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Von der „Freistätte der Kunst und Wissenschaft“ zum Masterplan Museumsinsel
Die Berliner Museumspläne waren immer Masterpläne und immer hatten sie in ihren entscheidenden Impulsen internationalen Zuschnitt. Daraus rühren ihre Faszination und ihre Langzeitwirkung. Im Grunde gilt es heute nur zu vollenden, was schon von Anfang an als ein Ganzes gedacht war. Die grandiose Gründungsurkunde aller Berliner Museumspläne liefert Schinkels Gemälde „Blick in Griechenlands Blüte“ von 1825. Die Baustelle eines antiken Tempels ist das Programmbild für den Umbau Preußens vom Militär- zum Bildungsstaat. Nach den erfolgreichen Freiheitskriegen gegen Napoleon soll sich „Preußen-Sparta“ zu „Spree-Athen“ verwandeln: zu einem Ort, wo die schönen, die gelehrten und die nützlichen Künste regieren.
Grundlage für die Umsetzung dieser Vision bildete das erlösende Wort von Friedrich Wilhelm IV von der Schaffung einer „Freistätte für Kunst und Wissenschaften“, die in der meisterhaften Gesamtplanung für die Museumsinsel von Friedrich August Stüler 1841 ihren Niederschlag fand.
Im Verlaufe von 100 Jahren, zwischen 1830 und 1930, entstand auf der Museumsinsel ein einmaliges Ensemble bedeutender Museumsbauten, geschaffen von den großen Architekten jener Zeit. Nach nur wenigen Jahren ihrer Blüte versank die Museumsinsel im Bombenhagel der Jahre 1943 bis 1945. Schrittweise und unter schwierigen Umständen wurden die Häuser nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder instand gesetzt, zuletzt das Alte Museum 1966. Das Neue Museum blieb bis zum Beginn der Gründungssanierung im Jahre 1989 eine teilweise baugesicherte Ruine.
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands stellten sich auch für die Entwicklung der Museumsinsel völlig neue Aufgaben und Möglichkeiten. Die Museumsinsel Berlin auf der Grundlage eines Masterplans zu entwickeln, und nicht nur zu sanieren, ist Ausgangspunkt und zugleich Zielsetzung dieses umfassenden Projekts. Schließlich gilt es, Sammlungen von Weltrang, die über 40 Jahre getrennt waren, im historischen Ensemble der Museumsinsel wieder zu vereinigen und gemäß den Anforderungen des 21. Jahrhunderts zu präsentieren.
1999 wurden für die Zukunft der Mitte Berlins zwei Entscheidungen von großer Tragweite gefällt: Der Masterplan, der die Grundlage für die Wiederherstellung, bauliche Sanierung, Modernisierung und Entwicklung der Museumsinsel bildet, wurde am 4. Juni 1999 vom Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verabschiedet. Die Entscheidung der UNESCO über die Aufnahme der Museumsinsel in die Liste des Weltkulturerbes fiel am 2. Dezember des gleichen Jahres.
Nach Abschluss des Gutachterverfahrens zum Neuen Museum schlossen sich die beteiligten Architekturbüros zur „Planungsgruppe Museumsinsel“ zusammen: Heinz Tesar (Bode-Museum), Hilmer & Sattler und Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH (Altes Museum), David Chipperfield Architects (Neues Museum und James-Simon-Galerie). Sie entwickelten ein Gesamtkonzept der baulichen Maßnahmen zur Umsetzung der museumspolitischen und wissenschaftlichen Konzeptionen der Staatlichen Museen zu Berlin und den sich daraus ergebenden inhaltlichen und funktionalen Anforderungen. Nach den jeweiligen Wettbewerbsentscheidungen wurden in die Planungsgruppe Museumsinsel die Büros O. M. Ungers (Pergamonmuseum), Levin Mosigny Landschaftsarchitekten (Freiraumplanung) und polyform (Erscheinungsbild Museumsinsel) berufen.
Im Rahmen des Masterplans wird die Grundinstandsetzung der einzelnen Gebäude jeweils von einem für die spezielle Aufgabe ausgewählten Architekten bearbeitet. Dies führt die Entwicklungsgeschichte der Museumsinsel als Abfolge von fünf individuell gestalteten Solitärbauten fort, die im Laufe von mehr als 100 Jahren entstanden sind: Altes Museum, Neues Museum, Alte Nationalgalerie, Bode-Museum und Pergamonmuseum (nähere Informationen hierzu sind auf den jeweiligen Seiten der einzelnen Gebäuden zu finden).
Weitere Einzelprojekte sind die Gestaltung der Freiflächen, die Entwicklung des Corporate Designs und eines Leit- und Informationssystems für die Museumsinsel sowie die Planung des gemäß Masterplan vorgesehenen neuen Eingangsgebäudes. Zur Durchführung der Baumaßnahmen der Museumsinsel ist zudem eine übergeordnete Baulogistik erforderlich, die unter anderem Baustelleneinrichtungen, Baustellenverkehr und Zugangskontrollen zentral steuert.
Auf Grundlage des Wettbewerbsentwurfs wurde vom ersten Preisträger Büro Levin Monsigny Landschaftsarchitekten eine Vorplanung für den Außenraum der gesamten Museumsinsel erstellt. Schwerpunkt des Entwurfskonzepts ist es, den Inselcharakter zu stärken. Alle zukünftig öffentlich zugänglichen Freiräume zwischen den Häusern sollen durch einheitliche Materialität, Möblierung und ein einheitliches Außenlichtkonzept als ein zusammenhängendes Ensemble erlebbar werden.
Die Umsetzung der Planung erfolgt Schritt für Schritt im Zuge der Baumaßnahmen der einzelnen Häuser.
Die denkmalgerechte Herrichtung der Kolonnaden und des Kolonnadenhofs – ein wesentliches Teilprojekt der Umsetzung des Gestaltungskonzepts für die Freianlagen – wurde bis zur Eröffnung des Neuen Museums baulich fertig gestellt. Im Juni 2010 wurde der Kolonnadenhof mit neuer Bepflanzung feierlich wiedereröffnet.
Für die Planung der Herrichtung der Kolonnaden, das heißt deren Instandsetzung und die partielle Ergänzung des Bestands, zeichnet das Architekturbüro Petersen Architekten, Berlin, verantwortlich.
Das Projekt, an dem das Büro für Grafik- und Produktdesign, polyform, als erster Preisträger des Wettbewerbs Erscheinungsbild Museumsinsel seit 2003 arbeitet, umfasst die konzeptionell-gestalterische Entwicklung der Themenbereiche Corporate Design, Leit- und Informationssystem, Neue Medien und Baustellenkommunikation. Das Corporate-Design-Konzept benennt die wesentlichen Elemente wie Raster, Farbe und Schrift und beschreibt die gestalterischen Grundregeln, die für alle Anwendungen des Standortkonzepts gelten. Das Konzept schöpft aus der Identität des Orts – es erfasst inhaltliche und emotionale Anteile.
Auf Basis des Corporate Designs entsteht ein neues museumsinselübergreifendes Leit- und Informationssystem mit konventionellen Elementen wie Orientierungsstelen und Leitschildern sowie mittels Neuer Medien. Zusätzlich werden alle Häuser der Museumsinsel mit einem übergeordneten Ticket-, Kassen- und Kontrollsystem ausgestattet.
Die Realisierung erfolgt im Zuge der Grundinstandsetzung der einzelnen Häuser.
Als zentrales Besucherzentrum, als Veranstaltungs- und Informationszentrum und als Ort für Sonderausstellungen übernimmt das neue Eingangsgebäude eine Schlüsselfunktion in der Gesamtorganisation der Museumsinsel und entlastet dabei die historischen Gebäude.
Es trägt den Namen des berühmten Mäzens James Simon und ist nach den Plänen von David Chipperfield Architects entstanden.
Derzeit wird die Grundinstandsetzung und Ergänzung des Pergamonmuseums in Form des Bauabschnitts A umgesetzt, woran der zweite Bauabschnitt B in den kommenden Jahren anschließen wird.
Wann die Grundinstandsetzung des Alten Museums beginnen kann, ist derzeit noch nicht bestimmbar.