Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung

Bauprojekt Deutsches Historisches Museum – Neue Wache

Schaffung von Barrierefreiheit und weitere Maßnahmen

 Portikus der Neuen Wache in Berlin Neue Wache Durch den Portikus, einer Säulenhalle vor dem Haupteingang, gelangen die Besucher ins Innere der Neuen Wache.

Projektdaten

  • Nutzer Deutsches Historisches Museum (DHM)
  • Adresse Unter den Linden 4, 10117 Berlin, Deutschland
  • Architektur ProDenkmal GmbH
  • Wettbewerb Diverse VOF-Verfahren
  • Projektleitung Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat IV 1
  • Gesamtkosten siehe Funktionserhalt Deutsches Historisches Museum
  • Baubeginn 2017
  • Fertigstellung 2017
  • Brutto-Grundfläche rund 1.000 Quadratmeter

Projektbeschreibung

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung leitete von April bis November 2017 das mit weiteren Modernisierungsmaßnahmen kombinierte Projekt zur barrierefreien Erschließung der Neuen Wache in Berlin.

Projektverlauf

Hintergrund und Ausgangslage

Die Neue Wache ist der früheste Bau Karl Friedrich Schinkels in Berlin und zählt zu den Hauptwerken des deutschen Klassizismus. Im Auftrag Friedrich Wilhelms III. wurde sie 1816–18 als Wachgebäude für das Kronprinzenpalais anstelle der alten Artilleriewache erbaut. Als Haupt- und Königswache diente das Gebäude bis zum Ende der Monarchie im Jahre 1918. Heinrich Tessenow veränderte es 1930–31 zu einem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und baute den ursprünglich eineinhalbgeschossigen Innenraum mit Binnenhof zu einer Gedenkhalle mit kreisrundem Oberlicht um. Bis 1945 diente die Neue Wache als „Ehrenmahl für die Gefallenen des Krieges“. Nach Kriegszerstörungen wurde die Gedächtnisstätte 1957–60 unter Heinz Mehlan als „Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus“ wieder aufgebaut. Lothar Kwasnitza fügte 1969 aus Anlass des zwanzigsten Jahrestages der Gründung der DDR einen prismatisch strukturierten Glaskörper mit Ewiger Flamme im Zentrum des Raumes hinzu. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde die Neue Wache am Volkstrauertag 1993 als „Zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland“ mit einer vergrößerten Replik der trauernden Mutterfigur von Käthe Kollwitz, im, – durch die Bundesbaudirektion Berlin rekonstruierten – „monumental-leeren Innenraum“ Tessenows eröffnet.

Das Kastanienwäldchen umschließt die Neue Wache von drei Seiten. Bei ihrem Bau 1818 ließ Schinkel mit Rücksicht auf die vorhandene Baumformation neue Kastanien in regelmäßigen Abständen um das Gebäude herum pflanzen. Die Bäume steigern die architektonische Wirkung des freistehenden Baukörpers und bilden gleichzeitig ein rahmendes, maßstabbildendes und vermittelndes Element zu den Bauten der Umgebung.

Projektziel

Zielstellung der Maßnahmen war die Ausarbeitung einer dauerhaften barrierefreien Erschließung des Gebäudes, bezogen auf den Außen- und den Innenraumbereich unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalwertes des Gebäudes. Die bis dahin aufgestellte transportable Rampe im Außenbereich bot nur sehr eingeschränkt eine barrierefreie Zugänglichkeit zu dem Gebäude. Flankierende Maßnahmen waren unter anderem eine Anti-Graffiti-Schutzbeschichtung, eine hierfür notwendige Sockelrestaurierung sowie die Erneuerung/Erweiterung lichttechnischer und elektrischer Anlagen.

Außenbereich

Für den Sockel der Neuen Wache wurde umlaufend um das Gebäude eine Anti-Graffiti-Schutzbeschichtung ausgeführt. Eine Natursteinrestaurierung, insbesondere die Reinigung und Oberflächensicherung diente zur Vorbereitung dieser Schutzbeschichtung.

Im Außenbereich wurde der barrierefreie Zugang durch eine einseitige Rampe auf der Ostseite ermöglicht. Die Rampe wurde 190 Zentimeter in das bestehende Plateau der „Säulenhalle“ eingeschoben, um die Gebäudeaußenkante als Endpunkt der Rampe definieren zu können. Hierfür wurden zwei Granit-Platten der Ebene sowie einzelne Stufenelemente ausgebaut. Mit Einschub der Rampe in das Plateau konnte aufgrund der begrenzten Gesamtlänge ein Kompromiss für eine Steigung von 8 Prozent gefunden werden.

Die Rampe ist massiv aus Granitblöcken, mit dem  an der Neuen Wache vorkommenden „Lausitzer Granit“ gemäß Befundlage, gefertigt. Der verbaute Granit stammt aus einem Steinbruch in Demitz-Thumitz, Landkreis Bautzen in Sachsen. Als Unterbau wurde eine auf Streifenfundamente aufliegende Stahlbetonplatte ausgeführt.

Die Rampe hat eine lichte Breite von 120 Zentimeter. Beidseitig ist eine abfallende Aufkantung aus Granit in einer Breite von 33 Zentimeter ausgeführt, welche die Breite der vorhandenen Stufen aufnimmt. An der der Gebäude zugewandten Seite ist ein Handlauf ausgeführt. Dieser ist mit einer schlichten Ansicht als einläufiger Handlauf ausgebildet. Alle Elemente aus Metall wurden analog zu den bestehenden Gittertoren der Neuen Wache in einem dunklen Anthrazit gefasst.

Innenraum

Um der Symmetrie des Innenraumes gerecht zu werden, wurde in diesem Bereich eine zweiläufige Rampenanlage ausgeführt. Die Breite der ansteigenden Flächen beträgt 120 Zentimeter. Die Rampen sind analog zur Außenrampe massiv aus Granitblöcken ausgeführt. Die beidseitig vorhandenen Sitzlöcke wurden hierfür um 120 Zentimeter nach vorne, zur Raummitte hin versetzt. Die vorhandenen Stufen blieben dabei unverändert aber „überdeckt“ erhalten und wurden durch vorgelagerte Neuteile erweitert. Der neu entstandene vergrößerte Podestbereich wurde auf die bestehenden Stufen sowie den bestehenden Bodenbelag aufgelegt. Mit dem Kompromiss einer Steigung von 8 Prozent ergeben sich in den Raumecken Wendezonen mit einer Breite von jeweils 150 Zentimeter. Alle sichtbaren Neuteile sind entsprechend dem Bestand aus Granit ausgeführt. Zur Gewährleistung gut sichtbarer Niveauunterschiede sind die Stufenkanten farblich mit einem im Gestein eingelassenen Streifen aus dunklem Naturstein abgegrenzt.

Neben dem Einbau der Rampen wurde die gesamte Licht- und Elektrotechnik der Neuen Wache erneuert und die bisher „dunkle“ Nordfassade mittels fünf neuer Bodenstrahler mit warm-weißen Licht in Szene gesetzt.

Nach siebenmonatiger Bauzeit konnte die Neue Wache zum Volkstrauertag 2017 wieder eröffnet werden.

Neue Wache

Bild / Video 1 von 4

Die Fotografie zeigt ein Gebäude mit Portikus bei Nacht. Neue Wache Nachts erhellt das Licht von Bodeneinbauleuchten die Nordfassade der Neuen Wache.

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