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Erdbeben- und Brandschutzsanierung
Unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung – Referat III A 1 – wurde das Gebäude des Goethe-Institutes Athen von Sommer 2019 bis Frühling 2020 umfangreich instandgesetzt: Neben der Erdbeben- und Brandschutzsanierung waren auch die Erneuerung der Gebäudetechnik und die Umgestaltung von Publikums- und Verwaltungsbereichen Teil des Bauprojektes.
Planung und Umsetzung des Vorhabens übernahm die Arbeitsgemeinschaft des Architekten Thomas Greve und des Tragwerksplaners Antonis Kanellopoulos, beide in Athen ansässig. Nach nur neun Monaten in einer Zwischenunterkunft konnte das Goethe-Institut, trotz des zwischenzeitlichen Ausbruchs der Corona-Pandemie, Ende März 2020 in eine rundum erneuerte Liegenschaft einziehen: erdbeben- und brandschutzertüchtigt, mit zeitgemäßer Gebäudetechnik und einem durchgehend einladenden und frischen Erscheinungsbild in Fassaden und hochwertigen Innenräumen.
Ausgangslage
Das Goethe-Institut Athen ist seit 1982 in einem von Hans Wolff-Grohmann hierfür entworfenen Gebäude in sehr zentraler Lage untergebracht – sichtbar vom historischen Panepistimiou Boulevard aus und in unmittelbarer Nachbarschaft der katholischen Kathedrale „Saint Dionysios von Areopagita“. Das Erdgeschoss und die beiden Untergeschosse erstrecken sich über die gesamte Grundstücksfläche, während das siebengeschossige straßenseitige Hochhaus eine große Terrasse zur Hofseite freilässt.
Anlass für die Sanierung des Goethe-Instituts Athen waren die erforderliche Erdbebenertüchtigung und notwendige Maßnahmen zum Brandschutz, insbesondere der Einbau einer Sprinkleranlage für den großen Saal im Untergeschoss. Im Rahmen der Bestandsaufnahme zeigte sich auch, dass fast die gesamte Gebäudetechnik erneuert werden musste. Das Goethe-Institut als Nutzer wünschte darüber hinaus eine grundsätzlich neue Konzeption für die Publikumsräume im Erdgeschoss und in der 1. Etage sowie eine organisatorische und atmosphärische Erneuerung der Verwaltungsräume.
Erdbebenertüchtigung
Im Zuge der Erdbebenertüchtigung wurde eine ganze Reihe komplexer Maßnahmen ergriffen. Das Goethe-Institut besteht aus zwei Gebäudeteilen, die durch eine Dehnungsfuge voneinander getrennt sind: Das Hochhaus mit sieben Stockwerken und zwei Untergeschossen, das hauptsächlich Unterrichtsräume sowie Verwaltungs- und Dozentenbüros umfasst, und das niedrige Gebäude mit zwei Untergeschossen und Erdgeschoss, welches sich rückwärtig an das Hochhaus anschließt und in dem sich Veranstaltungsräume befinden.
Die Tragstrukturen der beiden Gebäudeteile wurden miteinander verbunden und vier zentrale Pylonen in den Untergeschossen durch eine Stahlblechummantelung und eine Ergänzung ihres Querschnittes mit hochfestem Beton verstärkt. Ein für Griechenland neuartiges Vorgehen: Durch Die Kombination aus Stahlblechummantelungen und hochfestem Beton entstanden zwei neue massive Gebäudekerne. Darüber hinaus wurden zwei Spannbetonträger mit 22 Metern Spannweite in Stahlverbundträger umgewandelt und verschiedene Stahlbetonelemente mit Karbon- oder Stahlblechlamellen ertüchtigt.
Erneuerung der Gebäudetechnik
Die Erneuerung der Gebäudetechnik umfasste die Wasser- und Abwasseranlage, die gesamte Klima- und Lüftungstechnik, die Elektroanlage, die Telefon- und Schwachstromanlage. Hinzu kamen die Saaltechnik, die Brandschutzanlagentechnik, die Kantinenküche mit Außenausschank auf der Terrasse, neue Büroküchen und auch der Einbau einer innovativen Beleuchtung im gesamten Haus.
Neugestaltung der Publikumsbereiche
Im Erdgeschoss öffnet sich das Haus nun mit einer gläsernen Fassade, verspielt verhangen mit Holzlamellen, und lädt Gäste sowie Besucherinnen und Besucher ein, das Institut neu kennenzulernen. Dieses kann sich im Erdgeschoss nun mit all seinen Angeboten vorstellen. Eine zentrale Rampe führt in die Tiefe des Gebäudes, wo Bücherregale die luftige Kulturatmosphäre der sich mischenden Nutzungen von Bibliothek, Café und Beratung bestimmen.
Eine freischwebende Treppe in Holz und Glas verbindet das Erdgeschoss mit der 1. Etage. Hier finden die Besucherinnen und Besucher den neuen Mehrzweckraum für Seminare und Ausstellungen und die dank Sonnenschutz nun schattige Terrasse für Außen-Veranstaltungen sowie den Außenbereich der Kantine.
Die Bibliotheksatmosphäre wird in das untere Foyer fortgeführt, mit zusätzlicher Ausstattung nun vielfältig nutzbar, und von dort weiter in den großen Saal. Die schwarze Decke schafft hier einen zeitgemäßen Raumeindruck, hinzu kommen neue Belichtung und verbesserte Technik.
Neugestaltung der Unterrichts- und Verwaltungsbereiche
In den Obergeschossen wurde der gesamte Innenausbau erneuert. Die weißen Wände und Decken sowie die Türen mit Holzfurnier bestimmen nun die frische Erscheinung. Akustikdecken, schalldichte Türen mit Durchsicht, LED-Beleuchtung und zukunftsweisende Datentechnik schaffen für Unterrichts- und Büroräume durchgehend neue Qualitäten. Die Verwaltungsetagen wurden sogar vollständig entkernt und den Organisationswünschen entsprechend mit großen Glastrennwänden lichtdurchflutet gestaltet.
Das ursprüngliche Gebäude strahlte trotz viel hochwertigen griechischen Marmors in Fassaden und Erdgeschoss eine distanzierte Kühle aus und konnte nicht die Sympathien aller Athener gewinnen. Mit dem neuen Entwurfskonzept, inspiriert vom Farbenkreis aus Johann Wolfgang von Goethes Farbenlehre, ist es gelungen, das Bestandsgebäude mit geringen, geschickt eingesetzten Mitteln neu zu interpretieren. In den Fassaden wirkt Goethes Farbenkreis in den beweglichen Sonnenschutzlamellen, die unterschiedliche Fassadenbilder entstehen lassen – am Tag wie in der Nacht. Das bisher als eher nüchtern wahrgenommene Gebäude wird plötzlich lebendig. Das Farbenspiel setzt sich fort in den dominanten großformatigen Hängeleuchten, die die Gäste im Gebäude erwarten. Schließlich findet es sich auch in den Leuchtpaneelen wieder, die jedem Obergeschoss einen eigenen farbigen Akzent verleihen.