markanter Bezugspunkt für die städtebauliche Entwicklung im Bereich von Kulturforum und Potsdamer Platz. Der große, mit goldeloxierten Aluminiumplatten verkleidete Magazintrakt bildet das verbindende Rückgrat des stark gegliederten Gebäudes, das außerdem das Kulturforum zur damals geplanten rückseitigen Autobahn abschirmen sollte. Die östliche Seite zwischen dem angrenzenden Theater am Potsdamer Platz und dessen Nachbargebäude hat deshalb einen vergleichsweise geschlossenen Charakter. Auf der Westseite zum Kulturforum hin bietet sich ein gänzlich anderes Bild: Das Gebäude ist stark in verschiedene Baukörper und Terrassen gegliedert, die in drei Staffelungen zur neuen Potsdamer Straße abgestuft sind.

Ein von Hans Scharoun geplantes, aber nie gebautes Gästehaus des Kulturforums auf der gegenüberliegenden Straßenseite sollte diese Terrassierung aufnehmen und die Straße wie ein Tal erscheinen lassen. Der so formulierte Gedanke einer Stadtlandschaft ist unter anderem Ausdruck der Abkehr Scharouns von dem dominierenden Repräsentationscharakter früherer öffentlicher Gebäude, wie insbesondere auch des Stammhauses der Staatsbibliothek Unter den Linden. Trotz der ausgedehnten Dimensionen wirkt das Gebäude am Kulturforum nicht allein durch seine Größe. Der Haupteingang an der Potsdamer Straße und das Foyer wirken bescheiden und orientieren sich allein am menschlichen Maßstab.

Die sehr großzügige und vielfältig nutzbare Eingangshalle war und ist öffentlich ohne Kontrolle zugänglich und hält die Schwelle zur eigentlichen Bibliotheksnutzung sehr gering. Das weitläufige Erdgeschoss gibt den Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern einen Eindruck von den Maßen des Hauses. Auch im Inneren des Gebäudes gibt es trotz der Dimensionen keine ehrfurchtgebietende Monumentalität. Die Bewegung im Gebäude folgt keiner vorgegebenen Achse, vom Foyer gehen zwei gleichwertige, sehr einladend gestaltete Treppenanlagen ab, die zunächst zu dem als Wandelhalle und als beruhigender Übergangsbereich konzipierten Ostfoyer führen.

Von beiden Enden des Ostfoyers erreicht man über weitere Treppenläufe den lichtdurchfluteten, bandartigen Lesesaal, der in Analogie zum Städtebau als „Binnenlandschaft“ gestaltet ist. Das weitläufige Raumkontinuum, gegliedert durch Treppen und Galerien, die balkonartigen Zwischenebenen und die Positionierung von Möbeln und Einbauten sorgt für ein überwältigendes Raumerlebnis. Wie schon das Äußere des Gebäudes ist auch die innere Lesesaal-Landschaft in ihrer Staffelung zum Kulturforum hin ausgerichtet.

Das Bild zeigt die Lese- und Freihandbereiche im Inneren der Staatsbibliothek zu Berlin in der Potsdamer Straße. Grundinstandsetzung Staatsbibliothek Potsdamer Straße Die Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße ist als herausragendes Beispiel der Bibliotheksarchitektur in die Denkmalliste des Landes Berlin eingetragen.

Zur Erbauungszeit neuartig war die Idee, die Handbibliotheken und Leseplätze ohne räumliche Trennung anzuordnen. Die Sonderlesesäle wurden nicht, wie bisher üblich, räumlich abgetrennt, sondern in den fließenden Raum integriert. Die Arbeitsplätze und Handapparate sind über alle Ebenen verteilt.

Herausforderungen bei der Projektdurchführung

Die Sanierung eines derart großen Gebäudes bringt einige Besonderheiten mit sich, welche die Planung und Umsetzung äußerst anspruchsvoll werden lassen. So ist es für das Funktionieren der Staatsbibliothek und des Ibero-Amerikanisches Institutes erforderlich, etwa 580 Arbeitsplätze entweder in Interimsbauten zu verlagern oder, soweit möglich, vor Ort in friedlicher Koexistenz mit einer Großbaustelle zu erhalten. Die Möglichkeit eines Teilbetriebes für die Nutzerinnen und Nutzer der Staatsbibliothek und die Besucherinnen und Besucher des Ibero-Amerikanischen Institutes ist im Rahmen der Planung zu berücksichtigen.

Die damit unumgängliche Unterteilung des Bauvorhabens in mehrere Bauabschnitte wird infolge der offenen Raumstruktur großer Teile des Hauses zur Herausforderung und im Zusammenspiel mit Planung und Herstellung aller nötigen Provisorien zur ersten großen Planungsaufgabe nach der Wettbewerbsentscheidung.

Kosten, Termine, Risiken

Etwa 2023 werden die Planungen einen Stand erreicht haben, der eine erste Kostenberechnung sowie eine fundierte Termin- und Gesamtkostenprognose erlauben wird. Auf dieser Grundlage werden die erforderlichen Maßnahmen und das dafür benötigte Budget als Entwurfsunterlage-Bau (EW-Bau) nach dem Prozedere der Richtlinien zur Durchführung der Baumaßnahmen des Bundes (RBBau) genehmigt. In dem darin festgeschriebenen Budget sind künftige Preissteigerungen und unvorhersehbare Maßnahmen noch nicht enthalten. Beides wird erst danach in einer auf dieser Grundlage zu erstellenden Gesamtkostenprognose berücksichtigt.

Gleiches gilt auch für Aussagen zum terminlichen Ablauf: Die Entwurfsunterlage wird Terminpläne enthalten, die die geplanten Maßnahmen strukturieren. Es ist bei einem Sanierungsvorhaben dieser Größenordnung jedoch immer mit Unvorhergesehenem und damit mit Fortschreibungen der Terminpläne zu rechnen. Das Einplanen von Pufferzeiträumen kann allein nicht genügen, um größere Änderungen oder Störungen in einem laufenden Großprojekt auszugleichen (siehe zum Vergleich auch die Grundinstandsetzung Unter den Linden). Terminprognosen, die diesen Umstand berücksichtigen, werden ebenfalls erst mit Aufstellung der Entwurfsunterlage möglich.

Weitere Informationen

Kontakt

Diese Seite