Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Bauprojekt James-Simon-Galerie

Neubau des zentralen Eingangsgebäudes auf der Museuminsel Berlin

Die Fotografie zeigt die James-Simon-Galerie von der Schlossbrücke aus gesehen. James-Simon-Galerie Die James-Simon-Galerie ist das zentrale Eingangsgebäude für die Häuser der UNESCO-Welterbestätte Museumsinsel Berlin.

Projektdaten

  • Nutzer Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
  • Adresse Bodestraße 1–3, 10178 Berlin, Deutschland
  • Architektur David Chipperfield Architects
  • Wettbewerb Internationaler Realisierungswettbewerb (1993/1994) mit anschließendem gutachterlichen Verfahren (1997)
  • Projektleitung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat IV 2
  • Gesamtkosten rund 134 Millionen Euro
  • Baubeginn 2009
  • Fertigstellung 2018
  • Eröffnung 2019
  • Brutto-Grundfläche rund 10.900 Quadratmeter
  • Nutzungsfläche rund 4.600 Quadratmeter

Projektbeschreibung

Am 13. Dezember 2018 hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) den Schlüssel für die James-Simon-Galerie an die Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz übergeben. Für die Projektleitung zeichnete das Referat IV 2 des BBR verantwortlich.

Das neue Eingangsgebäude der Museumsinsel Berlin ist nach James Simon (1851–1932) benannt, einem der größten Mäzene der Staatlichen Museen zu Berlin. Der Neubau ergänzt das Gebäudeensemble der UNESCO-Welterbestätte Museumsinsel. Er dient als Empfangs- und Besucherzentrum für alle Museen der Museumsinsel. Die James-Simon-Galerie bietet im Obergeschoss (Ebene 2) einen direkten Zugang zum Pergamonmuseum. Im Untergeschoss gelangt der Besucher über die Archäologische Promenade in das Neue Museum. Die Archäologische Promenade verbindet vier der historischen Museumsbauten – Altes Museum, Neues Museum, Pergamonmuseum und Bode-Museum. Sie wird sukzessive realisiert und mit Abschluss der Baumaßnahmen des Masterplans Museumsinsel durchgängig erlebbar sein.

Die James-Simon-Galerie bietet Serviceeinrichtungen, von Ticket- und Informationsschaltern über Toilettenanlagen und Garderoben bis zu Restaurant und Museumsshop, sowie einen Sonderausstellungsbereich und ein Auditorium für Veranstaltungen aller Art.

Die architektonische Gestaltung greift historische Motive der Museumsinsel auf, wie zum Beispiel die große Freitreppe, die sich als weithin sichtbare Empfangsgeste zum Lustgarten hin orientiert. Der denkmalgeschützte Kolonnadenhof erhält mit Fortführung der Stülerschen Kolonnaden in zeitgemäßer Architektursprache ein Pendant zwischen James-Simon-Galerie und Neuem Museum. Die Materialität des Neubaus ist sehr reduziert. Betonwerkstein mit Natursteineinschlüssen bestimmt die äußere Erscheinung. Im Inneren prägen Sichtbetonwände und Fußbodenbeläge aus Muschelkalk, in Kombination mit Einbauten aus französischem Nussbaum, das Gebäude (siehe Abschnitt „Architektur und Nutzung“).

Baufeld_2010_08

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Die Fotografie zeigt ein Baufeld zwischen historischen Gebäuden, auf dem zahlreiche Maschinen stehen. Baufeld_2010_08 Im August 2010 wurde das Baufeld vorbereitet.

Projektverlauf

Planung des Neubaus

Die Idee des sogenannten „Neuen Eingangsgebäudes“ geht zurück auf den Masterplan Museumsinsel, der 1999 vom Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) verabschiedet wurde. Ein erstes Konzept für das sechste Gebäude auf der Museumsinsel wurde 2001 von David Chipperfield Architects entwickelt, die weitere Bearbeitung jedoch aus Finanzierungsgründen zunächst zurückgestellt. Als Anfang 2007 die Planung für das Neue Eingangsgebäude wieder aufgenommen werden konnte, bedingte die zwischenzeitliche Fortschreibung des Masterplans Museumsinsel, insbesondere die nunmehr neue Vorgabe einer direkten Verbindung zum Pergamonmuseum auf Ebene 2, eine grundlegende Änderung der funktionalen Zuordnungen.

Gegenüber der Konzeption von 2001 zeigt der überarbeitete Entwurf letztlich eine grundlegende Neuformulierung des Bauwerks und reflektiert unzweifelhaft die intensive, mittlerweile langjährige Erfahrung von David Chipperfield Architects mit dem gesamten Kontext der Welterbestätte. Unter direkter Bezugnahme auf Typologien, Materialien und Motive der historischen Bestandsbauten ergänzt die James-Simon-Galerie das Gesamtensemble in zeitgemäßer Fortschreibung.

Nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages 2006 beschlossen hatte, Mittel für die Baumaßnahme zu gewähren, legte der Architekt im Juli 2007 eine überarbeitete Planung für die James-Simon-Galerie vor. Unter Leitung des BBR wurde die Haushaltsunterlage-Bau aufgestellt und 2009 von der Arbeitsgruppe Bau der SPK genehmigt.

Baubeginn, Baugrube und Gründung

2009 begann die Herrichtung des Baufeldes, das sich von der Rückseite des Neuen Museums bis an den Kupfergraben erstreckt. 2010 starteten die Arbeiten zur Herstellung von Baugrube und Gründung.

Der Baugrund auf der Museumsinsel ist sehr problematisch. Gegenüber der planmäßigen Bauausführung gab es erhebliche Störungen, auf die mit der Entwicklung neuer Technologien und geänderter Bauabläufe reagiert werden musste. Baugrube und Gründung des Neubaus wurden 2014 fertig gestellt.

Rohbauarbeiten

2014 begannen die Rohbauarbeiten und knapp zwei Jahre später, am 13. April 2016, wurde das Richtfest gefeiert.

Die Errichtung der Fassaden aus großformatigen Betonfertigteilen, wie auch die Aufrichtung der extrem schlanken Stützen aus demselben Material, erforderten höchste Präzision. Die Stufen der großen Freitreppe benötigten eine spezielle Unterkonstruktion, um Schallübertragungen in das darunterliegende Auditorium zu vermeiden.

Die Gebäudehülle ist mit unterschiedlichen Glasfassaden abgeschlossen. In der Hochkolonnade wurde eine Sonderkonstruktion mit rund 8,5 Meter hohen, im Abstand von 1,5 Metern montierten Glasschwertern realisiert. Die beiden Öffnungen im Sockel, der die Uferwand zum Kupfergraben bildet, sind mit jeweils rund 6 x 3 Meter großen, 1.500 Kilogramm schweren Glasscheiben geschlossen. Ein besonderer Akzent ist an der Abschlusswand der Eingangshalle in Ebene 2 gesetzt. Verbundpaneele aus Glas und Marmor erzeugen eine einzigartige Lichtstimmung. Da es sich bei dem Verbundwerkstoff um ein sogenanntes „ungeregeltes Bauprodukt“ handelt, mussten umfangreiche Untersuchungen und Test durchgeführt werden.

Innenwände und -decken sind aus Sichtbeton. Deshalb musste beim Rohbau bereits Ausbauqualität erzielt werden und sämtliche Auslässe für spätere Installationen exakt ausgeführt werden. Ein großer Teil der Kanäle und Leitungen der technischen Gebäudeausrüstung ist in bis zu 1,10 Meter hohen Rippendecken geführt.

Innenausbau, Baufertigstellung

Die Technikzentralen befinden sich in den Ebenen -1 und 3. Die Montage von Kanälen und Leitungen war ein entscheidender Taktgeber für den Ablauf des Innenausbaus. Erst nach deren Installation in den Rippendecken konnten diese geschlossen werden.

Im Sonderausstellungsbereich wird die Zuluft der Klimatisierung nicht in Kanälen, sondern im gesamten Hohlraum des Fußbodens geführt. Während des Einbaus dieses sogenannten Druckluftbodens waren auf der Baustelle besondere Maßnahmen zur Einhaltung hygienischer, staubfreier Verhältnisse erforderlich.

Als erste Einbauten aus Holz wurden die akustisch wirksamen Deckensegel im Auditorium eingebracht. Das Material findet sich außerdem in den präzise gefügten Einbauten des Museumshops wieder. Parallel zum Finish der baulichen Innenraumgestaltung wurden die technischen Anlagen fertig gestellt und peu à peu in Betrieb genommen, um in einem Probebetrieb die Feinjustierung der Gebäudetechnik vorzunehmen.

Die James-Simon-Galerie wurde Ende 2018 fertig gestellt und vom BBR an die Staatlichen Museen zu Berlin übergeben.

Ersteinrichtung und Ausstellungsgestaltung, Eröffnung

Außer der Baumaßnahme wurde auch die Ausstattung der James-Simon-Galerie unter Leitung des BBR realisiert. Diese umfasste die Einrichtung sämtlicher Arbeitsplätze und die Möblierung in den öffentlichen Bereichen, von den Foyers über den Museumsshop bis hin zum Restaurant. Als Grundausstattung für den Wechselausstellungsbereich wurden variabel einsetzbare Vitrinen und Stellwände beschafft. Zur Erstausstattung des Hauses gehören außerdem alle technischen, grafischen und medialen Elemente des Ticket-, Kassen- und Kontrollsystems sowie des Leit- und Informationssystems. Nicht zuletzt wurde eine Dauerausstellung am Zugang zur Archäologischen Promenade ausgestaltet, die den Besuchern einen kurzen, informativen Überblick zu den Sammlungen und den Gebäuden der Museumsinsel bietet.

Ein umfangreicher Probebetrieb stellte die reibungslose Funktion des Hauses sicher. Im Frühjahr 2019 wurden die Dauerausstellung und die Ausstattung des Hauses eingebracht, sodass das vollständig eingerichtete Haus im Juli desselben Jahres für die Besucher geöffnet werden konnte.

Am 12. Juli 2019 wurde die James-Simon-Galerie mit einem Festakt in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eröffnet.

Projektdetails

Architektur und Nutzung

Die Uferkante zum Kupfergraben ist durch einen hohen, steinernen Sockel ausgebildet, auf dem sich die sogenannte Hochkolonnade erhebt, die an den südlichen Kopfbau des Pergamonmuseums anschließt. In Richtung Lustgarten zeigt sich die große Freitreppe als prägendes Motiv, während zwischen dem Neubau und dem Neuen Museum das Stülersche Motiv der offenen Kolonnadengänge mit dem sogenannten Neuen Hof fortgesetzt wird. Der klar und zurückhaltend ausformulierte Neue Hof bereichert die Museumsinsel um einen zusätzlichen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Der eigentliche Baukörper der James-Simon-Galerie liegt zwischen diesem und der Hochkolonnade. Die Komposition aus verschiedenen Raumelementen und -ebenen öffnet dem Besucher, der sich über Schlossbrücke und Lustgarten der Museumsinsel nähert, durch die inszenierte Staffelung den Blick „in die Tiefe“ und auf die Westfassade des Neuen Museums.

Grundriss Ebene 0

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Zu sehen ist der Grundriss eines Gebäudes. Grundriss Ebene 0 Im Untergeschoss befindet sich die Information sowie das Auditorium. Von dort gelangen Besucherinnen und Besucher zur Archäologischen Promenade.

Die James-Simon-Galerie erstreckt sich über drei Hauptgeschosse (Untergeschoss, Ebenen 1 und 2) und ein zwischen den Ebenen 1 und 2 eingeschobenes Mezzaningeschoss (Ebene 1.1). Mit großer Empfangsgeste führt die Freitreppe von der Bodestraße in das Foyer auf der Ebene 2, wo die Besucher Informationen und Tickets erhalten. Vom Foyer, das auch für verschiedenste Veranstaltungen genutzt werden kann, gelangt der Besucher in den Hauptrundgang des Pergamonmuseums. Eine besonders schöne Situation bietet die zum Kupfergraben orientierte Terrasse des Museumsrestaurants, das auch außerhalb der Öffnungszeiten der James-Simon-Galerie besucht werden kann. Auf Ebene 1 (Erdgeschossebene) befindet sich ein weiteres, kleineres Foyer, das unmittelbar vom Neuen Hof – vis à vis des Westeingangs des Neuen Museums – zugänglich ist. Von hier aus gelangt der Besucher einerseits direkt in das unterhalb der Freitreppe eingefügte Auditorium und anderseits über die großzügige Treppe weiter hinab zum Untergeschoss mit dem Sonderausstellungsbereich und dem Übergang zur Archäologischen Promenade in das Neue Museum und auch in das Pergamonmuseum.

Alle Geschosse (Ebene 2 bis Untergeschoss) sind über eine große Treppenanlage und Aufzüge miteinander verbunden. Im Mezzaningeschoss (Ebene 1.1) befinden sich Garderoben, Schließfächer und Toilettenanlagen, womit diese Einrichtungen der Besucherinfrastruktur vom oberen Foyer (Ebene 2) und vom unteren Foyer (Ebene 1) aus gleichermaßen gut zu erreichen sind. Ebenfalls in Ebene 1.1 liegt der Museumsshop. Durch die großen Fensteröffnungen im Gebäudesockel bietet sich ein schöner Ausblick auf den Kupfergraben. Die erforderlichen Technikflächen und betriebsinterne Funktionen sind in einem zweiten Untergeschoss (Ebene -1) des Gebäudes untergebracht.

Im Hinblick auf eine barrierefreie Erschließung haben die Aspekte zu Orientierung und Information, Bewegungsräume und Erreichbarkeit sowie Akustik und Kommunikation bei der Planung der James-Simon-Galerie eine besondere Rolle gespielt. Das Konzept für bauliche Maßnahmen zur Barrierefreiheit entstand auf Grundlage vieler Abstimmungsrunden mit der zuständigen Senatsverwaltung und Betroffenenverbänden. Aufgrund unterschiedlicher Einschränkungen bestehen manchmal sehr unterschiedliche Anforderungen, daraus wurden möglichst ausgewogene Maßnahmen abgeleitet, die den eigenständigen Besuch der James-Simon-Galerie unterstützen sollen.

Als Beispiel sei hier das Bodenleitsystem benannt, das den Besucher auf den beiden Eingangsebenen bis zu dem jeweiligen Informationstresen führt. In den Handläufen der Treppen sind taktile Informationen zur Orientierung verortet. Vor den Türen gibt es jeweils ausreichend Bewegungsflächen, bei Tresen und Einbauten wurde auf Greifhöhen und Unterfahrbarkeit geachtet. In der James-Simon-Galerie ist außerdem auf deutliche Kontraste und ausreichende Beleuchtung unter Vermeidung von Blendeffekten und Schattenbildung Wert gelegt worden. Die für den Dolmetscherbetrieb im Auditorium geplanten Empfangsgeräte sind zugleich für die Hörverstärkung einsetzbar, so dass diese auch im Fall von Übersetzungen in bis zu drei Sprachen als Hörverstärkung dienen können. Die Materialität der James-Simon-Galerie ist innen von Sichtbeton (Innenwände) und Naturstein (Fußböden) bestimmt. Hinzu kommen Einbauten aus Holz.

Die Außenhaut orientiert sich in Anmutung und Farbe an den umliegenden Bestandsbauten. Kolonnadenstützen und Außenwände werden in Sichtbeton mit hochwertigen Zuschlagsstoffen ausgeführt, ähnlich der Betonwerksteinteile, die im Neuen Museum zu sehen sind. Mit diesem Werkstoff wird sowohl die monolithische Erscheinung des Gebäudes unterstützt als auch die Filigranität der Stützen ermöglicht.

James-Simon-Galerie

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Die Fotografie zeigt die Terrasse der James-Simon-Galerie. James-Simon-Galerie Die Terrasse der James-Simon-Galerie.

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