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Nicht offener, einphasiger Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerberverfahren
Das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Herrn Prof. Armin Günster tagte am 15. September 2014. Es wurden 3 Preise und 2 Anerkennungen vergeben und der erste Preisträger einstimmig zur Realisierung empfohlen.
Entwurfsverfasser: Prof. Tobias Wulf, Kai Bierich, Alexander Vohl
Mitarbeiter: Petra Marton, Maxim Winkler, Yeon Yung Choi
Landschaftsarchitekt: Planstatt für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung, Überlingen
Entwurfsverfasser: Johann Senner
Fachberater: SCHREIBER Ingenieure Gebäudetechnik GmbH, Ulm
Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug)
Die Arbeit überzeugt durch die topographische Komposition der Baukörper mit den Außenanlagen. Die Hanglage des Grundstücks übersetzt sich in eine architektonische Haltung, die Außen und Innen, Landschaft und Konstruktion verbindet und eine eigenständige Gestaltung mit Wiedererkennungswert schafft. Durch die Zonierung der Baukörper werden das Raumprogramm und die innere Logik der Erschließung in den öffentlichen und privateren Bereichen wie selbstverständlich organisiert. Die Gebäude erschließen sich fast intuitiv, die Arbeitsplätze erscheinen angenehm, die repräsentativen Bereiche sind großzügig und die Wohnbereiche diskret. Jeder Programmteil hat seinen eigenen Außenbereich mit differenzierter Gartenanmutung.
Die Außengestaltung der Baukörper nimmt mit den horizontalen Bändern und den gestuften Lehmziegelstreifen die topographische Schichtung des Ortes auf und übersetzt sie in eine reliefartige Fassade mit skulpturaler Qualität. Der Glasanteil ist kontrolliert und kommt den klimatischen Anforderungen entgegen. Die dargestellte Materialität weist auf eine sensible Haptik in der Außenwirkung hin.
Der Gesamteindruck des Entwurfs wirkt als Deutsche Botschaft selbstbewusst und gleichzeitig souverän zurückhaltend.
Entwurfsverfasser: Ansgar Schulz, Benedikt Schulz
Mitarbeiter: Karsten Liebner, Dominik Schürmann, Martin Grasse
Landschaftsarchitekt: Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden
Entwurfsverfasser: Till Rehwaldt
Mitarbeiter: Holger Kunath
Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug):
Die Entwurfsverfasser schlagen zwei für Kanzlei und Residenz getrennte Baukörper vor. Diese sind in angemessener Weise der Topografie angepasst und als Campustypologie entwickelt. Ein dritter langgestreckter Baukörper entlang der Erschließungsstraße formuliert als Pfortengebäude eine einladende klare Entréesituation zur Botschaft. Aus der Stellung der Baukörper ergeben sich vier klar zugeordnete Ebenen, die die jeweiligen Nutzungen erschließen. Die sich daraus entwickelnden Freiraumqualitäten schaffen eigene Identitäten im Gartenbereich und formulieren die Beziehung zwischen Georgien und Deutschland. Der Visahof wird durch einen separaten Zugang sinnvoll erschlossen. Eine großzügige Rampe führt zum Kanzleigarten. Auf dieser Ebene wird sowohl der Empfangsbereich der Residenz als auch die Kanzlei in sinnvoller, attraktiver Weise erschlossen. Gleichwohl erscheint die vorgeschlagene großzügige Vorfahrt überdimensioniert und schränkt die Qualität der grundsätzlich guten Eingangssituation ein. Ein großzügiges Foyer dient in der Kanzlei der Erschließung und schafft eine einladende Situation. Die Räume sind funktional richtig angeordnet.
Die Verbindung zum Leitungsbereich des Botschafters im Obergeschoss erfolgt in großzügiger Weise. Der Blickbezug nach Osten ins Tal vom Büro des Botschafters wird positiv gewürdigt. Die funktionalen Zusammenhänge der Büroarbeitsplätze in der Visastelle (backoffice) sind zu überprüfen. Die Funktionalität der Residenzbereiche wird gut umgesetzt. Die homogene Fassadenstruktur vermittelt ein prägnantes und zugleich ruhiges Erscheinungsbild. Die vorgeschlagenen Holzornamente werden im Preisgericht kontrovers diskutiert und sind im weiteren Entwurfsprozess in ihrer Wirkung im Bezug zur örtlichen Bautradition zu prüfen.
Die Arbeit zeichnet sich durch ihre klare Architektursprache und Einfachheit aus. Der Vorschlag ist ein angemessener Beitrag für die Gestaltung des Botschaftsgebäudes.
Entwurfsverfasser: Thomas Fischer, Ole Creutzig
Mitarbeiter: Yunus Coskun, Anika Schmidt, Maria Eckstein, Christian Stürmer, Katharina Port, Eugenie Gumenscheimer
Landschaftsarchitekt: MANN LANDSCHAFTSARCHITEKTUR, Fulda
Entwurfsverfasser: Tobias Mann
Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug)
Die Konzeption sieht ein Ensemble aus geometrisch gestapelten, kompakten Baukörpern vor, das sich [...] als gestaltete Terrassenlandschaft in die Topographie des Hangs sensibel einfügt. Die Funktionen sind dabei klar ablesbar und stapeln sich von der Wache, über die Kanzlei zur Residenz auf selbstverständliche Weise hangaufwärts.
Die inneren Funktionen wie z.B. Visastelle in Kombination mit den freiräumlichen Qualitäten ebenso wie die repräsentativen Bereiche sind gut organisiert und zugänglich gemacht.
Die straßenseitig notwendige Begrenzungsmauer wird dabei so gegliedert, dass sie in ihrer Maßstäblichkeit zum positiven Erscheinungsbild beiträgt. Insgesamt wird eine Architektursprache verwendet, die den Dialog zwischen Deutschland und Georgien in den Formen und der Materialität interpretiert. Der Entwurf setzt sich in überzeugender Weise mit lokalen Identitäten und baukulturellen Traditionen Georgiens so auseinander, dass neben der klaren offenen und modernen Architekturhaltung, durch das geschlemmte Ziegelmauerwerk und die Holzverschattungselemente als Referenz an das Gastgeberland ein Kanon von ortstypischen und traditionellen Materialien aufgegriffen wird.
Die Baukörpervolumen sind so zueinander versetzt, dass Freiräume mit unterschiedlicher Qualität und Ausgestaltung, einerseits den Bezug zur Pflanzenvielfalt Georgiens aufgreifen, andererseits die Freiraumqualitäten in die Innenräume und Bewegungsräume der Botschaft hineinholen, was ebenfalls als traditionell georgisch empfunden werden kann. Die Kommunikation über die Balkone unterstreicht zusätzlich dieses Thema und reagiert damit auch auf die spezifischen klimatischen Gegebenheiten.
Entwurfsverfasser: Gerhard Wittfeld
Mitarbeiter: Kilian Kada, Johannes Muentinga, Angie Müller, Alexander Meyer, Tim Witte, Andreas Horsky, Andrea Blaschke, Vera Huhn, Bade Kurdakul, Sophie Schulten, Martin van Laack
Landschaftsarchitekt: greenbox Landschaftsarchitekten PartG Schäfer & Tuczek, Köln
Entwurfsverfasser: Hubertus Schäfer
Mitarbeiter: Hannes Banzhaf
Fachberater: Ingenbieurbüro Hausladen GmbH (TGA), Kirchheim, BFT Cognos GmbH (Brandschutz), Aachen
Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug)
Der für eine Botschaft ungewöhnliche, gleichwohl überraschende Entwurf, wird vom Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Arbeit besticht durch ihre klare Haltung als Solitär mit Gärten in der bestehenden Topografie. Kanzlei und Residenz werden in einem hohen, villenartigen Baukörper zusammengefügt. Die Erschließung auf dem Grundstück ist entsprechend der funktionalen Anforderungen gut gelöst, wenngleich die Lage der Rampen und Vorfahrten auf der Südseite nicht nachvollziehbar sind - in der Folge befinden sich die intensiv gestalteten Gartenflächen im Norden, deren Erreichbarkeit jedoch stark eingeschränkt ist. Der markante Baukörper besticht durch eine hohe Transparenz und innovative Grundhaltung. Aus funktionaler Sicht bezüglich Sicherheitsanforderungen, Kosten und Unterhaltung bleiben jedoch entscheidende Fragen offen. Kritisch bewertet wird die innere Erschließung des Gebäudes, insbesondere die Erreichbarkeit der Residenz über Aufzüge und die nicht-barrierefreien Zuwege zu den innenliegenden Schachteltreppen überzeugen das Preisgericht nicht. Kritisch betrachtet wird auch die Anbindung der Residenzetage an den Garten. Die von ortstypischen Veranden abgeleitete gläserne Loggia mit Ausblicken zur Altstadt stellt eine besondere Qualität des Entwurfes dar. Das lange Dach an der Zufahrtsstraße mit einer Vielzahl von Stellplätzen kann als Adressbildung für eine Botschaft nicht überzeugen.
Entwurfsverfasser: MARTIN BEZ, THORSTEN KOCK
Mitarbeiter: JUN TAN, TILMANN RÖSCH, JAN ELSENHANS
Landschaftsarchitekt: Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Entwurfsverfasser: Frank Jetter
Fachberater: Tragwerk: WHP; HLS: Henne Walter; ELT: GBI Gachstatter; Modell: Boris Degen, Visualisierung: ???
Beurteilung durch das Preisgericht (Auszug)
Die Leitidee des Entwurfes bezieht sich auf die vorhandene Terrassierung des ehemaligen Weinberges. Die Kanzlei wird dabei fast vollständig in die neu angelegten, sehr architektonisch geformten Terrassen integriert. Oben am Hang thront ganz selbstverständlich das Gebäude der Residenz. Die Einbindung der Gebäude in den Hang reduziert auf den ersten Blick das große Volumen der Bauaufgabe. Auf den zweiten Blick verursacht die mit Stützmauern geformte Landschaft jedoch eine subjektiv spürbare zusätzliche Kubatur. Die weitgehende Einbindung der Baukörper in den Hang lässt die wünschenswerte, klare Erkennbarkeit von Kanzlei und Residenz vermissen. Der Ansatz, wie in einem Weinberg die gesamte Gebäudeanlage zu durchwandern ist zwar reizvoll, bei der Bauaufgabe eines Botschaftsgebäudes in dieser Form jedoch zweifelhaft bzw. nicht umsetzbar.
Die Erschließung und Situierung der Visastelle ist sehr gut gelöst. Insbesondere die Belichtung sowohl des Back-Officebereiches, als auch der Wartebereiche ist hervorzuheben. Der Zugang zur Kanzlei direkt neben dem Tor der Garagenzufahrt ist der Aufgabe nicht angemessen. Ein Großteil der Büroarbeitsplätze ist leider nur zu einem engen Innenhof ausgerichtet. Die Grundrisstypologie der Residenz wird als interessanter Ansatz gewertet. Die Umsetzbarkeit lässt jedoch einige Zweifel aufkommen.
Die Freibereiche wirken in ihrer Ausformung eher städtisch. Die vorgegebene Assoziation eines Weinberges ist hier nur schwer erkennbar. Die vorgeschlagene Materialität mit Fassaden aus heimischem Naturstein, Beton und Holz-Alu Fenstern ist der repräsentativen Bauaufgabe angemessen. Die Palisadenförmige Einfriedung des gesamten Grundstückes grenzt die Botschaft zu stark von der Nachbarschaft ab und widerspricht dem landschaftlichen Charakter des Ortes und damit auch der Entwurfsidee.
Für die Deutsche Botschaft in Tiflis (Georgien) sollen auf einem bundeseigenen rund 7.300 Quadratmeter großen unbebauten Hanggrundstück in Tiflis (Krtsanissi Straße, Isani-Samgori-Bezirk) das Kanzleigebäude und die RK-Visa-Stelle der Deutschen Botschaft (etwa 2.500 Quadratmeter BGF) sowie die Residenz für den deutschen Botschafter (etwa 875 Quadratmeter BGF) neu errichtet werden. Die Funktionsabläufe der Kanzlei inklusive Visa-Bereich und die der Residenz sind voneinander zu trennen. Die einzelnen Nutzungen dürfen sich untereinander nicht beeinflussen. Zentrale TGA-Technik kann in einem eigenständigen TGA-Gebäude untergebracht werden.
Zu berücksichtigende Ziele im Planungsprozess sind neben dem Nachweis der Wirtschaftlichkeit die unbedingte Funktionsgerechtigkeit der unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkte Kanzlei, RK-Visa-Stelle und Residenz. Hierbei spielen sowohl die Erschließung wie auch die hohen sicherheitstechnischen Anforderungen eine große Rolle. Aber auch die internen Funktionsabläufe sind zu beachten und unter funktionellen und wirtschaftlichen Aspekten zu berücksichtigen. Neben dem architektonischen Qualitätsanspruch an die gesamte Gebäudegestaltung sind die Aspekte einer umfänglich mit dem Hochbauentwurf verwobenen Landschaftsarchitektur wichtiges Ziel im Entwurfsprozess. Weitere Berücksichtigung muss die Tragwerksplanung im Zusammenhang mit der Erdbebensicherheit finden sowie die technische Gebäudeausrüstung und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in Anlehnung an den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“. Eine Zertifizierung gemäß Leitfaden wird nicht angestrebt.
Ziel des ausgelobten Wettbewerbs war es, einen Teil-Vorentwurf zu erhalten, der den funktionalen, sicherheitstechnischen und gestalterischen Anforderungen sowie den Repräsentationsansprüchen einer Botschaft gerecht wird und der im Anschluss an den Wettbewerb Grundlage der weiteren Planung (Erstellung der ES-Bau in Entwurfstiefe) sein wird sowie ein leistungsfähiges Planerteam für die weiteren Leistungsphasen zu finden.
Der interdisziplinäre Wettbewerb für Architekten mit Landschaftsarchitekten wurde am 14. Januar 2014 ausgelobt gemäß der VOF 2009 und den Richtlinien für Planungswettbewerbe (RPW 2013). In einem vorgeschalteten offenen Bewerberverfahren wurden 19 Wettbewerbsteams ausgewählt.
Referat A2 – Projektentwicklung, Wettbewerbe, Zuwendungsbau,
Landschafts- und Innenarchitektur, Kunst am Bau
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