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Generalsanierung
Die Deutsche Botschaft in Brasília wurde von Prof. Dr. Hans Scharoun im Auftrag der ehemaligen Bundesbaudirektion 1964 bis 1967 geplant und 1971 übergeben. Es handelt sich um eine bundeseigene Liegenschaft, die im Botschaftsviertel der neuen Stadt Brasilia liegt.
Mehrere Gutachten in den Jahren 1999/2000 haben eine Generalsanierung der Gesamtanlage für dringend notwendig befunden. Diese Sanierung erfolgte von Januar 2005 bis April 2007 unter der Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Referat III A 2.
Die Liegenschaft besteht aus den Bauteilen:
Die Deutsche Botschaft in Brasilia ist das einzige realisierte Auslandsprojekt von Hans Scharoun. Es handelt sich um einen Gebäudekomplex, der sich aus den Bauteilen Kanzlei und Residenz, den vier großen Wohnungen und dem Gebäude mit den Personalwohnungen zusammensetzt. Die grandiose Raumfolge in den Empfangsräumen der Residenz zählt zu den interessantesten Schöpfungen Scharouns, so dass das Gebäude zusammen mit der Gartengestaltung von Roberto Burle-Marx und der Lichtkunst von Günter Ferdinand Ris in Deutschland ein Denkmal von nationaler Bedeutung darstellen würde.
Scharouns einziger Auslandsbau in der damals noch als „Stadt der Zukunft“ gepriesenen jungen Hauptstadt Brasilia überrascht in doppelter Hinsicht. Zum einen nahm er bei den ersten Entwürfen ab 1963 nicht den ansonsten bevorzugt zitierten ausdrucksstarken Baustil Oskar Niemeyers auf – abgesehen von Sonnenschutzmaßnahmen an den Fassaden könnte der Bau so auch unter Scharouns Planung in Deutschland entstanden sein. Zum anderen brach er mit der inzwischen schon selbstverständlich gewordenen Gepflogenheit, Kanzlei und Residenz räumlich deutlich voneinander zu trennen. In Brasilia bilden beide Teile einen organisch zusammenhängenden Bauteil. Lediglich die Wohnräume des Kanzlers sowie die Dienst- und Personalwohnungen sind in separaten Häusern untergebracht. Es war Scharouns erklärtes Ziel, die Funktionen von Wohnen, Arbeiten und Repräsentieren „zueinander und in sich geordnet“ zu gestalten.
Aus diesem Konzept heraus entstand eine Reihe ineinander greifender, abgestufter Räume, die auch dazu beitragen sollten, die damals als überkommen empfundenen Vorstellungen von Repräsentation zu mildern. Ganz im Sinne der gesellschaftlich reformativen Bemühungen der 60er Jahre sollte dem Ablauf festlicher Veranstaltungen und persönlicher Begegnungen eine neue Form gegeben werden. Auch auf das schon zur Baugewohnheit gewordene Vordach zum Residenzeingang verzichtet Scharoun zugunsten eines überbauten Vorfahrtraumes, von dem zwei getrennte Eingänge zum Botschafterbau und zum Verwaltungstrakt abgehen.
Nach außen erfahren Kanzlei und Residenz durch eine Folge ansteigender Plateaus eine Abgrenzung und Ordnung zueinander. Die Fassade wird neben der vorgehängten Natursteinverkleidung aus rotem Sandstein von Leichtmetallbrüstungen geprägt, die durch einen Brisesoleil als Sonnenschutz verlängert sind. Das Gestaltungsprinzip des von innen nach außen entwickelten Baus wird im Garten fortgesetzt. Hier übernehmen die vom Haus abwärts führenden Terrassen die zusammenführende, verbindende Funktion. Unter diesen Wechselwirkungen zwischen Bauwerk und Umwelt hat der Landschaftsgestalter Roberto Burle – Marx den Garten geformt. Die Botschaftsbauten waren 1971 nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt.
Gebäudekomposition auf dem Grundstück
Die Deutsche Botschaft steht nicht, wie die Bauten Niemeyers in Brasilia, in der Tradition des Internationalen Stils, sondern fügt sich in ihre Umgebung ein. Das Gesamtgelände mit einer Größe von etwa 100 bis 250 Meter verfügt über ein starkes Gefälle (etwa 13 Meter) in Richtung See. Die Komposition der Gebäude nutzt die Topographie des Geländes: Fast alle Aufenthaltsräume sind zum See orientiert und die Fassaden der Gebäude nach der Sonneneinstrahlung der südlichen Hemisphäre ausgerichtet.
Botschafts- und Residenzgebäude
Das Botschaftsgebäude gliedert sich im Eingangsbereich durch die Trennung zwischen Kanzlei und Residenz. Beide Gebäude sind über einen Brückenbau miteinander verbunden, indem sich das Büro des Botschafters befindet. Der Brückenbau ist quasi die überdachte Vorfahrt. Während das Residenzgebäude zweigeschossig ausgebildet ist, steigt das Bürogebäude bis auf vier Geschosse an. Die Natursteinfassade („arenito vermelho“) ist prägend. Terrassen, Vordächer und Mauern sind aus Sichtbeton.
Wohnhäuser und Appartements
Auf dem Gelände sind die Wohnhäuser deutlich abgesetzt von den offiziellen Gebäuden. Auf der einen Seite befinden sich die vier Wohnhäuser für den Fahrer, mittleren Dienst, Hausmeister und Kanzler und auf der anderen Grundstückseite ein Wohnhaus mit acht Einzelappartements. Als Fassadenmaterialien wurden Ziegel, Sichtbeton und Alu Blech verwendet.
Die Gartengestaltung von Roberto Burle-Marx
Roberto Burle-Marx gilt als einer der bekanntesten Landschaftsarchitekten Südamerikas und ist für die Freiraumgestaltung Brasilias verantwortlich. Die Gestaltung der Pflanzenarrangements und der meisterlich geschwungenen Wege gehen mit Landschaft und Architektur ein Gesamtkunstwerk ein. Vier Königspalmen akzentuieren den Hof zwischen Residenz und Kanzlei. Es handelt sich um ein Gartendenkmal ersten Ranges.
Die Lichtstelen von Günter Ferdinand Ris
Der Künstler Günter Ferdinand Ris gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Bundesrepublik und hat einen ganz eigenständigen Beitrag zum Botschaftskomplex abgeliefert. Als Teil der Gartengestaltung sind drei unterschiedlich hohe Stelen – Brunnen und Lichtkunst zugleich – in einem flachen Wasserbecken am Ende der großen Freitreppe angeordnet.