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Neubau für kulturelle und wissenschaftliche Zwecke
Das Humboldt Forum in der historischen Mitte Berlins wurde in der Kubatur des Berliner Schlosses errichtet. Drei Außenfassaden wurden rekonstruiert, auf der Ostseite präsentiert sich das Gebäude modern.
Auf der Spreeinsel in der historischen Mitte Berlins entstand mit dem Humboldt Forum ein hochmodernes Bauwerk, das sich an der Kubatur des historischen Berliner Schlosses orientiert. Auf einer Nutzungsfläche von rund 44.200 Quadratmetern sind mehrere bedeutende Kulturinstitutionen unter einem Dach vereint: die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin sowie die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss als Bauherrin, Eigentümerin und Betreiberin. Für die bauliche Umsetzung zeichnete das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) – Referat IV 1 – verantwortlich.
An der südostlichen Ecke treffen barocke und moderne Formen aufeinander.
Namensgeber dieser einzigartigen Kulturinstitution sind die Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt, die als aufgeschlossene, weitgereiste Weltbürger, Forscher und Gelehrte Natur- und Kulturwissenschaften miteinander verknüpften.
Auf der Nordseite bilden die von bbz landschaftsarchitekten berlin neugestalteten Schlossterrassen ein vegetatives Verbindungselement zum Lustgarten.
Das BBR beauftragte für den Bau des Humboldt Forums insgesamt 702 externe Auftragnehmer aus unterschiedlichen Gewerken. 2.828 Bildhauerstücke aus Sandstein wurden für rund 22.500 Quadratmeter rekonstruierte Fassade – das entspricht etwa 750 laufenden Metern – von zeitgenössischen Künstlern angefertigt. 24 Aufzüge und sechs Rolltreppen transportieren die Besucherinnen und Besucher durch das viergeschossige Gebäude. Rund 500 Kilometer Kabel wurden im Inneren verlegt.
Die Umsetzung der Baumaßnahme begann im Jahr 2012. Im April 2013 wurde mit den Rohbauarbeiten begonnen, ab Ende 2016 erfolgte der Ausbau des Hauses. Bis Ende 2018 wurde die Gebäudehülle mit den rekonstruierten historischen Fassaden bis auf die Kuppel weitestgehend fertiggestellt. Nach einer notwendigen Verschiebung des ursprünglich geplanten Termines eröffneten am 16. Dezember 2020 erste Bereiche des Humboldt Forums. Seit dem 20. Juli 2021 sind mit dem Skulpturensaal, dem Schlosskeller, dem Videopanoramaraum und dem 1. Obergeschosses weitere Räume für das Publikum zugänglich. Zu sehen sind nun sechs Ausstellungen, darunter die Präsentationen zur Geschichte des Ortes sowie im 1. Obergeschoss „Nach der Natur“ der Humboldt-Universität sowie „Berlin Global“ des Stadtmuseums Berlin.
Über die installierten Webcams konnte der Baufortschritt über mehrere Jahre mitverfolgt werden. Die Web-Adresse lautet: www.berlinerschloss-webcam.de.
Von der Idee zum Entwurf
Das Konzept für das Humboldt Forum basiert auf der vom ehemaligen Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, entwickelten Idee, im Zentrum Berlins Zeugnisse aus den verschiedenen Kulturkreisen der Welt mit Exponaten aus der Wissenschaftsgeschichte im Sinne der Gebrüder von Humboldt zusammenzuführen. Damit soll der Dialog von Kunst und Wissenschaft gefördert werden. Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst sollten dazu von Dahlem in die Mitte der Stadt ziehen, die Sammlungen gemeinsam mit einer Auswahl aus den wissenschaftlichen Archiven der Humboldt-Universität zu Berlin präsentiert werden.
Eine virtuelle Darstellung des Humboldt Forums von Nordwesten aus gesehen.
Der Deutsche Bundestag beschloss im Juli 2002, das von der internationalen Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“ empfohlene Nutzungskonzept aufzugreifen. Der zu errichtende Neubau sollte sich an der Kubatur des Berliner Schlosses orientieren. Gleichzeitig stimmten die Abgeordneten mit großer, fraktionsübergreifender Mehrheit für die Wiedererrichtung der Barockfassaden auf der Nord-, West- und Südseite sowie im Schlüterhof.
Im November 2007 stimmte der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestages dem vorgegebenen Kostenrahmen zu. 2008 wurde ein internationaler Realisierungswettbewerb durchgeführt, aus dem Francesco Stella, kurz: Franco Stella, als 1. Preisträger hervorging.
Sein Entwurf eines hochmodernen Gebäudes, mit drei nach historischem Vorbild geplanten Außenfassaden und dem weitgehend rekonstruierten Schlüterhof, bietet auf fünf Ebenen einen außergewöhnlichen Rahmen für Ausstellungen, Veranstaltungen und den Austausch zwischen Wissenschaft, Kultur und Forschung. Ergänzt wird das Angebot durch Restaurants, Cafés, Buchläden und Shops. Mit der Idee des Schlossforums wird eine in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete öffentliche Durchwegung in der Sichtachse des Alten Museums am Lustgarten geschaffen.
Planung und Bauverlauf
Die haushaltsmäßige Anerkennung der geprüften Entwurfsunterlage Bau durch das Bundesfinanzministerium erfolgte am 13. Juli 2011 mit einer Kostenobergrenze von 590 Millionen Euro. Nach Zustimmung des damals verantwortlichen Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss wurde 2006 mit den vorgezogenen Planungs- und Bauleistungen begonnen. Im September 2011 wurde die Schlossbauhütte eröffnet.
Bis Mai 2012 wurden die vorbereitenden Sicherungsmaßnahmen für die Baugrube und die Bauvorbereitung Rohbau im Bereich des historischen Kellers abgeschlossen. Im Juni 2012 wurde auf dem Baufeld eine Musterfassade der barocken Außenfassade hergestellt. Ebenfalls im Juni 2012 begannen die Baugrubenarbeiten.
Im April 2013 begannen die Rohbauarbeiten. Am 12. Juni 2013 legte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein. Auf den Tag genau zwei Jahre später wurde in Anwesenheit von der seinerzeit amtierenden Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks, der ehemaligen Kulturstaatsministerin Monika Grütters und dem damals Regierenden Bürgermeister von Berlin Michael Müller das Richtfest gefeiert.
Im November 2015 genehmigte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zusätzlich die Bereitstellung von fünf Millionen Euro für die Errichtung eines Dachrestaurants. Ende 2016 wurde dort mit den Ausbauarbeiten begonnen.
Der Schlüterhof des Humboldt Forums im August 2019.
Die aufwendige Rekonstruktion der historischen Barockfassade, die durch Spenden ermöglicht wurde, konnte bis 2018 weitgehend abgeschlossen werden. Zahlreiche Bildhauerinnen und Bildhauer, Gipsformerinnen und -former und Stuckateurinnen und Stuckateure schufen mehr als 2.800 Bildhauerstücke und rund 23.000 Sandsteinelemente. Die Rekonstruktion wurde in der Kategorie Massive Steinelemente und Bauen im Bestand mit dem Deutschen Natursteinpreis 2020 ausgezeichnet.
Ein zunächst geplanter Eröffnungstermin im September 2019 musste verschoben werden, da Mängel und Verzögerungen bei einzelnen Gewerken auftraten, vor allem bei der Klima- und der Lüftungstechnik. Die baulichen Verzögerungen waren im Wesentlichen auf die stark angespannte Baukonjunktur zurückzuführen. Die 1. Teileröffnung des Humboldt Forums fand im Dezember 2020 statt und wurde, bedingt durch die Covid-19-Pandemie, im digitalen Raum abgehalten.
Nutzungskonzept
Die Gründungsintendanten Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp übernahmen von Januar 2016 bis Juni 2018 die kuratorische Gesamtverantwortung für das Humboldt Forum im Berliner Schloss. Ihre vordringlichste Aufgabe bestand darin, die inhaltlichen Konzepte für das Humboldt Forum auf der Basis der bestehenden Planungen weiterzuentwickeln und thematische Schwerpunkte für das Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm für die Zeit bis zur und nach der Eröffnung zu setzen.
Im Juni 2018 trat der Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Kulturmanager Hartmut Dorgerloh sein Amt als Generalintendant des Berliner Humboldt Forums und als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss an.
Der mehrstöckige Medienturm und der schwarze Empfangstresen prägen das Foyer des Humboldt Forums.
Das Humboldt Forum soll den Dialog von Kunst und Wissenschaft im Geiste der Brüder Alexander und Wilhelm von Humboldt fördern. Unter anderem werden die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst künftig im Humboldt Forum präsentiert. Darüber hinaus wird ein vielfältiges Programm aus Wechselausstellungen, Veranstaltungen und digitalen Inhalten angeboten.